© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

Zum Bundestag!
von Michael Vollstedt

Das Verteidigungsministerium kommt mit der Bundeswehrtradition nicht klar und klammert sich an die drei "Säulen" aus dem Traditionserlaß des früheren Verteidigungsministers Hans Apel (SPD) von 1982: die Preußischen Reformer (Patriotismus und Aufklärung), die Offiziere gegen Hitler (Aufstand des Gewissens) und die Bundeswehr (Streitkräfte in der Demokratie und im Bündnis). Alles richtig, aber was ist mit dem Jahrhundert zwischen Scharnhorst und Stauffenberg? An welchem Vorbild orientiert sich die "Armee im Kriegseinsatz" militärisch?

Die Traditionsbildung als Teil und Mittel der Inneren Führung liegt brach. Da wird selbst der eilige Vorschlag für eine Bundeswehr-Gedenkstätte zum Lichtblick, aber auch zum Geist, der nicht mehr in die Flasche zurückzuholen ist. Nun muß es ein Ehrenmal geben, und zwar allen gewidmet, die im Dienst der Bundeswehr Leben oder Gesundheit verloren - ob Wehrpflichtiger oder höherer Dienstgrad, hier oder im Auslandseinsatz.

Ein solches Ehrenmal darf nicht in den Bendlerblock, es muß in die Öffentlichkeit, zum Bundestag. Denn die "Parlamentsarmee" Bundeswehr steht unter dessen Kontrolle, handelt nach seinen Vorgaben. Die Alternative? Ein Platz nahe dem Bundespräsidenten; er repräsentiert unseren Staat nach innen und außen. So gewinnen Bundeswehr und Tradition Profil. Weniger wäre ein Rückschritt.

 

Generalmajor a. D. Michael Vollstedt war Kommandeur der 2. Luftwaffendivision. Zuletzt befehligte er das Nato-Combined Air Operation Center 4 in Meßstetten.


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