© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

Der Protest geht weiter
Islam II : Nach der Grundsteinlegung für die Moschee in Berlin-Heinersdorf / CDU-Politiker René Stadtkewitz fordert Einsicht in Baugenehmigung
Christian Dorn

Am 2. Januar erfolgte im Berliner Stadtbezirk Pankow-Heinersdorf unter dem Protest von etwa einhundert Anwohnern die Grundsteinlegung für den Moscheebau der Ahmadiyya-Gemeinde (JF 2/07). Neunzig Polizisten waren im Einsatz, um die Zeremonie für den ersten Neubau einer Moschee, die auch als solche von außen erkennbar ist, im Ostteil Berlins und den östlichen Bundesländern abzusichern. Bislang wohnt in dieser Gegend kein einziges Mitglied der islamischen Gruppierung. Das zweigeschossige Gebäude mit zwölf Meter hohem Minarett soll bis Jahresende fertiggestellt sein. Die Moschee wäre dann der neunzehnte Bau des von der Ahmadiyya verkündeten "Hundert-Moscheen-Plans" (siehe Seite 10).

Daß die Anwohner nach all ihren Protesten so plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, war offensichtlich von den Behörden, die zwei Tage vor Heiligabend die Baugenehmigung erteilten, genau geplant worden. Daraufhin hatten über 350 Anwohner mit einer Lichterkette gegen den drohenden Baubeginn protestiert. Für die Bewohner von Pankow-Heinersdorf sieht es derweil düster aus. Das erst 1989 errungene Bürgerrecht scheint man ihnen genommen zu haben. Neunzig Prozent der ansässigen Bevölkerung lehnen den geplanten Moscheebau ab, mehrere Bürgerbegehren mit über zehntausend Unterschriften waren wegen angeblicher Verfassungswidrigkeit nicht angenommen wurden

Dennoch ließen sich die Gegner des Moscheebaus in Pankow-Heinersdorf, die sich in der Bürgerinitiative IPAHB e.V. zusammengeschlossen haben, nicht entmutigen. Trotz der Überrumpelungsaktion waren sie zusammengekommen, um lautstark ihrer Ohnmacht Stimme zu verleihen.

So erreichte der skandierte Ruf "Nein zur Moschee!" über eine Lautsprecheranlage auch die Besucher im Festzelt, wo man in einer Zeremonie die Grundsteinlegung feierte. Dort lauschten zweihundertfünfzig Muslime den Koranversen und den - nur teils in deutsch gesprochenen - Begrüßungsworten der Ahmadiyya-Vertreter. Zu diesen zählte der für Deutschland zuständige Imam Abdullah Uwe Wagishauser sowie das geistliche Oberhaupt der Ahmadiyya-Gemeinde aus London, der Kalif Hazrat Mirza Masroor Ahmad.

Provokantes Plakat

Auch die lokalen Notabeln waren zugegen, um ihr Grußwort auszurichten. Den multikulturellen "Segen" erteilte der anwesende Integrationsbeauftragte des Berliner Senats, Günter Piening, der sich ebenfalls mit einem Stein an der Grundsteinlegung beteiligte. Resigniert äußerte daraufhin der für Sekten und Weltanschauungsfragen zuständige Pfarrer der evangelischen Landeskirche Thomas Gandow: "Deutsche Politiker haben keine Ahnung von symbolischen Handlungen."

Daß hier einer von manchen Kritikern als islamistisch eingeschätzten Sekte trotz deutlicher Ablehnung durch die Bevölkerung eine fragwürdige Baugenehmigung erteilt wurde, scheint allerdings nur dann rätselhaft, wenn man die Ideologien der handelnden Bezirksbürgermeister Burkhart Kleinert (Linkspartei) und Matthias Köhne (SPD) außer acht läßt. Nach Ansicht von René Stadtkewitz, baupolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus und einziger Berliner Politiker, der deutlich auf seiten der Moschee-Gegner steht, geht es den linken Lokalpolitikern augenscheinlich darum, die bestehende Gesellschaft zu verändern, um sie mit Gewalt dem "Leitbild der multikulturellen Gesellschaft" anzunähern. Er verlangt Einsicht in die Baugenehmigung, für die er notfalls vor Gericht ziehen will.

Die Bürgerinitiative IPAHB will unterdessen weiter über die ihrer Meinung nach grundgesetzwidrigen Praktiken der Ahmadiyya-Sekte aufklären, die bislang weder für die Medien noch für den Verfassungsschutz von Interesse sind. Gelernt hat sie jedenfalls: daß es gilt, auf Provokationen provokant zu antworten - drei Tage nach der Grundsteinlegung hat sie in Anlehnung an John Heartfields legendäres Anti-Hitler-Plakat "Millionen stehen hinter mir!" eine Fotomontage mit den Gesichtern der verantwortlichen Politiker und dem Oberhaupt der Ahmadiyya-Gemeinde veröffentlicht.

Die Berliner Moscheebaugegner im Internet: www.ipahb.de 


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