© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

UMWELT
Früh übt sich, wer Meister bleiben will
Michael Howanietz

Seit diesem Jahr ist die Beimischung von 1,2 Prozent Bioäthanol zu Benzin verpflichtend. Bis 2008 soll die prozentuelle Beimengung des Ökospiritus den knapp siebenfachen Wert betragen. Trotz dieser avisierten Anteilssteigerung hinkt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinterher. Auf dem Weltmarkt hat Bioäthanol aus deutscher Herstellung entsprechend keine Chance. Hierzulande kostet die Produktion eines Hektoliters Bioäthanol mit 45 Euro rund das Dreifache des brasilianischen Vergleichpreises. Brasilien freilich ist, neben den USA, Weltmarktführer der zukunftsträchtigen Branche. Das Land der schwindenden Regenwälder verfügt über dreißig Jahre Erfahrung auf dem Bioäthanol-Sektor. Gewonnen wird der Treibstoff vorwiegend aus Zuckerrohr, in den USA aus Mais.

In Deutschland könnten Getreide und Zuckerrüben zur Äthanolherstellung herangezogen werden (JF 2/07). Die Nahrungsmittelproduktion würde bei Einbindung stillgelegter Ackerflächen keinerlei Konkurrenz erfahren. Von vermehrtem Anbau und verstärkter Produktion profitierten neben den Bauern weitere Wirtschaftszweige. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze wäre eine Folge. Die Wertschöpfung bliebe auf mehreren heute ins Ausland verlagerten Ebenen im Lande, auf teure Importe könnte weitestgehend verzichtet werden. Um den von Anbeginn verschlafenen Trend nicht ganz zu verpassen, müssen Umwelt- und Energiepolitik deshalb umgehend reagieren. Die steigende Nachfrage sollte zudem gesetzlich abgesichert werden. Die Ökosteuer für Bioäthanol aber tut genau das Gegenteil, indem sie den Öko-Treibstoff, trotz seines geringeren Energiegehalts, mit demselben Steuersatz bemißt wie Benzin.


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