© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Leserbriefe

Zu: "Der alte Mann und der Moschee" von Doris Neujahr, JF 23/07

Danke!

Danke für den Verriß! Hatte schon Lob befürchtet ...

Dr. h.c. Ralph Giordano, Köln

 

 

Zu: "Die Herodes-Prämie" von Ellen Kositza, JF 22/07

Verfassungswidrig

Das Betreuungsgeld für zu Hause erziehende Eltern ist richtig und ermöglicht eine naturgemäße Erziehung von Kleinkindern. Abwegig ist die Argumentation der SPD, es wäre verfassungswidrig. Gerade das Gegenteil ist der Fall! Es wäre ungerecht und würde den Gleichbehandlungsgrundsatz verletzen, wenn es nicht bezahlt würde. Außerdem ist der geplante Geldbetrag viel zu niedrig, denn ein neu zu schaffender Krippenplatz kostet ein Vielfaches dieses Betrags.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Oettinger tritt aus" von Peter Möller, JF 22/07

Stiller Zorn statt Widerstand

Der Eiertanz in der Affäre Oettinger hat eine neue Dimension erfahren. Wenn Günther Oettinger zur Begründung seines Austritts verlauten läßt, seine Mitgliedschaft in dem Studienzentrum habe "keinen Bezug zu seinem Amt als Ministerpräsident" und in Weikersheim würden "nicht originär Landesinteressen wahrgenommen", wird abermals deutlich, daß Angst vor den Medien oder einflußreichen Institutionen und Personen die Maxime seines feigen Ausstiegs ist.

Da interessanterweise in diversen Meldungen in diesem Zusammenhang wieder einmal die Namen Martin Hohmann und Reinhard Günzel genannt werden, liegt die Vermutung nah, daß dieselben Personen und Institutionen, die den Rauswurf dieser beiden ehrenhaften Personen betrieben haben, abermals ihren politischen Einfluß geltend gemacht haben.

Wann endlich merkt die schweigende Mehrheit, daß Mut und Charakter unliebsamer Bürger durch den Einfluß der Political Correctness in Medien, Institutionen und Parteien systematisch geknebelt werden; daß die im Grundgesetz verbriefte Meinungsfreiheit durch das Diktat bestimmter Personen und Organisationen ad absurdum geführt wird. Gewiß führen die Angst vor den Medien, die Befürchtung persönlicher Nachteile oder die Furcht vor dem Zerrissenwerden in der Öffentlichkeit zu deutlich sichtbarer Parteienverdrossenheit und leider nur zu stillem Zorn statt zu mutigem, gewaltfreiem Widerstand auf verschiedenen Wegen.

Die auf hohem Roß sitzenden Parteivorstände fürchten einzig den Stimmenverlust bei Wahlen, wie jüngst das Beispiel Bremen zeigte. Scheinbare Grundsatzdebatten und angekündigte Parteiprogramme sind wenig hilfreich, wenn sie in erster Linie nur dem Machterhalt dienen, das Gespür der Menschen aber übersehen.

Gerhard Noll, Fulda

 

 

Zu: "Anklägerin im Namen des Guten" von Doris Neujahr, JF 22/07

Betroffenheitstante

Ein hervorragendes Psychogramm dieser penetranten Betroffenheitstante (Claudia Roth). Respekt, Frau Neujahr!

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: "Ruhe ist das erste Bürgerrecht" von Thorsten Hinz, JF 22/07

Tatsachenwidrige Klischees

Torsten Hinz' klare Worte zu lesen, ist meist eine Freude. Doch daß er in diesem Artikel sattsam bekannte Klischees vom "legendären preußischen Militarismus" und vom "militärisch geprägten Obrigkeitsstaat" benutzt, ist eine herbe Enttäuschung. Wann hat in Preußen Militarismus in seiner Bedeutung als ein über das Politische in schädlicher Weise bestimmendes militärisches Denken und Handeln geherrscht? Selbst der "Soldatenkönig" stand doch in erster Linie für die Entwicklung seines Landes.

Wieso soll ein Land, das weit friedfertiger war als alle anderen bedeutenden Staaten seines näheren und weiteren Umfeldes, militaristisch gewesen sein? Wieso war Preußen ein "militärisch geprägter Obrigkeitsstaat", wenn es bis zum Ersten Weltkrieg weit weniger Militär unterhielt als seine potentiellen Feinde und auch viel weniger fürs Militär ausgab, dafür aber ein mustergültiger Kultur-, Rechts-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstaat war.

Ob andere vergleichbare Staaten damals weniger militärisches Gepränge zeigten, wäre noch zu prüfen. Auf jeden Fall haben sie erheblich militaristischer ihren Herrschaftsbereich ausgeweitet. Was sollen also die tatsachenwidrigen Klischees?

Und wen die relative deutsche Ruhe und die fehlenden Revolutionen stören, der sollte fragen, ob es nicht vielleicht daran lag, daß die deutschen Länder per saldo vernünftiger und rechtlicher regiert wurden als zum Beispiel Frankreich. Außerdem griffen die Regierungen dem Bürger viel weniger in die Tasche und bevormundeten ihn in seinem persönlichen Bereich erheblich weniger als heute unter demokratischem Vorzeichen.

Manfred Backerra, Hamburg

 

 

Zu: "Brief aus Brüssel: Unnötige Spannungen" von Andreas Mölzer, JF 22/07

An der Front nichts Neues

Andreas Mölzer schreibt, Brüssel solle nicht tatenlos zusehen, wie einige osteuropäische Staaten zu Erfüllungsgehilfen Washingtons in Europa würden. Das ist sehr milde ausgedrückt. Er weiß aber sicher, daß Polen und Tschechien, Rumänien, Bulgarien und die Türkei schon lange Erfüllungsgehilfen Washingtons sind. Daß Polen und Tschechien darüber hinaus seit Versailles ein besonderes Verhältnis zu den USA pflegen und sich das seither für diese zwei Länder immer ausgezahlt hat, wissen mindestens die deutschen Heimatvertriebenen. Auch die Umgehung verschiedener Menschenrechtsklauseln bei der Aufnahme in die EU dürfte darauf zurückzuführen sein. Also, an der Front jetzt nicht Neues.

Dietlinde Bonnlander, Imst, Österreich

 

 

Zu: "Holt sie raus" von Dieter Stein, JF 22/07

Warum Deutschland?

Sämtliche erfahrenen politischen und militärischen Fachleute lehnen die von der Bundesregierung aufgestellte Behauptung ab, daß wir in Afghanistan auch für die deutsche Freiheit kämpfen ("Deutschland wird am Hindukusch verteidigt").

Die Linkspartei verlangt den gesamten Rückzug der deutschen Truppen. Mit den letzten drei toten Soldaten sind bisher insgesamt acht deutsche Gefallene beim militärischen Einsatz in Nord-Afghanistan zu beklagen. Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung sind strikt gegen den militärischen Einsatz deutscher Soldaten in dem Bürgerkriegsland. Es darf wohl die Frage gestellt werden, warum Deutschland als einziger in Europa seine Soldaten in Nord-Afghanistan kämpfen läßt.

Wolfram Braun, Spechbach

 

 

Zu: "Aus einem kühlen Grunde" von Dieter Stein, JF 22/07

Schädliche "Gossensprache"

Es ist nicht genug, daß kaum noch in deutscher Sprache gesungen wird. Schlimmer noch sind die immer öfter vorkommenden vulgären und obszönen Texte der Lieder. Diese werden dann hauptsächlich von Kindern und Jugendlichen in ihre Sprache übernommen. Erschreckend ist vor allem, daß diese auch die Allgemeinheit begeistern.

Die Texte sind teilweise so ruppig und abstoßend, daß sich nicht nur Eltern, sondern die ganze Gesellschaft Sorgen machen muß, was aus unseren Kindern und Jugendlichen werden soll, wenn sie laufend mit solchen Texten beschallt werden. Der Rapper Sido gibt selbst zu, daß die Texte, wenn auch nur "ein Spiel der Worte", etwas in den jungen Leuten auslösen und sie sich und ihre Umwelt kaputt machen. Er selbst hält seinen Sohn aus der Szene raus!

Alle sollten sich angesprochen fühlen. Aber besonders von den Eltern, Erziehern und Freunden erfordert es viel Einsatz und ganze Arbeit, die Kinder und Jugendlichen aufzuklären und von dieser "Gossensprache" fernzuhalten. Intakte Familien müßten das eigentlich am besten schaffen.

Renate Alt, Leipzig

 

 

Zu: "Bürger in Wut" von Ronald Gläser, JF 22/07

Nicht ganz fair

Zu Recht legt Ihre Zeitung Wert auf Objektivität bei der Berichterstattung über "rechte" Parteien und beklagt hierbei auch die Einseitigkeit bei vielen anderen Medien. Bei Ihrer Berichterstattung über den Wahlkampf in Bremen ist allerdings festzustellen, daß Ihre Symphatien eindeutig der Formation "Bremen muß leben" und nicht den "Bürgern in Wut" gehörten.

Es stellt sich die Frage, warum Joachim Siegerist als Spitzenkandidat von "Bremen muß leben" sich vor der Wahl in einem großen Interview mitteilen durfte, Jan Timke als Spitzenkandidat von "Bürger in Wut" indes nicht. Noch mehr Verwunderung kommt auf, wenn der Spitzenkandidat von "Bremen muß leben" für den Wahlbereich Bremerhaven, Ronald Gläser, über Timke ein Porträt veröffentlichen darf, das zumindest an einer Stelle - "Timke erlebte einen Karriereknick bei der Polizei" - nicht ganz fair ist.

Boris Rupp, Wetzlar

 

 

Zu: "Auf dem Weg in die Einheitsmedizin" von Wolfgang Klauder, JF 21/07

Ein hohes Gut

Endlich mal ein Bericht, der die Stellung von Therapien wie Homöopathie und Naturheilverfahren in unserem Gesundheitswesen positiv betrachtet! In den letzten Jahren wurden diese seit Generationen bewährten Methoden eher mit polemischer Kritik bedacht und deren Wirkung als "Plazebo" abgetan. Und das möglicherweise aus weltanschaulichen Gründen oder im Zuge eines knallharten Verdrängungswettbewerbs auf dem Arzneimittelmarkt. Die Therapiefreiheit und -vielfalt ist ein hohes Gut, welches sich die Leute nicht nehmen lassen sollten.

Peter Neumeyer, Deuerling

 

 

Zu: "Rettungsmaßnahmen"von Wilhelm Hankel, JF 21/07

Interessen der USA

Angesichts der Rolle, die der Internationalen Währungsfonds (IWF) in den neunziger Jahren in Ruanda und während der Mexiko-Krise, bei der Einflußnahme auf die Währung Rußlands und bei der Aufhebung der Goldbindung des Schweizer Franken gespielt hat, läßt der Beitrag im Gegensatz zu den sonst so brillanten Analysen Professor Hankels die gewohnte Objektivität des Wissenschaftlers vermissen.

Wie in zahlreichen Büchern anhand authentischer Quellen nachgewiesen wird, ist der IWF ein durchaus janusköpfiges Konstrukt der Geberländer und damit auch der global agierenden Hochfinanz und knüpft die Kreditvergabe stets an Bedingungen, welche die Empfänger oft genug in neue Abhängigkeiten und in noch größere Not getrieben haben. Die Zunahme der Armut in der Dritten Welt belegt hinreichend die Wirkung der "Sanierungsbilanz" des IWF.  

Bis heute werden IWF-Kredite in Dollar vergeben, die seit 1971 nicht mehr goldgedeckt sind. Die Empfänger werden damit an eine Währung gebunden, deren Inflationsrate wegen des Umfangs globaler Spekulationen (das Dreißigfache des Welt-Bruttosozialprodukts!), wegen des Geheimhaltens der umlaufenden M3-Geldmenge an Dollar und wegen der astronomischen Rüstungsausgaben der USA nicht einmal mehr geschätzt werden kann.

Die Bindung rohstoffreicher Länder an Dollarkredite zielt damit auf eine neue Quasi-Deckung des Dollars durch solcherart "eroberte" Rohstoffe ab. Äußeres Zeichen dafür ist das Diktat, internationale Rohstoffgeschäfte nur in Dollar zu verrechnen. (Erdölverkäufe auf Euro-Basis durch den Iran und der Rückzug Chinas aus der US-Währung verweisen inzwischen jedoch auf eine andere Entwicklung). Dennoch ist und bleibt der IWF unter solchen Voraussetzungen in erster Linie ein Instrument zur Stützung der Leitwährung Dollar und damit vorrangig der Interessen der USA.

Dietmar Fürste, Rattiszell

 

 

Zu: "Der Wächterrat" von Doris Neujahr, JF 20/07

"Political Correctness, ade!"

Es ist für mich beschämend und zugleich nicht mehr nachvollziehbar, daß es in Deutschland einen Personenkreis gibt, der das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland mißachtet. Der Parlamentarische Rat hat am 23. Mai 1949 das Grundgesetz verabschiedet. Es hat für alle Bürger mit deutschem Paß seine Gültigkeit, eine Mißachtung ist somit rechtswidrig. Im Artikel fünf wird auf das Recht der freien Meinungsäußerung hingewiesen, das auch für alle ohne Ausnahmen von Glaubensgemeinschaften seine Anwendung findet.

Offenbar hat die heutige, sogenannte fortschrittliche Gesellschaft in Deutschland aus der Geschichte der Menschheit nichts gelernt. Es ist an der Zeit, daß dieser ständig drohende ketzerische menschenverachtende Kreis Arouet Voltaire liest. Der große Philosoph und Aufklärer prägte im achtzehnten Jahrhundert folgenden Satz: Ich verabscheue, was Sie sagen, aber ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis zum Tode verteidigen. Das ist für mich Freiheit in einem demokratischen Rechtsstaat. Wann endlich wacht man in Deutschland auf und sagt: "Political Correctness, ade!"

Horst Pfeil, Malaga, Spanien

 

 

Opportunismus und Heuchelei

Doris Neujahr herzlichen Dank für diesen exzellenten und sehr mutigen Beitrag, der die ganze Angelegenheit auf den Punkt bringt und das Beste darstellt, das in den Medien über diese absurde Geschichte überhaupt zu Papier gebracht worden ist. Die Affäre Filbinger hat wieder einmal gezeigt, wie sehr in unserer real existierenden freiheitlichen und mit einem Grundgesetz ausgestatteten Demokratie Opportunismus und Heuchelei, zeitgeschichtliches Unwissen und die stetige Bereitschaft, sich der anbefohlenen politischen Korrektheit zu unterwerfen, bei der herrschenden Klasse in Politik und Medien, aber auch in weiten Bevölkerungskreisen zu Hause sind.

Benno Dinter, Heilbronn

 

 

Zu: "Außerparlamentarische Opposition" von Klaus Peter Krause, JF 20/07

"Wider das Vergessen"

Es ist zu begrüßen, daß sich Beatrix von Oldenburg weiterhin couragiert dafür einsetzt, daß die staatlich begangenen Rechtswidrigkeiten unter Bundeskanzler Helmut Kohl bei der Wiedervereinigung weiterhin auf dem Tisch bleiben und nicht in Vergessenheit geraten. Kohl hatte damals am 30. Januar 1991 behauptet, "der Fortbestand der Maßnahmen zwischen 1945 und 1949 wurde von Michail Gorbatschow zu einer Bedingung für die Wiedervereinigung gemacht. Die Einheit durfte an dieser Frage nicht scheitern." Doch diese Darstellung, die auch von den Sowjets niemals bestätigt wurde, war eine Lüge.

Trotz des zeitlichen Abstandes bis heute waren Kohl, Genscher und Schäuble nicht bereit, in einer öffentlichen Richtigstellung ihre Falschbehauptungen von damals einzugestehen. So liegt weiter die große Last politischer Fehlentscheidungen auf Deutschland. Mit Kohls Falschaussage hatte er damals auch alle Fraktionen der DDR-Volkskammer auf seiner Seite. Diese hätten gegen die Wiedervereinigung gestimmt, wenn eine Rückgabe der Flächen in Mitteldeutschland an die Alteigentümer im Rahmen der Wiedervereinigung festgeschrieben worden wäre.

Auch weil die Bundesregierung Geld zur Finanzierung der Einheit brauchte, fiel das enteignete Eigentum in die Hände des Staates, der diese "Beute" über die Treuhand (als "Hehlerware") verkaufte. So wurden die Geschädigten praktisch ein zweites Mal, jetzt für immer enteignet.

Auch das Bundesverfassungsgericht, damals unter Präsident Roman Herzog, war mit dem Problem befaßt, lehnte die Vorladung der wichtigsten Zeugen ab und traf dann bei den Prozessen zu den Enteignungen nicht nachvollziehbare Urteile.

"Wider das Vergessen", wird uns Deutschen immer wieder eingetrichtert, diese Worte sollten auch für das in Deutschland nach 1945 begangene Unrecht Gültigkeit haben. So ist es zu begrüßen, daß sich die Herzogin Beatrix (mehr oder weniger "einsam") gegen den Verfall unseres Rechtsstaates stemmt, wenn es denn noch einer ist.

Martin Brückner, Bielefeld

 

 

Zur allgemeinen Diskussion über den "Neuen Konservativismus"

Gaudi der linken Szene

Durch die langjährige Lektüre der JF habe ich die Überzeugung gewonnen, daß es aus dem Autorenkreis und der Leserschaft absolut genügend philosophische Köpfe gibt, die intellektuell in der Lage sind, ein "Manifest" eines weiterentwickelten Konservatismus zu schaffen. Dieses Grundwerk wäre nicht die direkte Antwort auf die scheinwissenschaftliche "Kritische Theorie" sondern ein eigenständiges, auf anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhendes Werk, welches natürlich ganz klar einen völligen Gegensatz zur "Kritischen Theorie" darstellen würde.

Da gäbe es auf jeden Fall sehr viel zu tun. Packen wir es an. Das ist besser als einer typisch konservativen Neigung zu folgen, nämlich zum Gaudi der gesamten linken Szene im eigenen Saft zu schmoren.

Achim Rieke, Bremen


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