© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/07 11. Mai 2007

Katholik und Atheist im Duell
Chestertons Aktualität
Georg Alois Oblinger

Kindlers Literaturlexikon ist zwar ein Standardwerk, aber nicht immer frei von Fehlern. So wird dort behauptet, Gilbert Keith Chestertons Roman "The ball and the cross" sei im Jahr 1963 in deutscher Übersetzung erschienen unter dem Titel "Ballspiel mit Ideen". Hierbei handelt es sich allerdings um eine Essaysammlung von Chesterton und nicht um den genannten Roman. Dieser liegt jetzt erstmals unter dem Titel "Kugel und Kreuz" auf deutsch vor (übersetzt und mit einem Nachwort von Stephan Welz) und erschien bereits am 20. März als - erheblich gekürzter - Vorabdruck in der FAZ.

Wie immer geht es turbulent zu bei Chesterton (1874-1936). Ein Duell und eine Verfolgungsjagd gehören fast zwingend dazu, ebenso eine echte Verschwörung. Der Katholik Evan MacIan und der Atheist James Turbull wollen ein Duell austragen, werden jedoch von der Justiz immer wieder daran gehindert. Ganz vom Relativismus und von einem falschen Toleranzgedanken ergriffen, verfolgt die Polizei die Duellanten und zwingt die beiden, die ihre jeweilige Überzeugung ernst nehmen, das Duell zwischen Atheismus und katholischem Glauben verbal auszutragen.

In der geistigen Auseinandersetzung mit den intellektuellen Angriffen auf den Glauben liegt Chestertons Stärke und auch der Schwerpunkt dieses Romans. Der Materialismus, der Kommunismus, der Freudianismus, die Ideen Rousseaus oder auch die Theodizeefrage werden im Disput aufgegriffen.

Die letzten Kapitel des Romans spielen im Irrenhaus. Professor Luzifer und seine Anhänger haben nicht nur die beiden Kontrahenten, sondern auch viele andere Menschen mit gesundem Verstand für verrückt erklären lassen. Doch es zeigt sich, daß nicht jene, die an Übernatürliches und an unverrückbare, ewige Wahrheiten glauben, irre sind, sondern vielmehr jene, die in vollkommen ideologischer Verblendung jede Form von Religion bekämpfen.

All jene, welche die Wahrheit des göttlichen Gerichts bekämpfen, werden durch selbiges verurteilt, und wie so oft zeigt uns Chesterton auch in diesem Roman am Ende einen lachenden Gott.

Gilbert Keith Chesterton: Kugel und Kreuz. Verlag nova & vetera, Bonn 2007, gebunden, 250 Seiten, 24,50 Euro


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