© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/07 5. Januar 2007

Wahrheit hat ihren Preis
von Detlef Kühn

Die Arbeit der Birthler-Behörde ist noch immer vielen Zeitgenossen ein Dorn im Auge. Einst hauptamtliche Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes möchten ungestört an der Legende stricken, ihr "Organ" sei nicht eine der wichtigsten Stützen einer unmenschlichen Diktatur gewesen, sondern nur ein ganz normaler Geheimdienst. Andere, auch aus der alten Bundesrepublik, fürchten die Erinnerung an Zuträgerdienste, die bisher unentdeckt blieben. Dann gibt es noch Gutmenschen, die gern den Mantel der christlichen Nächstenliebe über diese Vergangenheit ausbreiten würden. Das sei doch alles schon lange her.

Der Bundestag hat bislang dieser Schlußstrich-Mentalität widerstanden. Das Interesse an einer sachgerechten Aufarbeitung unserer Vergangenheit ist weiterhin groß. Soweit möglich, müssen alle Hinterlassenschaften des MfS erschlossen werden. Dies gilt besonders für Akten, an deren Vernichtung die Staatssicherheit ein Interesse hatte. Sie wurden geschreddert. Ihre Schnipsel ruhen heute in 16.000 Säcken und harren der Zusammensetzung in einem gigantischen Puzzle. Mit den Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung kann es erleichtert und beschleunigt werden.

Im Bundeshaushalt werden nun 6 Millionen Euro bereitgestellt, mit denen vorerst der Inhalt von 400 Säcken rekonstruiert werden kann. Insgesamt rechnen Fachleute mit Kosten von 30 Millionen. Das Geld wäre gut angelegt. Denn auch die Wahrheit hat ihren Preis.


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