© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

Meldungen

"Gerechte Bibel" entmündigt Leser

TÜBINGEN. Soviel will die Hamburger Privatdozentin Melanie Köhlmoos immerhin gelten lassen: Die neue "Bibel in gerechter Sprache" biete für den Römer- wie den Korinther-Brief "wirklich gelungene Übersetzungen" (Theologische Rundschau, 1/07). Ansonsten aber führe das Bemühen, "sprachliche Diskriminierung" zu verhindern und Frauen in biblischen Texten "wieder sichtbar" zu machen, an den Rand der Parodie. Denn regelmäßig mißachte die Fixierung auf "geschlechtergerechte Sprache" den theologischen wie literarischen Rhythmus der Texte. Mit dem Resultat, daß ausgerechnet dieser "emanzipatorische" Ansatz die "Entmündigung des Publikums" bewirke. Abgesehen vom "unmöglichen Stil", tauge diese "radikale Neufassung" des Buches der Bücher nicht einmal "zum Gebrauch im Gottesdienst" und schon gar nicht zur theologischen Ausbildung.

 

NPD: Potential noch lange nicht erschöpft

BERLIN. Von ferner rheinischer Warte aus versucht der Trierer Politologe Markus Linden "Bestimmungsgründe für die jüngsten NPD-Erfolge" zu liefern (Deutschland Archiv, 1/07). Empirisch widerlegbar sei die These, hier handle es sich um ein "reines Ostphänomen". Vor dem Hintergrund der "organisatorischen Ausdünnung" der etablierten Parteien - allein CDU und SPD verloren seit 1991 250.000 bzw. 400.000 Mitglieder - und der Tatsache, daß bei den "Volksparteien" die Hälfte der ihnen verbliebenen Mitglieder älter als 59 Jahre ist, könne es bald auch im Westen "zu unerfreulichen Wahlergebnissen" kommen. Denn die NPD dringe nicht nur effektiver in den "lebensweltlichen Alltag" ein, sondern sie erziele ihre noch bescheidenen Zuwächse durch "gezielte Ansprache von Jugendlichen". Zudem profitiere sie von evidenten "sozialpolitischen Widersprüchen" einer "Reformpolitik", deren Verwerfungen sie auf das Konto der "Systemparteien" buchen könne. In dieser Konstellation sei ihr politisches Potential daher noch lange nicht erschöpft.

 

Im langen Schatten der Volksgemeinschaft

SEELZE. Ihm graue, so Hans-Ulrich Wehler angesichts neuer TV-Dramen zu Flucht und Vertreibung, vor "deutschem Opferkult". Und Evelyn Finger, Zeit-Kolumnistin und bekennende "Antideutsche", stehen schwere Stunden bevor, wenn sie erleben muß, daß wieder zehn Millionen Zuschauer partout nicht begriffen haben, daß deutsche Täter keine Opfer sein können. Im "langen Schatten der Volksgemeinschaft" wähnt auch Zeno Ackermann jüngste filmische Aufarbeitungen der NS-Vergangenheit (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 3/07). So seien "Speer und Er" oder "Der Untergang" nichts weiter als "re-nationalisierende Geschichtserzählungen", die den Rückfall in "'volksgemeinschaftliche' Mentalitäten" begünstigten. Benötigt werde hingegen eine Ablösung von nationalen "erinnerungskulturellen Grundmustern", damit man gedächtnispolitisch "den Realitäten einer durch Einwanderung geprägten Gesellschaft Rechnung" trage. Eine solche künstlerische Umsetzung, über deren Inhalte sich Ackermann - mit Ausnahme eines Hinweises auf die unerläßliche Berücksichtigung der eigentlichen, nicht-deutschen "Opfer" - ausschweigt, werde dann endlich "die manifesten autistischen Beschränkungen des bundesdeutschen Vergangenheitsdiskurses durchbrechen".

 

Erste Worte

Zu zweien Malen bin ich geboren, und beide Male hieß meine Heimat eine Burg: Magdeburg die eine, Abendburg die andere.

Bruno Wille: Die Abendburg. Chronik eines Goldsuchers in zwölf Kapiteln Jena, 1909


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen