© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Meldungen

Weltwoche: Putin besser als sein Ruf im Westen

ZÜRICH. Die bislang ausgesprochen rußlandkritische Zürcher Weltwoche (13/07) hat Präsident Wladimir Putin gegen Vorwürfe aus dem Westen verteidigt. "Natürlich gibt es Gründe für Kritik, aber die Vorwürfe erscheinen überzogen, wenn man sich die historische Perspektive vergegenwärtigt", schrieb Chefredakteur Roger Köppel vorige Woche. "Man muß sich das Beispiel Jugoslawien vor Augen halten, um den Weg zu verstehen, den Moskau mit einigem Erfolg zurücklegte." Besonders aufschlußreich sei der Fall Michail Chodorkowski. "Der Oligarch, der sich im Westen gern als Friedenstaube inszenierte, war ein rabiater Geschäftsmann, der sich sein Öl-Imperium dank behördlicher Duldung zu fragwürdigen Tiefstpreisen zusammenkaufte und mit Konkurrenten nicht gerade zimperlich umsprang", so Köppel. "Man stelle sich vor, wie man im Westen auf einen Industriellen reagieren würde, der bündelweise Dollarnoten an Parlamentarier verteilt zum Aufbau einer demokratisch nicht legitimierten Schattenherrschaft." Falsch waren aber der Schauprozeß und die plumpe Zerschlagung seines Jukos-Ölkonzerns.

 

5.400 "Ehrenmorde" und 5.000 Selbstmorde

İzmir. In der Türkei sind in den vergangenen fünf Jahren knapp 5.400 Frauen "Ehrenmorden" zum Opfer gefallen. Hinzu kämen noch einmal etwa 5.000 Selbstmorde von Frauen, erklärte vorige Woche die Leiterin des Frauenforschungszentrums an der Ägäis-Universität im türkischen İzmir (Smyrna), Nurselen Toygar. Im Zuge der EU-Beitrittsgespräche seien die Strafnachlässe für "Ehrenmorde" vor zwei Jahren zwar abgeschafft worden. Trotzdem würden in der Türkei nach wie vor Frauen ermordet, die nach Ansicht ihrer Verwandten durch ihr Verhalten die "Familienehre beschmutzt" hätten. Jede dritte Türkin werde mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt, berichtete Toygar im türkischen Sender NTV. Fast zwei Drittel der Türkinnen ohne Schulbildung seien sogar der Meinung, daß Gewalt in der Familie "normal" sei. Bei Frauen mit Schulbildung liege dieser Anteil immerhin noch bei 8,8 Prozent, erläuterte Toygar.


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