© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Meldungen

China: Energiehunger und Flottenausbau

BONN. Heute schon hat China nach den USA den größten Anteil an der Aufheizung der Erdatmosphäre. Im Umfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm pochte das Reich der Mitte zudem auf seinen Charakter als "Schwellenland", dessen Wirtschaftsentwicklung nicht durch kostentreibende Umweltauflagen behindert werden dürfe. Doch abgesehen von den ökologischen Horrorszenarien, die mit Chinas Durchbruch zur Weltwirtschaftsmacht regelmäßig verbunden werden, dürften damit geopolitische Verschiebungen kaum absehbaren Ausmaßes verbunden sein, von denen Heinrich Kreft nur die baldigst zu erwartenden auflistet (Internationale Politik und Gesellschaft, 2/07). Schon jetzt arbeiten Pekings Führungskader an einer globalen Strategie zur Absicherung ihres explosionsartig gestiegenen Energiebedarfs, um die Kontrolle über ausländische Öl- und Gaslager zu erreichen. Pipeline-Abkommen lenken Ressourcenströme nach China, aber auch weniger diplomatische Instrumente liegen zur Stillung des Energiehungers bereit. Eine beträchtliche U-Boot-Flotte befinde sich im Aufbau, die Marinekapazitäten werden insgesamt ausgebaut. Dies verschärfe bestehende Rivalitäten mit den Nachbarn. Mit Japan etwa gebe es aktuelle Rangeleien um ein Offshore-Gasfeld im Ostchinesischen Meer. Kreft sieht allein in der "Vertiefung der Kooperation" mit China noch einen Ausweg, um bevorstehende Erschütterungen der "internationalen Ordnung" zu vermeiden.

 

Das antizionistische Erbe der Linken

STUTTGART. Als vor vierzig Jahren im Nahen Osten der Sechs-Tage-Krieg ausbrach, sei, so Martin Kloke, durch die westdeutsche Gesellschaft eine "Welle der Sympathie für den jüdischen Staat" gegangen (Merkur, 6/07). Allerorten hätten proisraelische Demonstrationen und Spendensammlungen stattgefunden. Die Initiative zu fast allen Aufrufen ging dabei vom linken Spektrum aus. Aber schon kurz nach dem überraschend schnellen Sieg der israelischen Armee wechselten große Teile der Linken die Front und nahmen den jüdischen Staat fortan allein als "Brückenkopf des US-Imperialismus" wahr. Diese Abwendung vom Judenstaat habe sich in drei Etappen vollzogen: Zunächst machte sich, bei aller Bemühung um moralische Äquidistanz zu den Kriegsparteien, ein proarabisch akzentuierter "Neutralismus" breit. Im Bewußtsein, keinen eigenen "Antisemitismus" bewältigen zu müssen, entschieden sich dann die Exponenten der "Studentenbewegung" noch 1967 zum "Ausstieg aus der Geschichte" und nahmen, antiimperialistisch drapiert, offen für die arabischen Staaten Partei. Fast automatisch verdichtete sich dies ab 1969 zu einem Antizionismus, der in Israel nicht mehr sah als einen "Aggressor und Handlanger der Kolonialmacht USA", dem jede Existenzberechtigung abzusprechen sei. Israels Botschafter in Bonn, Asher Ben Nathan, der im Juni 1969 den Dialog mit dem Frankfurter SDS suchte, konnte sich im Block der Antizionisten nicht einmal akustisch Gehör verschaffen und gab anschließend zu Protokoll, daß er auf einem "verkappten Antisemitismus" gestoßen sei, der partei- und systemübergreifend in Deutschland von der SED, dem SDS und der Deutschen Nationalzeitung verfochten werde.

 

Erste Sätze

Von der arabischen Wüste her wehte der Wind den feinen gelben Staub herüber, der, beim Hinweggleiten über den breiten Meeresarm mit Feuchtigkeit gesättigt, wie ein schwerer atembeklemmender Nebel über der in Gluthitze brütenden Hafenstadt Buschir am Persischen Golf lagerte.

Dagobert von Mikusch: Waßmuß, der deutsche Lawrence, Leipzig, 1937


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