© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/07 18. Mai 2007

General Bülows Ehrengeschenke
Befreiungskriege: DHM präsentiert neue Leihgaben
Heinrich Lange

Wie die Familie Graf Bülow von Dennewitz mitteilt, hat sie nun alle in ihrem Besitz befindlichen Ehrengeschenke ihres berühmten Vorfahren, des Generals Friedrich Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz, aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon als Leihgaben an das Deutsche Historische Museum in Berlin gegeben.

Von Sammlungsleiter Dieter Vorsteher war zu erfahren, daß die bedeutenden, 1922 unter Provinzialdenkmalschutz gestellten Gegenstände demnächst komplett in der neuen ständigen Ausstellung zur Deutschen Geschichte gezeigt werden sollen. Schon jetzt wird die Tasse mit Untertasse der Königlichen Porzellan Manufaktur Berlin mit dem Porträt des Generals und dem Schlachtplan von Belle-Alliance/Waterloo 1815 in Belgien präsentiert. Das Geschenk der Berliner Studentenschaft erfolgte allerdings nicht, wie im Vitrinentext angegeben, "aus Dank für das entscheidende Eingreifen in der Schlacht bei Ligny", sondern eben in der Entscheidungsschlacht der Alliierten gegen Napoleon bei Waterloo. An der zwei Tage zuvor von Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt noch verlorenen Schlacht bei Ligny konnte Bülows Armeekorps gar nicht teilnehmen.

Die Orden werden in Moskau zurückgehalten

Napoleons silberne Sporen mit Spangen für den Stiefelriemen sind ebenfalls jetzt schon im DHM erstmals zu bestaunen. Sie stammen wie der Hut und der Degen in der gleichen Vitrine aus der am Abend des Schlachttages bei Waterloo bei der Verfolgung des Feindes von den preußischen Truppen vor dem Dorf Genappe erbeuteten Kutsche des französischen Kaisers. Während Orden, Hut und Degen König Friedrich Wilhelm III. übersandt wurden, erhielt Blücher die Kutsche und Bülow die Sporen sowie das - ebenfalls zur Ausstellung kommende - Wagenkissen mit den Initialen "M L": die Vornamen von Napoleons zweiter Frau Marie Luise, der Tochter des österreichischen Kaisers. Zwar wurde der 1945 als Kriegsbeute in die Sowjetunion verbrachte Hut 1957 an die DDR zurückgegeben, aber die Orden werden noch immer im Staatlichen Historischen Museum in Moskau zurückgehalten.

In der Schausammlung des DHM wird demnächst des weiteren der goldgrundige Pokal der KPM mit allegorischen Bildern in farbiger Miniaturmalerei auf Bülows siegreiche Gefechte bzw. Schlachten bei Luckau, Großbeeren und Dennewitz südlich von Berlin präsentiert. Er ist eine Ehrengabe seines Stabes für die dreimalige Rettung der preußischen Hauptstadt 1813. Für die überlebensgroße Napoleon-Büste aus Sèvres-Porzellan, die der König dem "Sieger von Dennewitz" anläßlich dessen Rückkehr nach Königsberg am 11. Januar 1816 schenkte und die bisher auch noch nicht zu sehen war, wird derzeit eine gesonderte Vitrine gebaut.

Hoffentlich kann schließlich auch der stattliche silbervergoldete Münzdeckelhumpen mit der Widmung "Dem vaterländischen Helden Herrn Grafen Bülow v. Dennewitz ..." ausgestellt werden, den ihm - mit Rheinwein gefüllt - die Stadt Königsberg am 18. Januar 1816 zusammen mit einem gleichfalls noch erhaltenen prachtvollen Karmen (Festgedicht) überreichte.

Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin. Täglich 10 bis 18 Uhr. Info-Telefon: 030 / 2 03 04-444, Internet: www.dhm.de

Foto: Tasse mit Bildnis des Friedrich Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz


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