© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/07 19. Januar 2007

Leserbriefe

Zu: "Selbstverschuldeter Niedergang" von Peter Freitag, JF 2/07

Die NPD bewegt sich rückwärts

Ich wäre für ein ausgesprochenes NPD-Verbot schon deshalb, weil der vom Verfassungsschutz unterwanderte Demokratieschreck NPD ein bequemes Mittel ist zu dem Zweck, ein konservatives Lager rechts von der CDU/CSU zu verhindern. Die NPD nämlich bewegt sich nach rückwärts, auf die in den fünfziger Jahren verbotene Sozialistische Reichspartei (SRP) zu, deren Aushängeschild der ehemalige Wehrmachtsoffizier Otto Ernst Remer gewesen sein soll. Seitdem Udo Voigt und Holger Apfel Günter Deckert als Vorsitzenden abgesägt haben und das Parteiruder übernahmen, ist es wieder schick, von einem nationalen Sozialismus zu reden. Was aber kann dabei herauskommen, wenn Nationale vom Sozialismus reden? 

Klaus-Peter Häußer, Unterschleißheim

 

 

Zu: "Siegerjustiz" von Thorsten Hinz, JF 2/07

Vorgeburtliche Menschenwürde

Die von unseren demokratischen Parteien geäußerte Kritik an der Hinrichtung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein hat nicht geringes Befremden und Verwunderung erregt, zumal im gleichen Atemzug erklärt wurde, er habe sich schwerster Verbrechen schuldig gemacht. Der exzessive Mißbrauch der Todesstrafe in den verschiedenen Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts dürfte eine ganze Reihe von Staaten bewogen haben, die Todesstrafe abzuschaffen.

Im merkwürdigen Gegensatz zur Kritik an der Exekution von Saddam Hussein steht die weitverbreitete Forderung des "Rechts auf den eigenen Bauch", dem allein in Deutschland seit 1975 nach amtlicher Statistik 4,2 Millionen ungeborener Kinder zum Opfer fielen. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation werden Jahr für Jahr weltweit fünfzig Millionen Kinder abgetrieben. Mit großer Mehrheit beschloß der Bundestag 1995 das Recht auf Abtreibung mit Beratungsschein, die zwar "rechtswidrig, aber straffrei" sein solle. Eine führende Politikerin erklärte larmoyant, wir hätten noch immer keine flächendeckenden Abtreibungskliniken.

In meinen Vorlesungen und Podiumsdiskussionen habe ich stets betont, die logische und konsequente Fortsetzung der Abtreibung sei die Euthanasie. Wegen der ständig wachsenden Zahl von Pflegebedürftigen werde die "Entsorgungspille für Opa und Oma" nicht lange auf sich warten lassen. Wer soll denn die Kosten für sie übernehmen, wenn wir diejenigen "wegmachen", die hierzu ihren Beitrag leisten würden? Die Generation, die ihre Nachkommen im Mutterleib ermordet hat, wird spätestens im Rentenalter die Folgen tragen.

Alle Parteien bekennen sich in ihrem Programm zum Schutz von Menschenrechten und Menschenwürde, das selbst Schwerstverbrecher vor der Todesstrafe bewahrt. Aber ungeborene Kinder sind vogelfrei. Jedoch haben auch sie ein Recht auf Leben und Menschenwürde.

Lothar Groppe, Berlin

 

 

Zu: "Fern der Realität" von Paul Rosen, JF 2/07

Eine Privatinszenierung

Da versucht eine karrieresüchtige Frau namens Pauli, sich auf Kosten des Ministerpräsidenten zu profilieren, und mißgünstige Kritiker wollen daraus gleich eine Staatsaffäre konstruieren. Diese Frau, die zu den Hinterbänklern der CSU gehört, muß sofort aus der Partei ausgeschlossen werden, bevor sie noch mehr Schaden für die Partei anrichtet. Bedauerlich ist, daß derartigen Privatinszenierungen in der Öffentlichkeit überhaupt Beachtung geschenkt wird. Für jeden anständigen Menschen geradezu verachtenswert jedoch ist der Ausspruch: "Es wird etwas hängenbleiben."

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Mehr Wettbewerb soll es richten" von Jens Jessen, JF 2/07

In Absurdistan angekommen

Es entbehrt jeder Logik, mit der verschwindend kleinen Zahl der Privatpatienten das marode System der Gesetzlichen Krankenkassen reformieren zu wollen. Beim ahnungslosen Herumstochern ist man nun bei Absurdistan angekommen: Das einzige Krankenversicherungssystem, das ohne bürokratische Umverteilungsakrobaten auskommt, weil es sich selber trägt, muß doch irgendwie hineingezwungen werden in das Paradies der GKV-Steuerzahler! Anders ausgedrückt: Der einzig gesunde Baum wird zum Abholzen freigegeben, um mit seinem Holz den morschen Rest im Garten abzustützen.

Ralf Meyer, Berlin

 

Mitversicherung abschaffen!

Die kostenlose Mitversicherung der im Ausland lebenden Eltern und Zweitfrauen von in Deutschland lebenden Ausländern sollte endlich abgeschafft werden. Auf uns Deutsche kommen dagegen erhöhte Kosten für die Krankenversicherung zu. 

Jürgen Listing, Braunschweig

 

 

Zu: "Auf allen Kanälen präsent"von Paul Rosen, JF 2/07

Kritikloses Loblied

Dieses fast kritiklose Loblied auf den Spiegel sollte nicht unkommentiert bleiben. Rudolf Augstein ist positiv anzurechnen, daß er immer kompromißlos für die deutsche Einheit eingetreten ist. Aber jenseits dessen ist der Spiegel Lizenzpresse mit dem Schuldkult entsprechend der Generallinie der Republik - verpackt in Schnoddersprache. Dazu ist er das Denunziantenblatt Nummer eins in Deutschland, das auch noch den letzten Hundertjährigen ausfindig macht, der vor 1945 mal einen der heute Hofierten schief angesehen hat.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: "Zur Freiheit berufen" von Eberhard Straub, JF 52/06-1/07

Seelentrost im Islam

Der Begriff Freiheit wird hier durch das Christentum in Anspruch genommen, obwohl diese Freiheit eine Errungenschaft der Deutschen Aufklärung - also eine Kulturleistung ist! Sehen Sie sich das Christentum zum Beispiel in den USA an, hier speziell die Evangelikalen, und Sie werden finden, daß hier Christentum absolut nichts mit unserem Freiheitsdenken zu tun hat. Jesus Christus selbst bat darum (Math. 26,39), daß der Kelch an ihm vorübergehen möge! Er war nicht frei, er war dem Geschehen ausgeliefert.

Der Mensch ist im christlichen Weltbild kollektiv in Erbschuld verstrickt; er ist grundsätzlich sündig, und zwar kollektiv. Warum sonst hätte Jesus Christus sterben müssen? Wo ist hier persönliche innere Freiheit einzuordnen, wenn Gott selbst als eine Macht gesehen wird, die nicht verzeihen kann, sondern eine Verfehlung trotz Strafe unverändert an alle Nachkommen weitergibt? Freiheit wäre hier Freiheit von Kollektivschuld, nämlich das Gesehenwerden als Einzelner.

Folgen solch kollektiv verankerter Weltsicht sind zum Beispiel die Akzeptanz der kollektiven Schuld der Deutschen (offizielle Verlautbarung der Evangelischen Kirche Deutschlands). Als Tochter von Vertriebenen kann ich hiervon ein Lied singen nach dreißig Jahren Diskussion mit Christen. Selbst gegenüber dem entsetzlichsten Leid von Vertriebenen haben sie nichts zu sagen, als daß diese ja schon irgendwie schuld gewesen sein müssen.

Ich fand erst im Islam einen Seelentrost, der im Christentum nicht ansatzweise zu finden ist: Ein Unrecht nämlich, das ein Mensch unschuldig in diesem Leben erleidet, wird im Jenseits positiv vergolten (Iwad). Dies bedeutet die Zusicherung, daß die Würde des Menschen, wenn nicht in diesem Leben, so doch wenigstens im Jenseits wiederhergestellt wird, denn "Gott hat sich selbst Gerechtigkeit vorgeschrieben" (Quran).

Sabine Kraiß, Würzburg

 

 

Zu: "Provokationen aus Warschau" von Dieter Stein, JF 52/06-1/07

Polens Dreistigkeiten

Wann wird es endlich deutsche Politiker vom Format eines Gustav Stresemann geben, die den Mut aufbringen, den Polen Paroli zu bieten und ihnen ihre Geschichte unter die Nase zu halten, die sie anscheinend nicht kennen oder, wenn es um Deutschland geht, nicht kennen wollen? Kein Wunder, daß unter diesen seltsamen Zuständen in der Bundesrepublik Deutschland sich die Kaczyński-Zwillinge alle Dreistigkeiten erlauben können.

Friedrich Kurreck, Offenbach am Main

 

Für sein Recht streiten

Es ist erfreulich, in welch präziser Weise in der JUNGEN FREIHEIT die Aktivitäten der Preußischen Treuhand und deren Einordnung in die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen beschrieben werden. Denn in einem demokratischen Rechtsstaat kann es niemandem, auch nicht den deutschen Vertriebenen, verwehrt werden, mit rechtsstaatlichen Mitteln für sein Recht oder das, was er dafür hält, zu streiten. Die Reaktionen aus Warschau stimmen bedenklich und zeugen von wenig Verständnis für demokratische Rechtsstaatlichkeit.

Irmtraut Schirotzek, Dresden

 

 

Zu: "Pankraz, die Weihnachtsfeier und der Volksgeist", JF 52/06-1/07

In welchem Land leben wir?

Pankraz liegt falsch. In Richtung Dekadenz lassen wir Deutschen uns von niemanden übertreffen, denn selbst die Gedanken sind bei uns nicht mehr frei. Mögen achtzig Prozent aller englischen Unternehmen auf Weihnachtsfeiern verzichten, weil Muslime sich beleidigt fühlen: Wir Deutschen führen demnächst in Nordrhein-Westfalen Türkisch als Abiturfach ein. Wir verfälschen Mozart in einem weiteren Anfall von multiplem Schwachsinn ("Kopf ab"-Inszenierung von "Idomeneo"), als ob Mozart nicht ein Genie, sondern ein perverser religiöser Geiferer gewesen sei. Dazu werden ausländische Arbeitnehmer in Deutschland nach ausländischen Recht krankenversichert: Damit finanzieren wir ganze Familienclans in den Heimatländern, wo in Deutschland noch nicht einmal die Eltern mitversichert sind. Und wir verzichten ohne Referendum auf die beste Währung der Welt.

Wir Deutschen verzichten sogar auf den für die Identität einer Kulturnation wichtigen und daher gesetzlich bei uns verankerten Tierschutz, damit religiöse Sektierer ihre bestialische mittelalterliche Praxis des Schächtens an der hilflosen Kreatur austoben können. Wenn wir aber schon dabei sind, uns als Kulturnation selbst aufzulösen, sollten wir vielleicht auch kein Schweinefleisch mehr essen. Auch das Essen von Rindfleisch ist zu unterlassen, denn das beleidigt die Hindus. Im Sinne Buddhas ist auf jegliche tierischen Produkte zu verzichten. Habe ich vielleicht noch etwas vergessen? Ja - ich habe vergessen, in was für einem Land ich eigentlich lebe.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zu: "Kehlschnitt an Silvester" von Edgar Guhde, JF 52/06-1/07

Gesetze mit Füßen treten

Ob das Schächten durch religiöse Vorschriften gegeben ist oder nicht, sollte für uns nicht von Interesse sein. Hierzulande besteht ein Tierschutzgesetz, das die Schmerzfreiheit von Wirbeltieren eindeutig vorschreibt und daher die Tierquälerei verbietet. Zehn bis zwölf Minuten dauert der qualvolle Tod eines Opfertieres.

Leben wir denn noch in einem aufgeklärten Abendland, wenn wir steinzeitliche Tötungspraktiken von Mitgeschöpfen nicht nur billigend in Kauf nehmen, sondern sogar erlauben? Wir stehen damit sogar weit unter den Steinzeitmenschen, die keine andere Wahl hatten, als Tiere qualvoll zu töten, um ihr eigenes Leben zu erhalten. Wir haben andere Möglichkeiten, deshalb ist das Schächten in meinen Augen gesetzeswidrig, tatbestandsmäßig und schuldhaft und somit eine zu ahndende Straftat, die als solche keine richterliche Billigung verdient.

Wenn das Bundesverwaltungsgericht Leipzig die im eigenen Land bestehenden Gesetze so mit Füßen tritt wie im Falle des betäubungsfreien Schächtens, könnte man - pars pro toto - auch an anderen Urteilen zweifeln. Außerdem besteht durch die Negierung geltenden Rechts die Gefahr, daß nach und nach weitere Gesetze unterlaufen werden, und wir dann wieder bei der Blutrache landen. Ein dänischer Richter sagte einmal klar und deutlich: "In Dänemark gilt dänisches Recht." Und wie ist es bei uns, wenn man sich nicht mehr auf die Einhaltung der bestehenden Gesetze verlassen kann?

Dr. Rosemarie Klotz-Burr, Ölbronn

 

 

Zu: "Ich habe meine Ideale gerettet", Interview mit Henry Nitzsche, JF 52/06-1/07

In der CDU verbleiben

Der Austritt Henry Nitzsches aus der CDU ist zu bedauern. Nitzsche bezeichnet sich als dem Christentum verpflichteter Konservativer. Austritte konservativer Mitglieder führen zu einer Schwächung des konservativen Elements in der CDU. Sie sollten daher auch bei Anfeindungen in der CDU verbleiben und keine Überlegungen zur Gründung einer weiteren Partei anstellen. Ohnehin tummeln sich in diesem Spektrum bereits über zehn Parteien.

Friedrich-Wilhelm Siebeke, Mettmann

 

 

Zu: "Kein Techtelmechtel mit Iran und Syrien" von Elliot Neaman, JF 52/06-1/07

Mit Krieg und Gewalt

Mit der bisherigen Politik des Ersten Mannes der Vereinigten Staaten kann ich mich in keiner Weise anfreunden, weil er den Angriffskrieg gegen den Irak ohne ersichtlichen Grund vom Zaun brach. Die Quittung für seine unrühmlichen Aktivitäten erhielt der bekennende Christ, der sich gerne auf Gott und die Bibel beruft, kürzlich bei den amerikanischen Kongreßwahlen, als er die Mehrheit sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat an die Demokraten verlor.

Seitdem ist für Bush und seine US-Administration nichts mehr so wie früher. Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht über die Irak-Politik des US-Präsidenten berichtet wird. Hauptgrund für das Wahldebakel der Republikaner dürfte das Dilemma des Irak-Krieges sein, ein Krieg, der für die GIs einsatzmäßig schon länger dauert als der Zweite Weltkrieg. Aber genausowenig wie vor dreißig Jahren im Vietnamkrieg weiß Washington heute, wie der blutige Krieg im Irak einem auch nur halbwegs vertretbaren Ende zugeführt werden kann. Es muß sich endlich bei dem amerikanischen Präsidenten die Erkenntnis durchsetzen, daß Krieg und Gewalt untaugliche Mittel sind, den Völkern Frieden und Freiheit zu bringen.

Franz Wellschmidt, Waldbrunn

 

 

Zu: "Kaiser, Könige, Bürger: Was von Preußen bleibt" von Christoph Martinkat, JF 52/06-1/07

Preußen Münster 06 e.V.

In diesem Beitrag werden auch Fußballvereine erwähnt. Als treuer Anhänger von Preußen Münster 06 e.V. möchte ich auf diesen Traditionsverein hinweisen, der 1951 Deutscher Vize-Meister im Fußball war, Gründungsmitglied der Ersten Bundesliga im Jahr 1963 und deutscher Amateurmeister von 1994, heute abgestiegen in die Oberliga Westfalen.

Man sollte also nicht vergessen, daß Preußen Münster einmal vor 100.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gespielt hat. Diesen Traditionsverein, der heute in der Oberliga spielt, aus der Vergessenheit hervorzuheben, ist mein Wunsch. Dieser Verein feierte gerade im Jahre 2006 sein hundertjähriges Vereinsjubiläum. Ich hoffe, daß Preußen Münster bald wieder den Namen Preußen in unserem Lande erneut bekannt macht.

Heinz Engmann, Ibbenbüren/Westfalen

 

 

Zu: "Ein neues 'Jena und Auerstedt'", Interview mit Reinhard Günzel, JF 50/06

Nicht selbstverständlicher Mut

Endlich zwei (Ex-)Bundeswehrgeneräle von Format, die den Mut haben, Klartext zu reden; denn Mut gehört heute genauso wie früher zweifelsohne dazu, wenn einer es wagt, gegen den Mainstream zu schwimmen und die heilige political correctness in Frage zu stellen.

Ein solcher Affront bedeutet heute glücklicherweise zwar nicht mehr den physischen Tod des Abweichlers; Renegaten werden statt dessen in unserer angeblich so modernen, aufgeklärten, toleranten und demokratischen Gesellschaft mit einer Art geistiger Verbannung bestraft, die allerdings ähnlich schlimm sein kann wie der Tod: Sie bedeutet oft nämlich politische und gesellschaftliche Isolation bis hin zur Überwachung oder sogar Indizierung von Schrifttum, das den etablierten politischen Moralisten und Tugendwächtern suspekt oder nicht ganz koscher ist.

Soweit ist es bei den beiden Ex-Generälen Reinhard Günzel und Gerd Schultze-Rhonhof glücklicherweise nicht. Sie haben es aber in alter preußischer Tradition immerhin gewagt, deutlich ihre Kritik am Zustand der Bundeswehr und an der politischen Praxis des Establishment zum Ausdruck zu bringen. Das ist genau der Mut, den man von deutschen Generälen erwartet. Weil dies heute leider nicht mehr selbstverständlich ist, deshalb sei den beiden Generälen für ihre vorbildlichen Beiträge ganz herzlich gedankt.

Hening Burgwald, Kappeln


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