© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/07 11. Mai 2007

Frisch gepresst

Büchervernichtung. Im Gegensatz zu den Bücherverboten samt öffentlichkeitswirksamen Verbrennungen unter dem NS-Regime ist die umfangreiche Büchervernichtung durch die Siegermächte nach 1945 kaum bekannt. Einem Befehl des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung aus dem September 1945 folgend, wurde am 13. Mai 1946 der "Befehl Nr. 4" des Alliierten Kontrollrats erlassen, "die Einziehung von Literatur und Werken nationalsozialistischen und militaristischen Charakters betreffend". Danach gab die Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone amtlich verbindliche "Listen der auszusondernden Literatur" heraus, auf die auch in den Westzonen zurückgegriffen wurde. Der ersten Liste von 1946 wurden 1947, 1948 und 1952 Nachträge mit insgesamt fast 35.000 Buchtiteln nachgereicht. 1983 wurden sie in der "Toppenstedter Reihe" des Verlages Uwe Berg als Reprints herausgegeben, die allerdings bald vergriffen waren. Nun hat derselbe Verlag in seiner "Sammlung bibliographischer Hilfsmittel zur Erforschung der Konservativen Revolution und des Nationalsozialismus" als Bände 1, 2, 3 und 8 diese "Liste" und deren Nachträge neu herausgegeben. Neben NS-ideologischen Werken und der kompletten Lehrliteratur von 1933 bis 1945 finden sich hierin unzählige Werke nicht-nationalsozialistischer Weltanschauung, denen wie bei Ernst von Salomon, Edwin Dwinger, Gottfried Benn oder Carl Schmitt und allen kritischen Werken zum Versailler Vertrag nach 1919 aber ein "militaristischer" Impetus unterstellt wurde (Liste der auszusondernden Literatur. Toppenstedt 2007, 4 Bände, broschiert, insgesamt 1.311 Seiten, zusammen 61 Euro).

In den Fängen der DDR. Im Jahre 1976 wird der West-Berliner Student Matthias Bath bei der Unterstützung eines DDR-Fluchtversuchs am Kontrollpunkt Marienborn festgenommen. So wurde er einer von 72.000 Menschen, die des des "ungesetzlichen Grenzübertritts" oder "staatsfeindlichen Menschenhandels" wegen inhaftiert waren. Bath schildert in der nun vorliegenden erweiterten Neuauflage seiner bereits 1981 und 1987 erschienenen Haftbeschreibung, wie selbst jenseits der Gefängnismauern in Berlin-Hohenschönhausen das Mißtrauen unter den Häftlingen omnipräsent war, da überall die Stasi-Häscher lauerten (Gefangen und freigetauscht. 1.197 Tage als Fluchthelfer in der DDR-Haft. Jaron Verlag, Berlin 2007, broschiert, 248 Seiten, Abbildungen, 12,90 Euro).


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