© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Utopia rückt näher
von Mechthild Löhr

Gleich drei Forschergruppen haben einen Durchbruch in der Stammzellforschung erzielt. Es gelang ihnen erstmals, aus einfachen Hautzellen von Mäusen pluripotente Zellen mit allen Eigenschaften embryonaler Stammzellen zu entwickeln. Noch ist der Aufwand groß und die Erfolgsquote gering, aber es könnte damit ein zusätzlicher wichtiger Forschungsweg eröffnet sein, der verhindern hilft, daß Wissenschaftler in aller Welt weiter Tausende menschliche Embryonen töten, um ihnen die begehrten Stammzellen zu entnehmen.

Erst im Mai wurde vor dem Bundestagsausschuß Forschung behauptet, daß nur durch die verbrauchende Embryonenforschung neue Heilungsperspektiven für schwere Krankheiten entwickelt werden könnten. So schnell kann sich der Wind drehen. Die ethisch unbedenkliche adulte Stammzelltherapie dagegen wird seit Jahren unterschätzt.

Die Fixiertheit von Forschung und Politik auf die embryonalen Stammzellen hat vielleicht weniger mit der oft beschworenen "Ethik des Heilens" als mit einer "Revolution in der Fortpflanzung" (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) zu tun. Denn es ließen sich nach den neuesten Experimenten vielleicht auch Samen- und Eizellen aus Hautzellen "reprogrammieren", und dann wäre endlich der Weg zur partnerunabhängigen Selbstzeugung möglich. Utopia rückt näher - und der Fortschritt bleibt ambivalent.

 

Mechthild Löhr ist Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL).


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