© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

"Ich möchte mich nicht aufdrängen"
Hamburg: Linke Gruppen leisten weiter Widerstand gegen das von Peter Tamm gestiftete Marine-Museum / Streit um Finanzierung und Präsentation der Sammlung
Hans-Joachim von Leesen

Je näher der Zeitpunkt heranrückt, an dem in Hamburg eines der bedeutendsten maritimen Museen der Welt eröffnet wird, desto schriller werden die Versuche einiger Kleingruppen, Einfluß auf die Gestaltung des Museums zu gewinnen. Immer deutlicher zum Sprachrohr weit links agitierender Gruppen, die das Museum diffamieren, dessen Ausstellungskonzept noch niemand kennt, wird dabei die Boulevardzeitung Hamburger Morgenpost.

Nach dem bisherigen Stand der Bauarbeiten und der Planung dürfte das Museum im Frühjahr 2007 seine Pforten öffnen (JF 43/05). Dann wird die private Sammlung des ehemaligen Generalbevollmächtigten der Axel-Springer-AG Peter Tamm der Öffentlichkeit zugänglich sein, eine Sammlung, die auf der Welt nicht ihresgleichen findet. Tamm, der von sich sagt, er sei seit seiner Jugend von der See und der Schiffahrt fasziniert, hat mit privaten Mitteln über 5.000 Gemälde und Graphiken mit maritimen Motiven, etwa 1.000 große Schiffsmodelle sowie 25.000 Kleinmodelle aus der ganzen Welt, 120.000 fachbezogene Bücher, 1.000 historische Marineuniformen, 40.000 Konstruktionspläne, eine Waffensammlung, Navigationsinstrumente, Urkunden, Tagebücher erworben. Noch stehen all die Exponate in einem ehemaligen Hotel an der Elbchaussee, doch reichen die Räume längst nicht mehr aus. Auch stellte sich die Frage nach der Zukunft der Sammlung. Die Gefahr bestand, daß sie in alle Welt verstreut werde.

Tamm sorgte vor. 2004 einigte er sich mit der Hansestadt Hamburg. Tamm gründete eine private Stiftung, der er seine gesamte Sammlung, sein "wesentliches Vermögen", wie er sagte, übergibt. Die Hansestadt restauriert und baut den historischen Kaispeicher B in der neu entstehenden Hafen-City aus und stellt dafür eine Summe von 30 Millionen Euro zur Verfügung. Der Speicher wird auf 99 Jahre der Stiftung übergeben, bleibt aber im Besitz der Stadt. Die laufenden Kosten des Museum wird die Stiftung mit den Zinsen des aus privater Hand zusammengekommenen Stiftungskapitals bestreiten, von dem bisher zehn Millionen Euro an Spenden gesammelt wurden.

Die Hamburger Bürgerschaft hatte bei einigen Enthaltungen einstimmig die Planung und die Bewilligung von 30 Millionen Euro beschlossen. Was nun aber die kleinen Linksgruppen anhaltend stört, ist die Tatsache, daß sich Peter Tamm die alleinige Richtlinienkompetenz für die Gestaltung vorbehalten hat. Zwar würden sie gern die Sammlung übernehmen, doch stellen sie sich vor, daß sie bestimmen, was ausgestellt wird und mit welcher Tendenz.

Die Stiftung hat das alleinige Entscheidungsrecht

Offenbar solches ahnend, hat Tamm festgelegt, daß das alleinige Entscheidungsrecht über die Präsentation der musealen Sammlung, die Auswahl der Exponate, die Gewährung und Entgegennahme von Leihgaben, die Veranstaltung von Ausstellungen und Vorträgen und der gesamte Betrieb bei der Stiftung liegt. Dazu Tamm: "Aus der Sicht des Sammlers und der damals Verantwortlichen was dies selbstverständlich." Und durchaus drohend hat er im vorigen Jahr öffentlich erklärt: "Sollte dies nicht mehr so gesehen werden, sollte das deutlich gesagt werden. Ich möchte mich mit meinem Geschenk und der Stiftung nicht aufdrängen."

Wieder wird nun versucht, Stimmung gegen das weltweit einmalige Museum zu machen. Die Hamburger Morgenpost schimpft: Das Museum werde eine "gigantische Militaria-Sammlung", ein "Sammelsurium von Kriegsschiffmodellen" und "Nazi-Devotionalien".

Schon vorher hatten sich Linke darüber erregt, daß unter Umständen der Großadmiralstab des "verurteilten Kriegsverbrechers Dönitz" gezeigt werden könnte und daß die originalgetreuen Modelle der Kriegsschiffe die Flaggen zeigen, die zu ihrer Zeit auf ihnen wehten. Ohne auch nur das geringste Produktive beigetragen zu haben, wollen sie jetzt dem Museum den Sinn geben.

Einer der Wortführer gegen die Zurschaustellung von Waffen, Kriegsschiffmodellen und -darstellungen ist der kulturpolitische Sprecher der Fraktion der Grün-Alternativen Liste, Wilfried Maier - was überrascht, war es doch die grüne Regierungsfraktion mit ihrer Ikone Joschka Fischer, die zum ersten Mal nach 1945 wieder deutsche Kriegsschiffe in den Einsatz vor der ostafrikanischen Küste schickte. Da sollte man von einem grünen Politiker Verständnis für Kriegsschiffe und ihre Waffen erwarten.


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