© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/07 23. Februar 2007

Die Erbschaft regeln
Gesellschaft: Der Kulturwissenschaftler Manfred Pohl prognostiziert ein baldiges Ende der Dominanz des europäischstämmigen Mannes
Matthias Bäkermann

Ja, in der Tat. Über den provokanten Titel habe ich nachgedacht." Etwas gequält erklärt der Frankfurter Kulturwissenschaftler Manfred Pohl, daß er um der Aufmerksamkeit willen trotzdem "Das Ende des weißen Mannes" gewählt habe. Der frühere BDI-Präsident und Mitstreiter im Konvent für Deutschland, Hans Olaf Henkel, springt Pohl zur Seite. Das "politisch inkorrekte" Buch, bei dem man allein durch den Titel nicht nur einen rassistischen Aspekt, sondern - "vielleicht noch schlimmer" - einen antifeministischen Ansatz vermuten könne, provoziere in unserer übersättigten Mediengesellschaft immerhin eine erste Aufmerksamkeit. Die allerdings war dem jetzt im mittelständischen Berliner Westkreuz Verlag erschienenen Buch (200 Seiten, broschiert, 14,90 Euro) allein durch seine Präsentation mit prominenter Fürsprache und achtbarer Medien-Resonanz in den Räumen der Bundespressekonferenz vis à vis dem Reichstag beinahe sicher.

Pohl, der lange Jahre das Historische Institut der Deutschen Bank leitete, rekapituliert in seinem Werk die absehbare Marginalisierung des "weißen Mannes", dem er in der Geschichte der vergangenen fünfhundert Jahre eine Hauptrolle allein wegen seiner ungeheuren Dominanz in der Entwicklung unserer zivilisatorischen Errungenschaften zuspricht - vom Buchdruck über Dampfmaschine, Auto bis zu Internet und DNA-Code.

Zum demographischen Faktor ergänzend wird spätestens 2050 auch durch eine von Gleichberechtigung und Globalisierung begünstigte und bereits einsetzende "kollektive neuronale Progression" jeder Vorsprung auf Frauen und Nicht-Kaukasier verschwinden, was allein "dem Zugang zum Wissen der Welt" geschuldet ist, denn - "die Leistungsfähigkeit der Gehirne aller Menschen ist grundsätzlich gleich".

Pohl, dessen Steckenpferd Hirnforschung durchweg seinen "interdisziplinären Denkansatz" steuert, möchte sein nicht allzu umfangreiches Buch als "Handlunsaufforderung" verstanden wissen, damit das untergehende Abendland sein technisches, aber eben auch ethisches Erbe (etwa die Menschenrechte) an den von ihm prognostizierten "Multi-Colour-Man" zum Wohle des Weltfriedens weitergeben kann. Den Schlüssel zur erfolgreichen "Transformation" auf die zum Wissensgleichstand Antretenden erkennt Pohl in "Erziehung und Bildung", was neben einer sofortigen Umstellung auf eine leistungsorientierte Bildungspolitik eben auch nationale Identität und Auflösung aller Parallelgesellschaften impliziert. Ansonsten - davon ist Pohl überzeugt - fällt der "weißen Minderheit" in fünfzig Jahre allenfalls noch die traurige Rolle zu, als alternde Fremdenführer den touristischen "Multi-Colour-Man" durch die vergangene Herrlichkeit seiner Städte zu führen. 


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