© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Zeitschriftenkritik: Forum
Es ist die Wirtschaft, Dummchen
Jochen Schmitt

Seit diesem Jahr gibt der Rektor der Universität Mannheim gemeinsam mit Absolventum Mannheim, dem Absolventennetzwerk der Universität, das Magazin mit dem bescheidenen Titel Forum heraus. Mit dem einmal im Semester erscheinenden Heft will sich die Universität einerseits selbst darstellen, professionelle Öffentlichkeitsarbeit betreiben, und das Absolventennetzwerk andererseits Kontakt mit den Alumni halten.

Im Editorial der aktuellen Ausgabe begrüßen der Rektor und der Vorsitzende des Absolventennetzwerks den Leser und führen zum Thema "Wirtschaftsethik und Wirtschaftsrealität" hin. Dies ist nämlich das Motto, unter dem das hundertjährige Jubiläum der Universität steht, und zugleich Titelthema von Forum. Ferner zeigt es, daß an der ehemaligen Handelshochschule auch heute die Wirtschaftswissenschaften die bei weitem bedeutendsten Disziplinen sind.

In einem längeren Artikel über mehrere Seiten unter der Überschrift "Rendite über alles?" wird das Titelthema behandelt. "Langfristige Gewinnmaximierung" sei, so Manfred Perlitz, "gegen den Widerstand von Staat, Mitarbeitern oder Kunden einfach nicht möglich". Dieser Gedanke finde sich in der Unternehmensführung im sogenannten Stakeholder-Ansatz wieder. Unter "Stakeholder" verstehe man alle Interessengruppen, mit denen ein Unternehmer in seiner täglichen Arbeit interagieren müsse, also neben Staat und Gesellschaft zum Beispiel Kunden, Lieferanten, Beschäftigte. Dieser Ansatz sei in Balance mit dem Shareholder-Ansatz (Kapitalanleger-Ansatz) zu halten, der wiederum auf möglichst hohen Renditen hinziele. Jedes Unternehmen muß auch Stakeholder-orientiert sein. Es sei nämlich klar, daß die Loyalität und Motivation der Mitarbeiter einen bedeutenden Einfluß auf die Produktivität haben. Außerdem könnten auch Kunden einen Betrieb abstrafen, indem sie dessen Produkte nicht kaufen, wie etwa die Schockwerbung von Benetton gezeigt habe.

Weiter wird in dem Beitrag das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz kritisiert, weil es das Arbeitsleben für die Unternehmen sehr verkompliziert habe. Um jede mögliche Diskriminierung bei Einstellungen auszuschließen, müßten etwa Stellenanzeigen sehr exakt formuliert und standardisiert werden. Ferner müsse jeder Vorgang genau schriftlich dokumentiert werden, weil die Beweispflicht im Fall einer Klage auf seiten des Unternehmens liege. Etwas eigenartig wirkt jedoch, daß auf diesen ausführlichen Beitrag über Wirtschaftsethik gleich eine Seite Werbung von "Aldi Süd" folgt, mit der Führungskräftenachwuchs rekrutiert werden soll.

Neben Nachrichten aus der Forschung wird die große Jubiläumsfeier der Uni angekündigt, die in einem Schloßfest mit den Söhnen Mannheims ausklingen wird.

Abgeschlossen wird Forum mit den üblichen Themen, mit denen sich heute jede Uni befassen muß: Es sollen Stipendien geschaffen werden, um die Studiengebühren sozial abzufedern, die Umstellung auf die Bachelor-/Masterabschlüsse ist fast zu Ende, und die Unibibliothek wurde erweitert.

Anschrift: Universität Mannheim, Abteilung für Kommunikation und Fundraising, Schloß, 68131 Mannheim, Internet: www.absolventum.de


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