© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

WIRTSCHAFT
Homogene Oligopole
Jens Jessen

Vorige Woche empörte sich die Boulevardpresse darüber, daß die Strompreise in Deutschland in die Höhe manipuliert worden seien. Doch dies ist eine zwangsläufige Folge der Marktkonstellation. Strom hat - ähnlich wie Benzin - eine gleichbleibende Qualität. Solche homogenen Güter auf einem transparenten Markt führen zu einem homogenen Oligopol, das bei wenigen Anbietern die Gefahr der Preismanipulation birgt. Auf dem deutschen Strommarkt beherrscht ein derartiges Oligopol das Angebot, aber auch die Nachfrage über die Leipziger Strombörse EEX. Die vier Konzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall kontrollieren 90 Prozent des Erzeugungsmarktes.

Wettbewerb liegt bei dieser Konstellation nicht im Interesse der Erzeuger. Daraus Bösartigkeit abzuleiten, ist blauäugig. Die SPD fordert, das Oligopol zu brechen. Die großen vier sollen maximal 50 Prozent des Erzeugungsmarktes kontrollieren dürfen, ein einzelner Anbieter maximal 25 Prozent. Ein aktuelles Gutachten der TU Dresden schlägt eine Entflechtung bestehender Kraftwerkskapazitäten der marktbeherrschenden Unternehmen und den Ausbau der Netze vor. Das schaffe Platz für neue Anbieter, die ihren Strom in das erweiterte Netz einspeisen können. Wettbewerb braucht wettbewerbsfördernde Voraussetzungen.

Die Untätigkeit der Politik ist fahrlässig. Sie verringert die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportindustrie und belastet die Verbraucher. Die energieintensiven Betriebe im Inland müssen die steigenden Stromkosten an die Verbraucher weitergeben. Doppelt betroffen, tragen die Verbraucher nicht nur die künstlich erhöhten Kosten der Güter und Dienstleistungen, sondern zudem auch die steigenden Kosten für den Eigenbedarf in Wohnungen und Häusern.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen