© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/07 16. März 2007

Frisch gepresst

Mehrsprachigkeit. Der Innsbrucker Politikwissenschaftler Günther Pallaver ruft in seinem vor kurzem erschienenen Sammelband "Die ethnisch halbierte Wirklichkeit - Medien, Öffentlichkeit und politische Legitimation in ethnisch fragmentierten Gesellschaften" zu einer größeren Verbreitung mehrsprachiger Medien in multiethnischen Regionen auf. Pallaver und seine Mitautoren, vorwiegend Südtiroler, konzentrieren sich auf heimische Beispiele. Aus ihrem Forschungsmaterial ziehen sie theoretische Schlüsse, etwa die Erkenntnis, daß eine gemeinsame Dach-Identität der Deutsch-Südtiroler, Ladiner und Italiener geschaffen werden müsse, da sich - empirisch nachgewiesen - die mediale Kommunikation in Südtirol bisher fast ausschließlich an die jeweils eigene Sprachgruppe wendet. Letztlich entstünden, so schwärmen die Beiträger, aus einer "transethnischen Ökumene" Netzwerke, die die gesamte Gesellschaft stärkten (Die ethnisch halbierte Wirklichkeit - Medien, Öffentlichkeit und politische Legitimation in ethnisch fragmentierten Gesellschaften, Studienverlag, Innbruck 2006, broschiert, 140 Seiten, 19,90 Euro).

Erziehungssache. Ein Thema scheint seinen Grad von Ausgereiztheit damit zu demonstrieren, daß der ewig-blinzelnde Alt-68er Ulrich Wickert seinen Senf dazugegeben hat. Meinte er noch jüngst die Wertedebatte mit der Forderung nach "mehr Höflichkeit der Deutschen" abzuschließen, trötet er nun seine Überzeugung heraus, "daß der Staat Kinder besser erziehen kann, als es die Eltern können". Etwas weniger offen in der Sache, aber tendenziell in ähnliche Richtung gibt Ursula von der Leyen (CDU) Wickert recht, denn nach ihrem zitierten afrikanischen Sprichwort "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen" will sie Eltern, deren "Erziehungsversagen (...) gewiß mehr als nur Einzelfälle sind", hilfreich "unter die Arme greifen", denn schließlich trage der "Staat die Verantwortung". Dem pflichtet Katrin Göring-Eckardt (Grüne) gerne bei, denn während der Staat sich um die lieben Kleinen kümmert, können "die Menschen" ihren "unterschiedlichen Lebensentwürfen" nachgehen. Leider können die anderen Stimmen in Albert Biesingers und Friedrich Schweitzers Sammelbändchen "Bündnis für Erziehung. Unsere Verantwortung für gemeinsame Werte" (Herder Verlag, Freiburg 2006, broschiert, 119 Seiten, 9,90 Euro) wie Margot Käßmann oder Georg Kardanial Sterzinsky mit ihren wohlmeinenden Worten kein Korrektiv zum warmherzigen Wertegeplauder der Erziehungsideologen sozialistischer Prävenienz bieten.


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