© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

Blitzableiter für Unzufriedene
Frankreich II: Acht der zwölf Präsidentschaftskandidaten sind zwar chancenlos, sie können aber den Großen Vier in der ersten Runde entscheidend schaden
Alain de Benoist / Jörg Fischer

Vorige Woche hat der Verfassungsrat die Liste der Kandidaten veröffentlicht, die bei den Präsidentschaftswahlen am 22. April antreten können. Vier - François Bayrou, Jean-Marie Le Pen, Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy - haben Chancen auf die Stichwahl am 6. Mai. Die acht anderen - sechs "Linke" und zwei "Rechte" - können den "Großen Vier" in der ersten Runde aber empfindlich schaden.

Die Kommunistische Partei (PCF), deren Senator Jacques Duclos 1969 noch über 21 Prozent erhielt, kann mit Ex-Sportministerin Marie-George Buffet nicht einmal mehr mit drei Prozent rechnen. Die 57jährige Feministin, die das Wort "Kommunismus" meidet und sich als Wortführerin einer "antiliberalen linken Volkspartei" präsentiert, entzieht Royal wohl entscheidende Stimmen. 2002 kam PCF-Chef Robert Hue auf 3,4 Prozent - die drei auf Totalopposition setzenden trotzkistischen Kandidaten erhielten zusammengerechnet hingegen 10,5 Prozent. Auch wenn die Umfragen derzeit nicht mal die Hälfte der 5,7 Prozent von 2002 versprechen, tritt die 67jährige Arlette Laguiller vom Arbeiterkampf (Lutte Ouvrière/LO) erneut an. Da man sich nicht auf einen Bewerber einigen konnte, kandidiert erneut der 32jährige Olivier Besançenot, (Ligue Communiste Révolutionnaire/LCR), der 2002 4,3 Prozent erreichte. Für die Arbeiterpartei (PT) tritt diesmal ein 56 Jahre alter Maurer an: der EU-Gegner Gérard Schivardi, Bürgermeister im Dorf Mailhac in der Region Languedoc-Roussillon.

Die aus dem einst zu Württemberg gehörenden Mömpelgard (Montbéliard) stammende 48jährige Grünen-Kandidatin Dominique Voynet, die 2002 noch 5,2 Prozent erreichte, kann dieses Jahr über zwei Prozent froh sein. Denn mit dem Globalisierungsgegner und radikalen Bauernaktivisten José Bové tritt erstmals ein äußerst populärer "Grüner" an: 1999 wurde der 53jährige durch die Beteiligung an der Zerstörung eines McDonald's-Imbisses im südfranzösischen Millau weltbekannt. 2005 wurde er zu vier Monaten Haft wegen der Verwüstung von Genmais-Plantagen verurteilt. Das "rechte Gegenstück" zu Bové ist der 39jährige EU-Kritiker Frédéric Nihous von der ländlichen "Jägerpartei" (CPNT). 2002 kam ihr Kandidat Jean Saint-Josse auf 4,2 Prozent.

Chancen auf Platz fünf hat Graf Philippe de Villiers von der Bewegung für Frankreich (MPF). Der 58jährige EU-Parlamentarier aus dem Atlantik-Département Vendée fischt mit Parolen gegen Zuwanderung und die Islamisierung Frankreichs erfolgreich im Wählerreservoir von Sarkozy und Le Pen.

Fotos: Besançenot, Bové, Buffet, Laguiller (v.l.): Die vier Linksaußenparteien konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Bewerber einigen

Nihous, Schivardi, de Villiers, Voynet (v.l.): Die beiden Rechtskandidaten wollen im Wählerreservoir von Sarkozy und Le Pen fischen


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen