© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/06 01/07 22./29. Dezember 2006

Kaiser, Könige, Bürger:
Was von Preußen bleibt
Christoph Martinakt

Es gibt wohl keine Dynastie in Europa, die für kometenhaften Aufstieg und jähen Untergang so steht wie die brandenburgische Linie der Hohenzollern. Was heute noch an deren wechselvolle Geschichte erinnert, findet sich zumeist zwischen Buchdeckeln wieder - vor allem in den faszinierenden Chroniken und Gesellschaftspanoramen Theodor Fontanes. Preußen hat im Zuge zweier Weltkriege buchstäblich alles verloren: Einfluß und Macht, Territorium und Identität. Fast scheint es so, als sei seine Geschichte heute nur noch auf wenige Namen, Farben und Symbole beschränkt. Etwa auf Fußballklubs, die den Namen Borussia tragen, oder eben die traditionellen Farben der DFB-Auswahl. Doch ist das wirklich alles?

Zeitgemäß und traditionsbewußt

Arte fragt in einem Themenabend nach. Unter dem Titel "Kaiser, König, Bürger" (Mi, 27.12., 20.40 Uhr) stellt der Sender die heutigen Erben des Hauses Hohenzollern vor. An deren Spitze steht Georg Friedrich Prinz von Preußen, ein 30 Jahre alter Betriebswirt, der mit Verve und einem Schuß Modernität für das geistige wie kulturelle Erbe Preußen streitet. Familiär setzt das Haus ganz auf Tradition. So regelt ein Familiengesetz, das noch Kaiser Wilhelm I. erlassen hat, daß männliche Erstgeborene erben und nur dann, wenn sie eine ebenbürtige Prinzessin heiraten. So etwas bleibt, wie bereits bei Fontane zu lesen, jedoch nicht ohne Konflikte. "Kaiser, König, Bürger" zeigt den schwierigen Versuch des heutigen Hauses Preußen, mit dem Erbe seiner Vorväter zeitgemäß und traditionsbewußt zugleich, also verantwortungsvoll umzugehen.


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