© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

Leserbriefe

Zu: "Leitkultur auf dem Narrenschiff" von Jens Knorr, JF 52/06-1/07

Das Heilige beschützen

Die Ausführungen des Autors über die Aufführung von "Idomeneo" der Deutschen Oper Berlin sind ein Beispiel für den Niedergang unserer Kultur. Im Gegensatz zur hier vorgetragenen Meinung, die auch von maßgeblichen Angehörigen der politischen Klasse vertreten wird, möchte ich - wie schon im Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen - hervorheben, daß auch die grundgesetzlich garantierten Freiheiten ihre Grenzen haben. Diese liegen dort, wo die Blasphemie beginnt und das Heilige verletzt wird.

Solche Grenzverletzungen geschehen in der westlichen Welt, insbesondere in Deutschland so oft, daß sich Angehörige anderer Kulturkreise mit dem Vorwurf der Dekadenz stolz jeder Integration verweigern. Der Inhalt unserer so gepriesenen Freiheit bedarf des Schutzes und des Bekenntnisses. Seine Anerkennung steht nicht im Belieben jedes Einzelnen.

Josef Kardinal Ratzinger schreibt in "Werte in Zeiten des Umbruchs": "Die immer wieder leidenschaftlich geforderte Multikulturalität ist manchmal vor allem Absage an das Eigene, Flucht vor dem Eigenen. Aber Multikulturalität kann ohne gemeinsame Konstanten, ohne Richtpunkte des Eigenen nicht bestehen. Sie kann ganz sicher nicht ohne Ehrfurcht vor dem Heiligen bestehen. Zu ihr gehört es, dem Heiligen des anderen ehrfürchtig zu begegnen, aber dies können wir nur, wenn uns das Heilige, Gott, selbst nicht fremd ist." Es gilt also, dem Banausentum mit der gebotenen Härte entgegenzutreten und das Heilige zu beschützen.

Reinhard Uhle-Wettler, Timmendorfer Strand

 

 

Zu dem Leserbrief "Triumph des Orients" von Rudolf Rahlves, JF 52/06-1/07

Die nächste Kapitulation

Die nächste Kapitulation vor dem Islam hat bereits stattgefunden und findet weiterhin statt. In verschiedenen deutschen Kindergärten wurden die Weihnachtsfeiern abgesagt, angeblich um islamische Eltern nicht zu verprellen. Dafür gibt es dann neutrale Herbst- und Frühjahrsfeste.

Die Oper "Idomeneo" wurde zunächst abgesagt, der Islam könnte ja beleidigt sein. Ade Kunst- und Pressefreiheit. Die größte Kapitulation fand und findet jedoch in den Medien statt, die in vorauseilendem Gehorsam und falsch verstandener Toleranz kaum mehr islamkritische Beiträge (siehe Karikaturen) bringen. Wenn das so weitergeht, werden wir uns alle wohl bald den Koran kaufen und unseren Frauen ein Kopftuch schenken müssen.

Werner Christ, Überlingen

 

 

Zu: "Pankraz, die Weihnachtsfeier und der Volksgeist", JF 52/06-1/07

Jesus ist ein wichtiger Prophet

Mit Verwunderung las ich diese Pankraz-Kolumne. Ein gläubiger Muslim würde eine Weihnachtsfeier ganz sicher nicht als beleidigend empfinden, denn Jesus ist für den Islam ein sehr wichtiger Prophet. Sogar der iranische Präsident, der bei unseren Politikern ja als Fundamentalist gilt, wünscht auf seiner Internetseite allen Menschen eine fröhliche Weihnacht. Aus seiner Grußbotschaft spricht große Verehrung für den Messias.

Weihnachtsfeiern werden sicher nicht durch gläubige Muslime verhindert. Da stecken ganz sicher völlig andere Kräfte dahinter. Hier ist ein weites Feld der journalistischen Betätigung zu bestellen.

Dr. Robert Strauß, Genheim

 

 

Zu: "Kehlschnitt an Silvester" von Edgar Guhde, JF 52/06-1/07

Schande für ein modernes Land

Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts über das Schächten ohne Betäubung wurde von mehreren Seiten als Fehler bezeichnet. Wieder wurde eine Gelegenheit vertan, zu verdeutlichen, daß in Deutschland anachronistische Gepflogenheiten wie "Ehrenmorde" oder das unnötige Quälen von Tieren nicht geduldet werden. Statt dessen wird der Schwarze Peter an die Verwaltung der Länder weitergereicht und so für mehr Bürokratie gesorgt und die Kontrolle erschwert.

In der Bevölkerung wird die Entscheidung mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit hingenommen oder nicht zur Kenntnis genommen. Dieses Urteil empfinde ich als Schande für ein Land, das modern, zivilisiert und kultiviert sein will. Für mich ist es eine weitere Bankrotterklärung der deutschen Justiz vor archaischen Riten nicht-europäischer Kulturen. Wenn selbst islamische Spitzenverbände das Schächten ohne Betäubung in ihrer Religion nicht zwingend vorgeschrieben sehen, stellt sich die Frage, ob es vorsätzlich oder aus Feigheit so gefällt wurde. Auf jeden Fall wurde der "Religionsfreiheit" in nicht nur mir unverständlicher Weise Vorrang vor anderen deutschen Gesetzen eingeräumt.

Interessant wäre zu erfahren, was passiert, wenn Mitglieder einer Religionsgemeinschaft in Deutschland einwandern, denen Menschenopfer durch Schächten ohne Betäubung zwingend vorgeschrieben sind. Ob sich dann diese Richter und die Multikulti-Vorantreiber vor lauter Begeisterung über eine weitere kulturelle Bereicherung als Opfer zur Verfügung stellen?

Roland Reiner, Benediktbeuern

 

 

Zu der Meldung "Grundschule hängt Kruzifixe ab", JF 52/06-1/07

Bunte Holzkreuze lenken ab

Bereits das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1995 zeigte auf, wie weit unser Rechtsstaat schon zum Rechtsmittelstaat verkommen ist. Daß nunmehr wegen des Einspruchs einiger Querulanten die Kreuze verändert werden sollen, ist ein weiteres Zeichen für die geistige Verwahrlosung unserer Gesellschaft. Geradezu grotesk sind die bunten Holzkreuze als Ersatz, die einer Blasphemie gleichkommen. Sie haben mit dem christlichen Kreuz nichts mehr gemein, im Gegenteil, sie lenken vom Wesentlichen ab. Der Anblick des gekreuzigten Heilands hat noch keinem in einer gesunden Familie lebenden Kind geschadet, im Gegenteil, er öffnet die Wahrnehmung für die Wirklichkeit. Unverständlich ist die lasche Haltung der Kirchen zu diesem Thema.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Ich habe meine Ideale gerettet", Interview mit Henry Nitzsche, JF 52/06-1/07

Alles über die CDU

Wer alles über die politische Positionierung der CDU erfahren möchte, dem sei die oben genannte Ausgabe der JF wärmstens ans Herz gelegt. Einen rhetorisch manchmal ein wenig brachialen, aber dennoch ehrlichen und volksnahen Konservativen drangsaliert man im Trommelfeuer der Political-Correctness-Wächter auch parteiintern so weit, daß er resignierend das Handtuch wirft. Gleichzeitig bläst ein Landesminister mit CDU-Parteibuch unverantwortliche Platitüden aus der untersten Schublade ultralinker Multikulti-Phantasien in die Weltgeschichte - selbstverständlich ohne jegliche Sanktionen durch die Partei. Wer als Konservativer dieser CDU über Kommunalwahlen hinaus auch nur noch eine einzige Wählerstimme schenkt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen.

Constantin Rademacher, Mainz

 

Selbstdisqualifizierung

Die CDU hat sich wieder einmal selbst disqualifiziert. Nach dem Ausschluß vonHohmann hat sie nun auch ihr Mitglied Nitzsche zum Austritt veranlaßt. Was hat er getan? Mit den Worten "Multikulti-Schwuchteln" und "Schuldkultur" hat er seine Meinungsfreiheit wahrgenommen und damit auch den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber Political Correctness verbietet den Deutschen, Tabuthemen auszusprechen. Wann wird endlich eine konservative Partei gegründet, in der die über vierzig Prozent Nichtwähler (aber keine Nazis) ihre Heimat finden können? Leitfiguren dafür gibt es schon reichlich: Hohmann, Günzel, Kusch und Nitzsche.

Jürgen Schulz, Buchholz

 

 

Zu: "Große Freude", Kolumne von Klaus Motschmann, JF 52/06-1/07

"Allem Volk widerfahren"

Motschmann greift die alle Jahre wieder ertönende Mahnung auf, die Ausgaben in Millionenhöhe für Weihnachtsgeschenke doch sinnvollerweise zur Behebung sozialer Notstände zu verwenden. Ihr gegenüber wendet er ein, daß ideologisch motivierte Kritik am weihnachtlichen "Konsumterror" nur bedingt etwas mit Rückbesinnung auf den Sinn der Weihnachtsbotschaft zu habe, denn diese verkünde den Menschen "große Freude, die allem Volk widerfahren soll".

Will er damit etwa sagen, daß sich diese große Freude erst bei reichlich gedecktem Gabentisch einstellt? Ist es etwa nicht Ausdruck großer Freude, wenn Menschen in erbärmlichen sozialen Notlagen durch Spenden geholfen wird, zumal, wie er selber zitiert, diese "allem Volk widerfahren soll"? Erklärt sich Motschmanns merkwürdiger Einwand sowie die daraus gezogenen Schlußfolgerungen nicht selber aus dessen ideologischer Bedingtheit? Es steht zu vermuten, daß Motschmanns ausgeprägte Allergie gegen Kapitalismuskritik gedankliche Stilblüten dieser Art notwendigerweise hervorbringt.

Franz Josef Piwonka, München

 

 

Zu "Zweierlei Wahrnehmung" von Christian Rudolf, JF 52/06-1/07

Richter unter politischem Druck

Wie die Prozesse gegen die vermutlichen Schläger von Potsdam, die einen Mann aus Äthiopien schwer verletzt hatten, und gegen den mutmaßlichen Mörder aus Afghanistan, der einen Deutschen ebenfalls in Potsdam erstach, ausgehen werden, scheint sich schon vorab im Fall von einem Schuldspruch in bezug auf die Strafzumessung abzuzeichnen. Dazu ist auch das Interesse der Medien und gesamten Öffentlichkeit für den Fall des Ermyas M. zu groß. Die Richter werden sich dem politischen Druck in diesem Falle nicht entziehen können.

Auch wenn es ganz "normale" gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Menschen gibt, bei denen der Ausländer das Opfer und der Deutsche der Täter ist, dann bleibt immer nur der Schluß der Ausländerf"eindlichkeit, und die Tat wird entsprechend höher bewertet als im umgekehrten Fall. Aus diesem Grunde haben viele Deutsche es vorgezogen, möglichst wenig Berührungspunkte mit ausländischen Mitbürgern zu haben.

Detlef Britt, Berlin

 

 

Zu: "Provokationen aus Warschau" von Dieter Stein, JF 52/06-1/07

Nicht "aus Polen" vertrieben

Wurden die 22 Deutschen in dem Artikel aus Polen oder durch Polen vertrieben? Ich nehme an, daß die Treuhand nicht nur mit Fällen anfängt, die das Gebiet Polens von 1937 betreffen. Eher wird es wohl um die deutschen Ostgebiete gehen.

Florian Geyer, Frankfurt am Main

 

 

Zu: "Adenauers außenpolitische Manövriermasse" von Hans Christians, JF 52/06-1/07

Frankreich ist nicht unschuldig

Wenn Schlehofer, der ehemalige Kabinettschef des Regimes Hoffmann, von der "Empfindlichkeit der Franzosen nach Sicherheit vor den Deutschen" gesprochen hatte, hat er sich die chauvinistischen Thesen des französischen Historikers Jacques Bainville zu eigen gemacht und die geschichtlichen und politischen Verhältnisse ins Gegenteil gedreht. Schließlich hat Frankreich seit mehreren Jahrhunderten ständig versucht, sein Staatsgebiet auf Kosten des deutschen Nachbarn bis zum Rhein zu erweitern.

Man sollte auch nicht vergessen, daß den Besetzungen Frankreichs durch deutsche Truppen die Gewaltherrschaft Napoleons und die französischen Kriegserklärungen von 1870 und 1939 vorausgegangen waren. Selbst bei den Vorbereitungen zum Ersten Weltkrieg hat Frankreich keineswegs abseits gestanden. Wenn Frankreich für jeden Überfall auf einen seiner Nachbarn mit Gebietsabtretungen bestraft worden wäre, verliefe seine Ostgrenze heute an der Atlantikküste.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: "Die Leichen, die Stadt und der Tod" von Anni Mursula und Christian Rudolf JF 51/06

Normal durch Wiederholung

Gunther von Hagens geht den oft erfolgreich gegangenen Weg des Zeitgeistes. Das Motto lautet: Wiederhole auch die übelste Perversion so oft wie möglich und stelle sie so oft wie möglich in der Öffentlichkeit als normal dar, bis die Allgemeinheit sie für normal hält. 

Dr. med. Friedrich Walter, Wankendorf

 

 

Zu: "Ertappt!: Sozialfahnder unterwegs" von Christoph Martinkat, JF 51/06

Arbeitslose nicht alle gleich

Der Personenkreis, der nach Ihrer Meinung den gesellschaftlich sozialen Bodensatz (eine sehr unschöne Bezeichnung) ausmacht, besteht nicht nur aus Sozialbetrügern, sondern auch aus Menschen, die mit viel Kreativität und einem hohen Maß an Anstand ausgestattet sind. Aufgrund von Entscheidungen unserer Führungskräfte in Politik und Wirtschaft haben sie aber keinerlei Möglichkeit, in unserer derzeitigen Erwerbswelt ihren Werten zu begegnen. Ihnen wird deshalb jegliche Perspektive hinsichtlich einer positiven beruflichen Entwicklung genommen. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, auch nach solchen Menschen zu fahnden, die ihre unfreiwillige Arbeitslosigkeit mit Mut, Ausdauer, Kreativität und unbezahltem sozialen Engagement gestalten?

Birgitt Moser, Stuttgart

 

 

Zu den Sonderseiten "Löwenthal-Preis 2006", JF 50/06

Nicht in Löwenthals Tradition

Unbestritten ist Frau Noelle-Neumann eine herausragende Wissenschaftlerin im Bereich der empirischen Sozialforschung. Was allerdings dazu bewogen hat, sie als mutige Widerständlerin gegen das Establishment zu preisen, ist mir völlig rätselhaft. Die bahnbrechende Theorie der Schweigespirale wurde von ihr in den siebziger Jahren verfaßt und wurde auch von den 68ern zum Beispiel gegen die "revanchistische Springer-Presse" ins Feld geführt.

Vor den Landtagswahlen 1996 in Baden-Württemberg verhießen alle Umfragen den Republikanern das Ende ihrer parlamentarischen Existenz. Eine ihnen gegebene Stimme galt als verloren und weggeworfen. Die Überraschung folgte am Wahlabend. Knapp zehn Prozent der Wählerstimmen entfielen auf die Republikaner. Damit erreichten die Republikaner in Baden-Württemberg die Größenordnung der SPD bei der Landtagswahl im Freistaat Sachsen 2004! Die Demoskopen, und nicht nur die von ARD und ZDF, standen als Deppen da.

Das renommierte Allensbach-Institut der Elisabeth Noelle-Neumann ließ seine Geschäftsführerin Renate Köcher ganz offen erklären, man habe die Werte der ungeliebten Rechtspartei schlicht unter die Fünf-Prozent Marke gedrückt. Der Ruf des Instituts war damit wiederhergestellt. Von Unvermögen war keine Rede mehr. Die tatsächlichen Ergebnisse hatten ja vorgelegen. Die davon abweichenden Veröffentlichungen aber dienten einem politisch korrekten Ziel.

Inwieweit solche Praktiken noch wissenschaftlichen Kriterien entsprechen oder aber einfach politisch korrekten volkspädagogischen Verhaltensmustern, mag die Preisjury entscheiden. In der Tradition eines Gerhard Löwenthal steht solches Verhalten zumindest nicht.

Ronald Schroeder, Leubsdorf

 

 

Zu: "Eine Stadt wehrt sich" von Peter Freitag, JF 49/06

Immobilienpreise steigen

Delmenhorst kauft zu überhöhtem Preis ein Hotel, um es den Rechten zu entziehen; Offenbach macht das Spiel gegen Islamisten und Zigeuner. Rosige Zeiten für die Immobilienpreise!

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zum Begriff "Bundesrepublik Deutschland" Ostgrenze endgültig festgelegt?

Seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage, warum die Gründer der Bundesrepublik im Jahre 1949 die Staatsbezeichnung "Bundesrepublik Deutschland" und nicht etwa die zutreffendere Bezeichnung "Deutsche Bundesrepublik" gewählt haben.

Warum mich das wundert? Der deutsche Staat mit der kleinsten territorialen Ausdehnung, so wie ihn die Siegermächte amputiert, verkleinert, zerstört, demontiert und geteilt geschaffen hatten, umfaßte viel weniger von Deutschland (deutsche Lande) als das Deutsche Reich von 1871 bis 1918 und als der Deutsche Bund von 1815 bis 1866. Ganz zu schweigen vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.

Sollte eventuell mit dem Wort "Deutschland" im Staatsnamen ein für allemal die territoriale Ausdehnung auf das Schrumpf-Deutschland von 1945 festgelegt werden und alle historischen deutschen Lande, auch Österreich, auf diese Weise von "Deutschland" getrennt werden? Ich halte diese Fragen deshalb für wichtig, weil mit der Beantwortung vielleicht alle Beteuerungen der Westalliierten nach 1945 um die nicht endgültig festgelegte deutsche Ostgrenze als Lügen und Heuchelei entlarvt werden könnten.

Michael Roock, Berlin


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen