© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/07 20. April 2007

Leserbriefe

Zu: "Jenseits des Elfenbeinturms" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 15/07

Hysterische Betroffenheit

Ehrlich gesagt verstehe ich die ganze Aufgeregtheit im Zusammenhang mit der Zuwanderung nicht. Wir haben doch über Jahre hinweg den millionenfachen Zuzug von Menschen aus islamischen Ländern in die Europäische Union geduldet, zum Teil sogar gefördert.

Nun ist es einmal Tatsache, daß das Gesellschaftsmodell der islamischen Welt, in den unterschiedlichsten Formen dort praktiziert, mit unserem Gesellschaftsmodell in Europa nicht kompatibel ist. Es bleibt jedem Volk überlassen, wie es sich in seinem Staat organisiert und das Alltagsleben gestaltet. Aber hier in Deutschland und den anderen Staaten der EU ist es den europäischen Völkern überlassen, dies zu tun.

Leider erleben wir eine zunehmende Akzeptanz der Aushöhlung unseres politisch-kulturellen Systems durch die immer größer werdende Gruppe islamischer Ausländer. Zwangsheiraten, sogenannte Ehrenmorde, Nichtteilnahme an Sport-und Schwimmunterricht von Mädchen, das Verbannen von Schweinefleisch aus Betriebskantinen sind nur einige Beispiele. Da diese Problematik von den großen Volksparteien nicht gelöst wird, sollte niemand in hysterisches Betroffenheitsgeschrei verfallen, wenn dann bei Wahlen extremistische Parteien Erfolge erzielen.

Andreas Schmalcz, stv. Münchner Bezirksvorsitzender der Union der Vertriebenen in der CSU, München

 

 

Zum Leserbrief "Ein Dorn im Auge" von Reinhard Böhler, JF 15/07

Sympathie für den Verlierer

Der Widerstand Paul Gerhardts wandte sich gegen die Forderung des Kurfürsten, das lutherische gegen das reformierte Bekenntnis zu tauschen. Der unausgeräumte Unterschied beider protestantischer Richtungen geht seit Luther um theologische Fragen hinsichtlich des Abendmahls, und um nichts anderes. Das reformierte Bekenntnis ist indes kein reiner Calvinismus, sondern eine Mischform zwischen Calvinismus und Luthertum.

Daß davon abgesehen ersterer das Christentum auf den Kopf stellte, wie Böhler behauptet, ist auch nicht richtig. Beim Thema "Prädestination" waren sich Calvin und Luther einig, daß nämlich die Gnade Gottes eben nicht durch Werke zu verdienen sei. Gleichwohl sei ein erfolgreiches Wirtschaftsleben Ausdruck der Gnade Gottes.

Nach Max Weber hat aber erst die "Entgeistlichung" des Wirtschaftslebens den modernen Kapitalismus hervorgebracht. An die Stelle ethisch-religiöser Grundhaltung trat als reiner Selbstzweck der "Erwerb von Geld und immer mehr Geld".

Daß jedoch diese Form des modernen Kapitalismus schon vor der Reformation verfaßt war, darf seriöserweise nicht unterschlagen werden (Clemens Bauer: Conrad Peutinger und der Durchbruch des neuen ökonomischen Denkens in der Wende zur Neuzeit, Freiburg 1965). Insoweit ist die "Max-Weber-These" als das aufzufassen, als die er sie selbst beschrieb, nämlich als provisorisches Gedankenspiel. Der Protestantismus hat den Kapitalismus allenfalls codeterminiert.

Aus diesem Grund ist die Aussage Böhlers, daß die "Sympathie" für Verlierer in calvinistisch geprägten Ländern, vor allem in den USA, wenig ausgeprägt sei, erstens religionssoziologisch unhaltbar und zudem noch sachlich falsch: Während in Deutschland ein gescheiterter Unternehmer, verstärkt durch die Gesetzgebung, unter seinesgleichen auf immer als "Verlierer" gilt, trifft in den USA dieses Prädikat nur denjenigen Unternehmer, der nach einer Pleite nicht wieder von vorne anfängt. Wenn das keine Sympathie für einen Verlierer ist!

Gernot Schmidt, Delitzsch

 

 

Zu: "Mutterschaft ist in Mode gekommen" von Alain de Benoist, JF 15/07

Nur Staatsbürgerschaft zählt

Es war überfällig, daß den Meldungen über den vorbildlichen Geburtenboom in Frankreich endlich eine differenzierte Betrachtung nach ethnischer Herkunft entgegengestellt wurde und klar wurde, daß man in Frankreich nur die Staatsbürgerschaft zählt und ethnische, religiöse und kulturelle Unterschiede gar nicht in den Statistiken und Klassenbüchern erwähnt werden dürfen.

Interessant wäre noch eine Unterscheidung nach sozialer Herkunft, dem höchsten Schulabschluß und dem Erfolg in der Berufslaufbahn. In Deutschland darf zum Beispiel der Beruf der Eltern nicht mehr in den Klassenbüchern stehen, um den "Hof-effekt" zu vermeiden, damit "Kinder besserer Eltern" nicht bevorzugt werden.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: "Nicht europatauglich" von Rolf Stolz, JF 15/07

Auch Männer sind Opfer

Wenn über türkische Männer berichtet wird, die ihre Frauen prügeln, ihre Töchter zwangsverheiraten oder sie gar mit Ehrenmord bedrohen, ruft dies zum einen die Konservativen auf den Plan (die dem Islam kritisch gegenüberstehen), zum anderen die Feministinnen (die sich den Kampf gegen die "Männermacht" auf die Fahnen geschrieben haben). Eine zweifellos sehr kuriose Allianz.

Auch in der JUNGEN FREIHEIT, die mit dem Feminismus sonst erfreulich wenig zu schaffen hat, liest man dann schon einmal mit Empörungspotential angereicherte Statistiken aus Frauenrechtlerkreisen. So schreibt Rolf Stolz in seinem Artikel "Nicht europatauglich" von "Spitzenwerten bei per Ehrenmord vernichteten Frauenleben (in fünf Jahren mindestens 5.400) und den Frauenselbstmorden (5.000). Fast jede dritte Türkin wird mindestens einmal zum Gewaltopfer".

Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden, daß Ehrenmorde keineswegs nur Frauenleben fordern. So teilte das Deutschlandradio am 3. März 2006 mit: "In der Türkei sind in den vergangenen fünf Jahren knapp fünfhundert Frauen und siebenhundert Männer wegen angeblicher Ehrverletzungen getötet worden. Die meisten Fälle seien im Osten und Südosten des Landes registriert worden, teilte die Polizei in Ankara mit. Das Tatmotiv habe häufig familiäre Bezüge gehabt." (http://www.dradio.de/nachrichten/200603031700/6)

Auch wenn diese Statistik andere Opferzahlen nennt als diejenige, die Rolf Stolz zitiert, deutet sie darauf hin, daß offenbar ein erheblicher Anteil der Ehrenmordopfer männlichen Geschlechts ist. Dies gilt auch für Deutschland, wo laut einer Erhebung des Bundeskriminalamtes immerhin zwölf von 48 Ehrenmordopfern in den letzten zehn Jahren Männer waren.

Bei den Selbstmorden ist es in der Türkei in der Tat so, daß diese zu achtzig Prozent von Frauen begangen werden. In fast ganz Europa hingegen sind gut siebzig Prozent der Selbstmörder Männer. Nimmt man diese Zahlen als Gradmesser für die Situation und die besonderen Probleme der schwerpunktmäßig Betroffenen, dann haben wir Europäer nur wenig Anlaß, mit dem Finger auf die Türkei zu zeigen.

Christian Heier, Duisburg

 

 

Zu: "Herausgestrichen" von Peter Freitag, JF 15/07

Unrecht indirekt bestätigen

Die andauernde politische Verfolgung der Republikaner durch staatliche Organe ist ein Akt bösartiger Willkür und Manipulation. Kein Republikaner war je in politisch motivierte Gewalt verstrickt, kein Mitglied hat jemals unser Grundgesetz in Frage gestellt. Die Parteiführung um Rolf Schlierer muß sich daher voll und ganz hinter die eigene Parteibasis stellen. Falsch wäre es, eigenen Mitgliedern zu unterstellen, sie wollten "einen rechtsstaatlichen und verfassungstreuen Kurs nicht mittragen". Das wäre Wasser auf die Mühlen der Verleumder.

Geradezu dümmlich wäre es, nach dem Muster zu argumentieren: "Die Übeltäter haben unsere Partei verlassen, seht her, jetzt sind wir brav!" Damit würden die Republikaner das schändliche Verhalten staatlicher Organe in der Vergangenheit nachträglich rechtfertigen. Leider laufen abgeschlossene Vergleiche und Absprachen dieser Art genau darauf hinaus: Das Unrecht der Vergangenheit wird indirekt bestätigt, die staatlich besoldeten Täter und ihre Auftraggeber werden nicht entlarvt, eine Katharsis findet nicht statt!

Rodolfo E. Panetta, Horb

 

 

Zu: "Frisch Gepreßt", JF 15/07

Umstrittene Persönlichkeit

Sie haben über den ehemaligen und ersten demokratisch gewählten Premier Ungarns József Antall in einem viel zu positiven Ton berichtet. József Antall hat nämlich die Chance verpaßt, Ungarn von den Postkommunisten loszuhaben, und hat mit seiner schwachen und opportunen Politik dazu beigetragen, daß sich die ehemaligen Kommunisten zu roten Kapitalisten verwandeln konnten. Das hat er zum Beispiel durch die illegalen und amoralischen Privatisationen, die zwar von den letzten kommunistischen Regierung von Herrn Miklós Nemeth begonnen wurden, aber dann von der Regierung von József Antall fortgeführt wurden.

József Antall ist eine umstrittene Persönlichkeit, besonders unter den Rechts-intellektuellen, da ihm und seiner politischen Impotenz zu verdanken ist, daß Ferenc Gyurcsany, ein reicher Jungkommunist, 18 Jahre nach der sogenanten Wende an die Macht kommen könnte.

József Antall wäre in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden - an den Feierlichkeiten haben nur die Representanten der postkommunistischen Regierung und die Politiker der von Antall gegründeten, nach links gerutschten Partei Ungarische Demokratische Forum (MDF) teilgenommen. Ich hoffe, daß die junge freiheit als die einzige mit den ungarischen Antikommunisten sympathisierende Zeitung auch über die Schattenseite von József Antall berichten wird.

Péter Techet, Budapest/Bonn

 

 

Zu: "Aber der Mensch ist nun einmal, wie er ist" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 14/07

Physikalisches Gesetz

Unvergessen die Mahnung des Erich Böhme an Ignatz Bubis: "Auschwitz ist wie ein Faß, in dem es brodelt. Ich fürchte, wir werden noch oft hineinschauen müssen!" Nach einem physikalischen Gesetz wird das Brodeln zum Überdruck und zur Explosion führen, solange die Sicherheitsventile weiterhin gewaltsam verschlossen bleiben.

Karl Dimmig, Neuss

 

 

Zur Meldung "Linkspartei lehnt Nobelpreis für Kohl ab" , JF 14/07

Eine unverschämte Drohung

Dietmar Bartsch (Die Linke) meint mit aller Unverfrorenheit, der von Barroso für den Friedensnobelpreis vorgeschlagene Helmut Kohl verdiene diesen nicht - eher sei eine solche Ehrung der damaligen Staats- und Parteiführung der "Deutschen Demokratischen Republik" zuzusprechen, die dafür gesorgt habe, daß die deutsche Wiedervereinigung "friedlich verlaufen" sei.

Die Nachfolgepartei der SED erdreistet sich also heute noch, damit aufzutrumpfen, sie hätte vor siebzehn Jahren die "Wir sind ein Volk"-Rufer blutig niederschlagen können! Eine geradezu unverschämte Drohung - für die Bartsch juridisch belangt werden muß und seine "neue" Partei der Uneinsichtigen endlich auf ihre Verfassungskompatibilität überprüft werden sollte.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zur Meldung "Erkrankungen durch Nato-Uranmunition", JF 14/07

USA bestreiten ihre Schuld

Die italienische Presse spricht von siebzig Prozent der Soldaten, welche durch abgereichertes Uran bei Verwendung solcherart hergestellter Munition erkrankt sind. Der massive Einsatz begann hauptsächlich 1999 im Balkan, wobei auch schon von anderen Kriegsschauplätzen diese schreckliche Nachricht ruchbar wurde, so zum Beispiel im Irak. Aber auch in Deutschland trat das Symptom der Erkrankung auf Truppenübungsplätzen auf. Die Ursache war stets gleich: Einsatz der Munition durch die Vereinigten Staaten.

Auch wenn es für die davon betroffenen Soldaten eine Katastrophe bedeutet, so ist es doch noch viel entsetzlicher, daß mit keinem Wort diejenigen Opfer auch nur erwähnt werden, denen der Einsatz galt, oder die in vielfacher Anzahl ebenfalls nun darunter leiden müssen, nämlich die Zivilbevölkerung. Im Gegenteil, die USA bestreiten ihre Schuld daran. Obwohl unzählige ihrer eigenen Soldaten an der Verseuchung erkrankt oder gestorben sind.

Klaus Obrecht, Offenburg

 

 

Zu: "Der 'abgestrafte' Kneipenwirt" von Clemens Taeschner, JF 13/07

Die Linken sind sakrosankt

Sie sind also wieder unter uns, die Schlägertrupps, die Rollkommandos unseligen Gedenkens. Nur diesmal sind es nicht die Ableger einer braunen Diktatur. Doch die Methoden sind die gleichen: Sie zertrümmern eine Gastwirtschaft, deren Besitzer einen Versammlungsraum an eine rechte Partei vermietet hatte, sie bedrohen und nötigen Kioskbetreiber, die die junge freiheit verkaufen. Sie beschmieren und zerstören Soldatendenkmäler und terrorisieren Polizisten und einen Arzt, die dienstlich mit dem Tod eines betrunkenen, randalierenden Asylbewerbers befaßt sind und möglicherweise Fehler gemacht haben.

Diejenigen, die diese zweifelsfrei faschistoiden Methoden anwenden, bezeichnen sich selbst als Antifaschisten. Wie paßt das zusammen? Dazu nennen die Medien, die über sie berichten, diese Gruppierungen verniedlichend Antifa oder Autonome, linke Gruppen, linke Szene oder sogar ganz neutral "Protestgruppen". Niemand aber nennt sie Linksradikale oder Linksextremisten. Die Begriffe "extrem" und "radikal" bleiben dem rechten Spektrum vorbehalten. Ich frage mich, warum die Linken eigentlich in bezug auf den Extremismusbegriff sakrosankt sind.

Roland Siebert, Neuental

 

 

Zu: "Von der Labilität der Offiziersehre" Günther Gillessen, JF 46/06

Nebes Doppelrolle

Ein wichtiges Thema des Buches "Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42" von Johannes Hürter ist, die Mitwirkung beziehungsweise das Mitwissen an den verbrecherischen Aktivitäten der Einsatzgruppen durch führende Stellen der Wehrmacht aufzuzeigen. Es wird dabei besonders auf das Verhältnis zwischen dem Stab der Heeresgruppe Mitte und Arthur Nebe Bezug genommen. (Nebe war Direktor des Reichskriminalamtes, das seit März 1941 als Abteilung V in Himmlers "Reichssicherheitshauptamt" übergeführt worden war, und in den ersten vier Monaten des Rußlandkrieges Kommandeur der SS-Einsatzgruppe "B" im rückwärtigen Gebiet der Heeresgruppe Mitte).

Als Beispiel für die gute Zusammenarbeit heißt es in Hürters Buch: "Das Modell Bock-Greifenberg-Gersdorff-Nebe war die Regel". Es wird wiederholt verwiesen auf schriftliche Berichte von Nebe, zum Beispiel vom 14. Juli 1941 oder vom 21. September 1941. Daß Nebe zur Vertuschung seiner Beteiligung an der Verschwörung Berichte "gestattet" haben könnte, wird in den Hürter-Darstellungen nicht erwogen. Im Abschnitt über Judenmord wird auch speziell auf die Kontakte von Nebe mit Offizieren des Stabes der Heeresgruppe, zum Beispiel mit Gersdorff verwiesen. Dabei fällt auf, wie unterschiedlich die Informationen über das "Massaker von Borisov" bei Hürter einerseits und Gersdorff - der als 1c der Heeresgruppe zuständig für den Kontakt mit Nebe war - ausfallen.

Das Verhältnis zwischen Stab der Heeresgruppe Mitte und Nebe ist im übrigen sicher dadurch gekennzeichnet, daß Nebe aus dem Kreis um Oster bei Tresckow und Schlabrendorff unter dem Hinweis auf seine Zugehörigkeit zum Netz der Verschwörer im Widerstand avisiert worden war. Oder andererseits Nebe auf Tresckow/ Schlabrendorff verwiesen worden war, als man sich aus dem Kreis um Oster bemühte, Nebe dazu zu bringen, das Kommando der Einsatzgruppe Mitte zu übernehmen.

Es gibt bei Hürtel nur zwei kurze Hinweise auf die Rolle von Schlabrendorff. Er stand schon lange in Verbindung mit Widerstandskreisen in Berlin, was Tresc­kow natürlich bekannt war und von ihm begrüßt wurde. In Schlabrendorffs Buch gibt es eine Totentafel derer, die ihr Leben "für die Widerstandsbewegung" gaben. Dort ist Nebe mit aufgeführt.

Die kritische Behandlung dieses Themas von Hürter anhand der Zusammenarbeit Nebes mit dem Stab der Heeresgruppe Mitte läßt eine genauere Kenntnis der dramatischen Doppelrolle Nebes und seines komplexen Lebenslaufs in den Jahren 1934 bis 1944 vermissen. Es fehlt ein wesentlicher Bestandteil für das Verständnis der vielschichtigen, diffizilen historischen Zusammenhänge.

Rüdiger von Tresckow, Oberursel, Sohn Henning von Tresckows


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen