© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Meldungen

Von der Hochzeitsmusik zum Bernsteinzimmer

BERLIN. Fern vom Ort ihrer Gründung tagt die 1924 in Königsberg ins Leben gerufene Historische Kommission für die Geschichte Ost- und Westpreußens vom 29. Juni bis 1. Juli 2007 an der Hamburger Universität. Wieder einmal steht die "Kulturgeschichte des Preußenslandes in der frühen Neuzeit" auf dem Programm. Den Mittelpunkt bildet dabei die Königsberger Musikgeschichte, die mit Referaten zum Kirchenliedschaffen, zur "Streichinstrumentalproblematik" und zur Hochzeitsmusik des Simon-Dach-Freundes Johannes Stobäus Berücksichtigung findet. Ferner beleuchtet man "Das Preußenland im Spiegel der Reisebeschreibungen der frühen Neuzeit", und der Naturwissenschaftler Klaus Bürger wagt sich nicht nur an eine ihm fremde Materie, sondern springt in die Zeitgeschichte, wenn er den Kunsthistoriker vorstellt, dessen Name mit dem verschollenen Bernsteinzimmer verbunden ist, den von 1927 bis 1945 als Museumsleiter in Königsberg wirkenden Hamburger Alfred Rohde.

 

Glaube und Sport: Bayerns Biopolitik

MÜNCHEN. Heftig entflammte vor dreißig Jahren die Liebe der "Alltagshistoriker" zum Sport. Wurde doch nach ihrer Überzeugung vornehmlich in deutschen Turnhallen und auf preußischen Fußballfeldern nicht nur harmlos der Barren bezwungen oder der Ball getreten. In entfesselter Begeisterung für die Theorien des Sozialphilosophen Michel Foucault glaubte man, die sportliche Abrichtung in Schule, Verein und Militär als eine der wichtigsten "Mikroinstitutionen" erkannt zu haben, in denen die "Herrschenden" ihre Untertanen disziplinieren und so ihre "biopolitische Macht" ausüben. Auch Marcelo Caruso wandelt auf diesen Bahnen, wenn er sich mit der Etablierung des Turnunterrichts in Bayern im 19. Jahrhundert befaßt (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 69/2006). Dabei fällt ihm auf, daß der "altbayerische Katholizismus" wenig Sympathie für die "neue, auf kontrolliertes Wachstum und Vervollkommnung angelegte Körperlichkeit" gezeigt habe. In protestantischen Landesteilen, in Franken und Schwaben, sei man geneigter gewesen, sich in die "Disziplinargesellschaft" der Moderne einzupassen und sich ihrer "Logik der Biopolitik" zu unterwerfen. Womit Max Webers These bewiesen sei, daß die konfessionelle Ausrichtung Unterschiede in der "Grundeinstellung zur Moderne" bedinge.

Erste Sätze

Dieses Buch ist ein Wagnis in jedem Betracht: in seinem Thema, seiner Methode, seiner Haltung.

Erich von Kahler: Der deutsche Charakter in der Geschichte Europas, Zürich, 1937


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