© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Udo Ulfkotte
Der Rufer
von Bruno Gebhardt

Als unlängst die Kunde durchdrang: "Ulfkotte gründet eine islamkritische Partei", brach unter vielen von der islamischen Realität in unserem Lande beunruhigten Bürgern ein "Tsunami der Hoffnung" los. "Tausende", so Ulfkotte, sollen bereits ihre Mitarbeit angeboten haben. Andere, die ebenso auf einen konservativen Aufbruch hoffen, bleiben skeptisch: nicht nur wegen der üblichen Schwierigkeiten bei Parteineugründungen, sondern auch wegen des Protagonisten. Denn der Publizist und Islam-Kritiker Udo Ulfkotte hat sich dank seiner Enthüllungsbücher über die politische Klasse ("Grenzenlos kriminell", 2004) und die eigene Zunft ("So lügen Journalisten", 2002) zahlreiche Feinde unter jenen geschaffen, die über den Zugang zur politischen Arena entscheiden. Zudem, so Kritiker, wirke Ulfkotte bei TV-Auftritten zuletzt schlecht vorbereitet, und man frage sich, ob ihm die Probleme, mit einer "Ein-Thema-Partei" den Etablierten das Wasser abzugraben, bewußt seien.

Doch wer wie der 1960 in Lippstadt geborene studierte Politologe Ulfkotte über zehn Jahre als Kriegsreporter der FAZ die Brennpunkte Afrikas und des Nahen Ostens bereist und überlebt hat, mag ein Abenteurer sein, ein Phantast ist er sicher nicht. Auch für Ulfkotte war der 11. September 2001 ein Wendepunkt. Er hängte seinen Reporter-Job an den Nagel und machte es sich zur Aufgabe, seine Landsleute in puncto islamischer Bedrohung aus dem Tiefschlaf aufzurütteln, in den sie eine Allianz aus Wirtschaftsinteressen, multikulturalistischem Phantastentum und einer Politik des geringsten Widerstandes gelullt hatte.

Ulfkottes Stärke ist sicher nicht die wissenschaftliche Durchdringung eines Problems, wohl aber das konsequente Schlußfolgern sowie der Mut zur Zuspitzung - trotz Gefährdung der eigenen Person. Das zeigte sich 2003, als er den Bestseller "Der Krieg in unseren Städten. Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern" veröffentlichte, der von den darin Bloßgestellten mit Hilfe des deutschen Rechtssystems vom Markt geklagt wurde (JF 23/03). Ulfkotte hatte darin den Deutschen ins Stammbuch geschrieben: "Um die Importeure des Verbrechens, die diese Freiheiten grenzenlos zur Unterwanderung ausgenutzt haben, werden wir uns früher oder später Verein für Verein und Person für Person kümmern müssen."

Doch da die etablierte Politik den Islamismus eher hofiert als bekämpft, zog Ulfkotte die Konsequenz, selbst in die Politik zu gehen. Der Gründung des Vereins Pax Europa (www.akte-islam.de) Ende 2006 folgte im Juni 2007 der Europäische Förderverein für Demokratie und Werte als Aufbauorganisation einer Partei, die bei der Europawahl 2009 antreten soll (siehe Seite 5). Nur wenn man sich dort durchsetzt, wird danach auch bei nationalen Wahlen angetreten. Bis dahin ist noch viel zu tun. Ulfkotte weiß: "Ich bin Kristallisationskern, kein Volkstribun." Was der Bewegung noch fehlt, ist ein mitreißender Frontmann wie seinerzeit Pim Fortuyn in Holland, mit dem es gelingt, die Botschaft erfolgreich zu personalisieren.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen