© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/07 02. März 2007

Zeitschriftenkritik: Fritz
Weltwunder hinter der Oder
Werner Olles

Fritz – Junge Zeitschrift für Ostpreußen, das Jugendmagazin des Bundes Junges Ostpreußen (BJO) des Bundesverbandes Landsmannschaft Ostpreußen e.V. (LO), erscheint halbjährlich als Hochglanzmagazin im DIN-A-4-Format in einer Auflage von 4.500 Exemplaren und mit einem Umfang von 44 Seiten. Die Zeitschrift, für die Bernhard Knapstein als Redakteur verantwortlich zeichnet, richtet sich vornehmlich an historisch interessierte Schüler, Studenten und andere Personen, die mit der deutschen Siedlungsgeschichte in Ostpreußen verbunden sind. Für Mitglieder des BJO ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten, während Förderer und Interessenten um eine Spende gebeten werden.

Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Wirtschaft und Ostpreußen“, wobei die einzelnen Themen Facetten einer preußischen Provinz sind, die vor allem durch Landwirtschaft, Anbindung an die Ostsee und die Geisteshochburg Königsberg geprägt ist. So wird unter anderem über den Oberländischen Kanal zwischen Preußisch Holland und Osterode berichtet, der mit seinen Geneigten Ebenen als eines der drei „ostpreußischen Weltwunder“ gilt. Sebastian Pella schildert anschaulich, wie der Königsberger Hafen unter den Bedingungen des Versailler Vertrages zu einem Spiegel ostdeutscher Wirtschaftsgeschichte wurde. Konzentrierte sich die Herkunft der anlaufenden Schiffe zunächst auf die Hansestädte, folgten später die Niederlande, England und die skandinavischen Länder. Zur vollen Blüte gelangte der Hafen im deutschen Kaiserreich, was gleichzeitig auch eine Ausdehnung des Handelsverkehrs im Königsberg implizierte. In dieser Phase ökonomischen Aufschwungs wurde Königsberg zu einem der größten Häfen für den Handel mit Linsen, Getreide, Flachs, Heringen und Hülsenfrüchten.

Nach dem Ersten Weltkrieg etablierte sich Königsberg zudem als einer der modernsten Häfen an der Ostsee, dessen Bedeutung für die wirtschaftliche und soziale Fortentwicklung von Stadt und Land massiv anwuchs. Diese positive Entwicklung fand erst mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Untergang Königsbergs ein tragisches Ende.

Über deutsch-polnische Beziehungen in Ostpreußen schreibt René Nehring. Mehr als sechzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Flucht und Vertreibung habe sich das Bild vom historischen deutschen Osten in unserem Lande deutlich geändert. Nachdem Klaus Bednarz’ Ostpreußen-Dokumentationen einen ungeahnten Publikumserfolg erzielt hatten, folgte eine ganze Welle von Berichten über die Region hinter Oder und Neiße, die immer wieder Millionen in ihren Bann zogen. Nach dem Fall des Kommunismus blühte auch der Tourismus auf, und die Altstadtkerne wurden ebenso eifrig saniert wie die alten Herrenhäuser des preußischen Adels. Die heute hier lebende polnische Bevölkerung sieht die jahrhundertealten deutsch-preußische Geschichte des Landes nicht mehr als Bedrohung, sondern als kulturelle Bereicherung. Es hat ein Verständigungsprozeß begonnen, an dessen Ende das südliche Ostpreußen im Idealfall einen Status erreichen könnte, der dem von Südtirol ähnelt: eine gewisse Autonomie innerhalb Polens bis hin zur Mitgliedschaft in einer vom BJO angeregten Euro-Region Prussia.

Anschrift: Bund Junges Ostpreußen, Parkallee 84-86, 20144 Hamburg. Internet: www.ostpreussen-info.de/bjo/fritz.htm


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