© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Aufgeschnappt
Geld tötet das Ehrenamt
Matthias Bäkermann

Man hätte es voraussehen können: Vor einem Jahr hat die Gemeinde Höchst im Odenwald einen "freiwilligen Polizeidienst" ins Leben gerufen. Doch nun droht Ungemach. Wie Gemeindebranddirektor Ullrich Bausch betont, halte er es für ungerecht, daß die fünf Hilfspolizisten mit 7 Euro die Stunde "fürs Spazierengehen" entlohnt werden, während "Kameraden, die rausfahren und ihr Leben riskieren" allenfalls einen warmen Händedruck von den Gemeindeoberen erfahren. Immerhin hatte die Freiwillige Feuerwehr im südhessischen Städchen mit ihren 192 Aktiven 158 Einsätze gemeistert. So war die Ablehnung der Anschaffung eines neuen Mannschaftstransporters durch den Gemeindevorstand wohl der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. 28 Feuerwehrmänner gaben ihre Funk-Alarmmelder am örtlichen "Bürgerhaus" zurück und bekunden damit offiziell ihre "bedingte Einsatzbereitschaft".

Da sich Bürgermeister Reiner Guth (Freie Wähler) am Montag gegenüber dieser Art des Protestes widerspenstig zeigte, gaben zudem Brandinspektor und Feuerwehrleiter ihre Posten auf, womit die Wehr jetzt auch noch führerlos ist. "Wir fordern nur gleiches Recht für alle." Wenn die Gemeinde 8.500 Euro für den "freiwilligen" Polizeidienst ausgeben könne, erwarte man "etwas mehr äußere Anerkennung des ehrenamtlichen Feuerwehrdienstes". Am besten sollte jedoch auch die Hilfspolizei ohne Entlohnung Dienst tun. Bürgermeister Guth setzt derweil eher auf Eskalation: Man habe die Leitstelle des Landkreises informiert, daß im Brandfalle künftig die Nachbarfeuerwehren benachrichtigt werden, falls in Höchst nun auch noch mehr als die Luft brennen sollte.


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