© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Kunstvolle Recherche:
Im Tal der großen Buddhas
Christoph Martinkat

Wieder einmal kam ein Proteststurm zu spät. Die Bilder der Zerstörung waren längst abgedreht. Nun gingen sie um die Welt. Am 12. März 2001 hatten Taliban-Milizen die Buddhas von Bamiyan gesprengt. Zuvor waren sie den berühmten Zeugnissen graeco-buddhistischer Hochkultur wochenlang mit Panzern, Geschützen und Raketen zu Leibe gerückt. Doch erst jetzt war ihre Auslöschung perfekt. Neben den Statuen wurden zudem fast alle Schätze der frühbuddhistischen Kunst des Museums Kabul vernichtet. Die preisgekrönte Dokumentation "Im Tal der großen Buddhas" von Christian Frei (Mo., 9. April, 22.40 Uhr, Arte) erzählt die Geschichte der im 6. Jahrhundert aus rotem Sandstein gemeißelten Statuen.

Kunstschätze als lukrative Einnahmequellen

In verschiedenen Erzählsträngen folgt der Film etwa der Spur des chinesischen Wandermönchs Xuanzang, der auf der Seidenstraße von Xi'an über Dunhuang nach Westen auf die damals gerade errichteten Riesen-Buddhas stieß. Er erzählt vom Archäologen Zémeryalaï Tarzi, der - durch Xuanzangs Aufzeichnungen inspiriert - im Bamiyan-Tal nach einem mysteriösen, etwa 300 Meter langen Buddha sucht. Dabei beklagt der Archäologe, daß Afghanistan durch Plünderungen zusehends seine Kulturgüter verliert. Schließlich stellten Kunstschätze für die Bevölkerung weit lukrativere Einnahmequellen als Drogen dar. Der Film berichtet zudem über den arabischen Al-Dschasira-Journalisten Taysir Alony, der Augenzeuge der Sprengung der Statuen war. Und es geht um Pläne der Technischen Hochschule Zürich, die eine Rekonstruktion der berühmten Buddhas zum Ziel haben.


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