© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

UMWELT
Deutschland bleibt Autoland
Volker Kempf

Kaum beginnt das neue Jahr, geht der Wettlauf um die ersten Zahlen über das verflossene Jahr los. Die Welt berichtete beispielsweise, daß die Menschen in Deutschland 2006 mehr für den Kauf von Neuwagen ausgaben als noch 2005. Laut einer Studie von B & D-Forecast stieg der Neuwagenumsatz im besagten Zeitraum von 76,02 auf 80,08 Milliarden Euro. Der Durchschnittspreis pro verkauften Neuwagen kletterte um 499 Euro, von durchschnittlich 22.746 Euro auf 23.245 Euro. Seit 1996 stiegen die Ausgaben für einen Neuwagen sogar um 22 Prozent. Genau besehen schrumpfte das Segment der Mittelklassewagen, während die Kleinwagen und vor allem die Fahrzeuge der gehobenen Mittelklasse und aufwärts vermehrt nachgefragt wurden. Einem Trend zur Bescheidenheit entspricht das nicht. Die Devise lautet vielmehr: schneller, größer, besser.

Das Auto bleibt der Deutschen liebstes Kind. Um so erfreulicher, daß die Zahl der Unfalltodesopfer im Straßenverkehr hierzulande von 2005 auf 2006 leicht zurückging, von 5.361 auf etwa 5.000 - 1991 waren es sogar noch 11.300. Besonders rückläufig war mit einem Minus von 20 Prozent die Zahl der verunglückten Kinder und Jugendlichen. Da es aber aus demographischen Gründen weniger Kinder und Jugendliche gibt, die verunglücken können, muß diese positive Tendenz nicht oder nicht nur auf die gesteigerte Vernunft der beteiligten Verkehrsteilnehmer zurückzuführen sein. Absolut bedeutet die Zahl von 5.000 Verkehrstoten noch immer eine Schreckensbilanz. Ein Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen müßte nicht nur bei den Grünen der Umwelt wegen ein Thema sein, sondern auch bei anderen Parteien - wenigstens den Menschen zuliebe.


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