© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/07 04. Mai 2007

Meldungen

Konservative Wende ohne Führungspersonal

BERLIN. In der Welt-Kolumne, die sein Konterfei ziert, ähnelt der medial omnipräsente Göttinger "Parteienforscher" Franz Walter dem Sam-Hawkins-Darsteller Ralf Wolter, just wenn der sich in den Karl-May-Filmen seine Perücke abnimmt - was beim prototypischen Alt-68er Walter als ästhetische Blockade vor seinem Wochenrückblick zurückschrecken läßt. In der Ausgabe vom 14. April, in der Walter dort den "Humus für einen neuen Konservatismus" entdeckt, hätte sich die Überwindung gelohnt. Wie vor ihm Cicero-Chef Weimer (JF 23/06) wähnt er sich mitten in der nach 1982 jämmerlich ausgebliebenen "Wende". Bis 2030, darin seien sich alle "relevanten Werteforscher einig", sei es mit dem "libertären Individualismus" vorbei. Es marschiere "der konservative Trend". Pech nur, daß dieser Konservatismus in Deutschland von niemandem repräsentiert werde. Die diskursive Lufthoheit liege weiter bei Walter und seinen Gesinnungsgenossen. Den Konservativen hierzulande fehle es an "klugen und modernen Denkern" wie in Frankreich. Es fehle an Intellektuellen, am "konzeptionellen Design, an politischer Choreographie und an wachen Partei- und Kirchenleuten".

 

Um das Lebensrecht von unserem Eisbären Knut

BERLIN. Spätestens mit der weltweiten Begeisterung für den Eisbären Knut im Berliner Zoo hätte der große philosophisch-juristische Diskurs über "Tierrechte" einsetzen müssen. Mit der "Klimakatastrophe", die wie zufällig mit Knuts Geburt einhergeht, könnte die seit einem Vierteljahrhundert eher unbeachtet-esoterisch geführte Debatte aber immerhin neue Virulenz gewinnen - vorausgesetzt, die Disputanten lösen sich von eingefahrenen, immer auf die "normative Begründung" von Menschen- wie Tierrechten fixierten Argumentationsmustern. Wie schwer das gerade Intellektuellen fällt - Naturwissenschaftlern wie Juristen - belegt der das "Recht auf Leben" erörternde Aufsatz des Berliner Politologen Bernd Ladwig (Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 1/07). Nachdem bei "Nicht-Personen", Tieren und "empfindungsunfähigen Feten" der normative Begründungszauber nicht hilft, um ihr "Lebensrecht" abzuleiten, bleibt nur die dezisionistische Ausflucht in "wertende Unterscheidungen". Zu deren Legitimierung muß dann die "Negativerfahrung nationalsozialistischer Massenmorde" herhalten. Angesichts solcher Argumentationen scheint Knuts bloße Existenz doch das stärkere "lebensrechtliche" Argument zu sein.

 

Erste Sätze

Lieber und verehrter Freund! Die Schrift, die ich Ihnen zu Ihrem siebzigsten Geburtstag überreiche, sollte ursprünglich ein rein persönlicher Ausdruck meiner herzlichen Freundschaft und Verehrung für Sie sein. 

Ernst Cassierer: Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, Leipzig/ Berlin, 1927


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