© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/07 27. April 2007

UMWELT
Keine Kaninchen bei Rewe, Penny & Co.
Volker Kempf

Um die Tierbefreier ist es ruhig geworden. Denn Tiere, die aus der industriellen Haltung in die Freiheit entlassen wurden, mußten meist sterben: Sie waren die neue Lebenswelt nicht gewohnt. Die Tierschutzgruppe "Vier Pfoten" hatte einen anderen Weg gewählt, um gegen die industrielle Käfighaltung von Tieren - speziell Kaninchen - vorzugehen. Eine Videodokumentation über die Haltung von Kaninchen wurde der Rewe-Konzernleitung zugespielt. Die Reaktion: "Wir haben uns einen Film über die Kaninchen-Käfighaltung angeschaut und beschlossen, auf den Verkauf von Kaninchenfleisch in unseren Merkur- und Billa-Filialen zu verzichten", erläutert Corinna Trinkler vom Rewe-Konzern im Wiener Standard. Die Haltebedingungen der Tiere - zu wenig Platz, gegenseitige Verletzungen - seien "unverantwortlich". Wer Kaninchenfleisch will, wird bei Rewe, aber auch Toom, Penny, Selgros und Karstadt nicht mehr fündig werden. Tengelmann und Kaiser's zogen inzwischen nach.

Die Tierschutzbewegung feiert den Erfolg. Doch wie geht es weiter? Videodokumentationen über die Schlachtbedingungen von Kühen sind ebenfalls entsetzlich. Sollte da nicht alles Fleisch aus den Regalen verschwinden, außer vielleicht Wild? Das ist illusorisch. Doch der Kampf gegen die schlimmsten Auswüchse der industriellen Tierhaltung geht weiter. Vor allem der Pelzindustrie geht es ans Leder. Österreich hat die Haltung von Tieren zur Pelzgewinnung schon 2005 verboten. Wann Deutschland diesem Beispiel folgt, ist noch offen. Fest steht nur: Wildtiere in kleinen Käfigen zu halten, das ist Tierquälerei, bei deren Anblick einem der Appetit oder der ästhetische Genuß vergehen kann.


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