© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Meldungen

Zweierlei Paris im Sommer 1944

MÜNCHEN. Die gesamte private Hinterlassenschaft des zweiten "Dreißigjährigen Krieges" hat Walter Kempowski denn doch nicht bergen können. Immer wieder tauchen neue Dokumente für das große Puzzle auf. So konnte das Deutsche Historische Institut in Paris 2005 einen Teil der Fotosammlung Walter Dreizners (1908-1996) präsentieren, die die letzten Monate des Besatzungsalltags in der französischen Hauptstadt im Sommer 1944 festhält. Teils farbige Leica-Aufnahmen zeigen vor allem die Pariser Damenwelt damit beschäftigt, elegante Garderoben spa­zie­ren­zuführen. Wie erstmals veröffentlichte Tagebuch-Auszüge Dreizners belegen (Militärgeschichtliche Zeitschrift, 2/2006), hat diese Inszenierung tiefsten Friedens den fotografierenden Wehrmachtssoldaten nachhaltig verstört. Für ihn war es unfaßbar, die gleichen Frauen inmitten des schlagenden und spuckenden Pöbels wiederzusehen, der am 25. August 1944 entlang der Rue de Rivoli ihn und seine wehrlosen Kameraden auf dem Weg ins Gefangenenlager mißhandelte.

 

Vorzeitige Ursprünge längeren Lernens

HEIDELBERG. Wohl schon mit Blick auf den diesjährigen 125. Todestag von Charles Darwin veröffentlichte im Herbst 2006 eine Forschergruppe des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie die Resultate ihrer Analyse eines sensationellen Fundes (Nature, 443/2006). Unter der Leitung des äthiopischen Anthropologen Zeresenay Alemseged, der im Dezember 2000 die glückliche Entdeckung im Nordosten seines Heimatlandes machte, präsentierten sie die Skelettreste der dreijährigen "Selam". Bei dem 3,3 Millionen Jahre alten Skelett handelt es sich um das früheste bisher aufgetauchte vormenschliche Kinderfossil. Kate Wong, die die Leipziger Studie nun populär aufbereitet (Spektrum der Wissenschaft, 2/07), stellt darauf ab, daß das immer noch nicht vollständig aus einem Sandsteinblock herauspräparierte Skelett Aufschlüsse über die Anfänge der "verlängerten Kindheit" und des "längeren Lernens" geben könnte. Obwohl sich gerade der Schädel "Selams" besonders gut erhalten hat, sind jedoch so weitgehende evolutionsgeschichtliche Thesen daran schwer festzumachen. Hierzu wären Skelette von Kindern verschiedenen Alters erforderlich.

 

Umweltpolitische Wende im Reich der Mitte

LEINFELDEN. Im September 2006 veröffentlichte die chinesische Umweltbehörde einen Bericht, dem zufolge sich die Kosten der dortigen Umweltschäden auf 51 Milliarden Euro beliefen. Das entspräche drei Prozent des Bruttosozialprodukts (BIP). Realistisch sei jedoch, wie Vize-Umweltminister Pan Yue einräumt, daß die Schäden bis zu 13 Prozent des BIP ausmachen - also die jährliche BIP-Steigerung "auffressen". Die manchesterkapitalistisch organisierte Wirtschaft Chinas ist daher auf dem schnellsten Wege, ihre natürlichen Grundlagen zu zerstören. Nicht zufällig liegen 16 von 20 Städten mit der weltweit am stärksten belasteten Luftqualität im Reich der Mitte. Henry Voigt, ein vom chinesischen Staat fest angestellter deutscher Umweltberater, gibt sich trotz solcher Horrornachrichten optimistisch (Natur+Kosmos, 3/07). Denn eine umweltpolitische Wende Pekings sei bereits eingeleitet: Die Gesetzgebung stehe bald "westlichen Standards kaum nach". Seit 2005 gebe es ein Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien. Bis 2010 sollen alle Braunkohlekraftwerke mit Filter und alle Städte mit Kläranlagen ausgestattet sein.

 

Erste Sätze

Das Buch ist kein Roman, aber auch kein trockener Bericht von Kriegsabenteuern. Alfred Hein: Eine Kompagnie Soldaten. In der Hölle von Verdun, Minden 1930


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