© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Geduldiges Kontakteknüpfen
Bundestag: Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche baut sich ein politisches Netzwerk auf und unterstreicht seine Distanz zur NPD
Marcus Schmidt

Henry Nitzsche mahnt zur Geduld. Den sächsischen Bundestagsabgeordneten, der Ende vergangenen Jahres aus der CDU ausgetreten ist, haben in den vergangenen Wochen und Monaten unzählige Anfragen erreicht, die alle um eine Frage kreisen: Wann entscheidet sich die politische Zukunft des konservativen Abgeordneten? Tritt er einer bestehenden Partei bei? Oder gründet er eine neue? Vielleicht sogar zusammen mit Martin Hohmann?

Fragen, die Nitzsche fürs erste unbeantwortet läßt. In den vergangenen Monaten habe er in ganz Deutschland zahlreiche Gespräche mit möglichen Mitstreitern geführt, sagt er gegenüber der JF. Dabei sei ihm deutlich geworden, wie hoch im konservativen Lager die Erwartungen sind: "Sie sind für uns ein Leuchtturm", habe er oft gehört. Ihm sei es daher zunächst wichtig, ein Netzwerk zu bilden, auf das er bei Bedarf zurückgreifen könne. Es habe keinen Sinn, sich kopfüber in ein politisches Abenteuer zu stürzen, mahnt Nitzsche. Allerdings sei er sich der Gefahr bewußt, daß es irgendwann heißen könnte: "Nitzsche? Wer ist denn das?"

Jeglicher Zusammenarbeit mit der NPD erteilte er erneut eine Absage. Wie wichtig Nitzsche diese Abgrenzung ist, zeigte sich jüngst auf einer Tagung, zu der er als Redner eingeladen worden war. Weil zu der Veranstaltung ohne sein Wissen auch der NPD-Fraktionsvorsitzende im sächsischen Landtag, Holger Apfel, eingeladen war, verließ Nitzsche umgehend die Veranstaltung - ohne seinen Vortrag zu halten. "Darauf, daß ich mit Leuten wie Holger Apfel zusammen auftrete, warten meine Feinde doch nur", sagte Nitzsche. Mit der NPD verbinde ihn nichts. "Ich habe von der Diktatur die Schnauze voll. Mein Ziel ist eine lebendige Demokratie."

Gelegentlich kann er dies im Parlament unter Beweis stellen. Vor zwei Wochen hielt er seine erste Rede als fraktionsloser Abgeordneter. Anlaß war die Aussprache über eine Anfrage der Linkspartei zum Rechtsextremismus (JF 14/07). Nitzsche warnte vor einer linken Meinungsführerschaft, die alle und jeden unter Generalverdacht stelle, rechtsextremistisch zu sein. "Der Fokus wird umgeschwenkt, so daß die Mitte zwischen SPD und PDS angekommen zu sein scheint", sagte er.


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