© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

WIRTSCHAFT
Auf dem falschen Weg
Jens Jessen

Die Financial Times Deutschland brach vorige Woche eine Lanze für Josef Ackermann und dessen 13-Millionen-Gehalt: Der Deutsche Bank-Vorstandschef mache andere Menschen reich, und das sei Grund genug, ihm pro Monat über eine Million Euro zu spendieren. Wer anderes denkt, sei ein Neidhammel. Einst hat der Bankier Fürstenberg die Aktionäre noch als dumm bezeichnet, da sie freiwillig den Firmen ihr Geld gäben, und frech, weil sie dafür auch noch eine Dividende erwarteten. Heute ist es sicher trivial, dem Stakeholder eine vernünftige Verzinsung und dem Manager ein angemessenes Salär zu gönnen. Das kann aber nicht heißen, daß deren Interessen vorrangig zu bedienen sind. Dieser Weg führt in einer Welt beschränkter Mittel dazu, daß die einen reicher und die anderen zwangsläufig ärmer werden. Die Mißachtung der Interessen der Arbeitnehmer und des langfristigen Unternehmenserfolges werden sich bitter rächen.

2002 beschrieb der Princeton-Ökonom Paul Krugman die zerstörerischen Folgen dieser Einseitigkeit: "Nur wenigen Leuten ist bewußt, wie sehr sich in diesem Land die Kluft zwischen den sehr Reichen und dem Rest innerhalb relativ kurzer Zeit verbreitert hat ... was in den USA heute geschieht, kann nur verstehen, wer das Ausmaß, die Ursachen und Konsequenzen der zunehmenden Ungleichheit in den letzten drei Jahrzehnten begreift. Wer begreifen will, wieso es in Amerika trotz allen ökonomischen Erfolgs mehr Armut gibt als in jeder anderen großen Industrienation, der muß sich die Einkommenskonzentration an der Spitze ansehen." Manager, die das Engagement der Mitarbeiter als quantité négligable betrachten, sind die Totengräber unseres demokratischen und sozialen Bundesstaates Deutschland (Artikel 20 Grundgesetz).


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