© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/07 02. März 2007

Picassos für Preußen
Nachruf I: H. Berggruen
Thorsten Thaler

Heinz Berggruens Lebensweg war exemplarisch verwoben mit den Zeitläuften deutscher Geschichte – wenn auch in anderer Weise als bei Lothar-Günther Buchheim (siehe untenstehenden Nachruf). 1914 als Sohn eines deutsch-jüdischen Schreibwarenhändlers in Berlin geboren, begann er im Jahr vor der nationalsozialistischen Machtübernahme ein Studium der Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, der heutigen Humboldt-Universität. Das NS-Regime sahen die Berggruens zunächst noch nicht als Bedrohung.

Nach seinem Magisterabschluß und einem Volontariat bei einer jüdischen Wochenzeitung schrieb Heinz Berggruen 1935 kurze Zeit für die Frankfurter Zeitung, bevor er im Jahr darauf schließlich doch aus Deutschland in die USA emigrierte. Dort begann sein Aufstieg zu einem der renommiertesten Kunsthändler, Kunstsammler und Mäzene.

Nach dem Krieg kehrte er kurzzeitig nach Deutschland zurück, ließ sich alsbald aber dauerhaft in Paris nieder, wo er eine Kunstgalerie gründete, die er bis 1980 führte. Er lernte Pablo Picasso kennen, dessen Freund er wurde und dessen Werke er ebenso sammelte wie die von Henri Matisse, Paul Klee, Paul Cézanne und einiger anderer moderner Maler. Erst sechzig Jahre nach seiner Emigration kam Berggruen in seine Heimatstadt zurück – mit 113 Meisterwerken der Klassischen Moderne im Gepäck; 2004 wurde er Ehrenbürger von Berlin.

Längst gilt Berggruens Sammlung, die er im Jahr 2000 weit unter Wert an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz verkaufte, als eine der bedeutendsten Kunstsammlungen des 20. Jahrhunderts. Ausgestellt ist sie in einem nach ihm benannten Museum im Stüler-Bau direkt gegenüber dem Charlottenburger Schloß. Sie bleibt sein Vermächtnis. „Die Bilder wollen nicht an ihrer eigenen Schönheit sterben. Sie wollen betrachtet und genossen werden“, sagte Berggruen.

Vergangenen Freitag starb Heinz Berggruen im Alter von 93 Jahren in Paris.


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