© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Frisch gepresst

DDR. Getrieben von der mangelnden Kenntnis junger Deutscher über die DDR hat der Leipziger Historiker Rainer Eckert ein "allgemeinverständliches" Büchlein zusammengestellt, das unter dem apodiktisch anmutenden Titel "Was stimmt? DDR. Die wichtigsten Antworten" (Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2007, broschiert, 128 Seiten, 7,90 Euro) eine Erklärung dieses seltsamen Konstrukts eines verlorenen Weltkriegs zu bieten versucht. In Form von plakativen Aussagen ("Die Vereinigung von KPD und SPD überwand die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung", "Schulsystem und Universitäten standen allen offen" oder "In der DDR waren Frauen emanzipiert und gleichberechtigt") dekliniert Eckert neun Themenfelder über Außen- und Wirtschaftspolitik, Alltag und Repressionssystem bis zu Opposition und Friedlicher Revolution durch und versucht, die Allgemeinplätze durch Erläuterungen zu differenzieren. Sein Kurzporträt ist zur groben Orientierung Unbedarfter wohl geeignet, durch oft ebenso undifferenzierte Analysen ("Preußische Junker verloren durch Enteignung ihre ökonomische Macht" etc.) kann es das komplexe Thema DDR jedoch zur weiteren Vertiefung allenfalls anwärmen.

Störtebeker. Vor wenigen Jahren wurde durch eine gesichtschirurgische Animation eines 1878 auf dem Grasbrook in Hamburg gefundenen Schädels die Vermutung genährt, es handele sich um den spätmittelalterlichen Seeräuber Klaus Störtebeker, da dieser Ort als damalige Hinrichtungsstätte der Hansestadt bekannt war und die C4-Analyse des an einen Pfahl genagelten Knochens auf die Zeit 14. bis 15. Jahrhundert schließen ließ. Der Schriftsteller Harald Gröhler nahm das neu geweckte Interesse wahr, um anhand eines "Romanberichtes" (JF 6/04) die Person des legendären Piraten zu porträtieren. Sein Held, den er damals nur als Nebenfigur des obersten Vitalienbruders Gödeke Michels charakterisierte, scheint Gröhler weiter in den Bann gezogen zu haben, denn er legt nun über die quellenhistorisch nur schwer greifbare Person eine ganze Biographie vor. Wie bei sagenumwobenen Persönlichkeiten wohl nur möglich, muß Gröhler dabei die wenigen gesicherten Fragmente mit "phantasievollen Weiterungen" ergänzen, um ein biographisches Gesamtbild zu konstruieren. Daß letzteres deshalb nur eine Skizze bleiben kann, ist insoweit tröstlich, da Gröhlers Geschichtserzählung immerhin viele zeithistorische Facetten einwebt. So kann sich der Leser immerhin der Lebenswelt des frühen 15. Jahrhunderts annähern (Störtebeker. Volksheld und Pirat. Die Biographie. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Würzburg 2007, gebunden, 214 Seiten, 12,90 Euro).

Auerstedt. Im Herbst 2006, genauer am 18. Oktober, wurde des 200. Jahrestages der Schlacht bei Auerstedt gedacht (JF42/06), die zusammen mit den Gefechten bei Jena knapp zwanzig Kilometer südlich zum militärischen Zusammenbruch der preußischen Armee führte, welcher bis dahin noch der glorreiche Ruf aus friderizianischer Zeit anhing. In der seit mehreren Jahren aufgebauten Reihe "Die napoleonischen Kriege" des Hamburger Verlegers Roger Zörb haben die Historiker Detlef Wenzlik und Wolfgang Handrick natürlich auch diesem zentralen Datum ein großformatiges Schlachtengemälde (Band 22) gewidmet. Neben der Vorstellung der militärischen Führer, des geschichtlichen Rahmens und der detailgenauen Beschreibung der Armeen führen sie - wie schon in anderen Bänden gestützt auf ein reiches Kartenwerk - derart filigran in das Geschehen ein, daß es mehr noch als für Historiker ein wohl unentbehrliches Buch für alle Freunde der nostalgischen Nachstellung historischer Schlachten darstellt (Die Schlacht von Auerstedt 14. Oktober 1806, Verlag Roger Zörb, Hamburg 2006, gebunden, 160 Seiten, 40 Euro).


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