© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/07 13. Juli 2007

Kampfansage
von Wolfgang Fenske

Mit seiner Entscheidung, die vorkonziliare lateinische Messe wieder freizugeben, hat Papst Benedikt XVI. die Liturgie zum Titelthema der Presse gemacht. Das darf in Deutschland durchaus als exotisch gelten und ist ein sicheres Indiz dafür, daß es um mehr geht als um katholische Sonntagsgottesdienste. Wer in der katholischen Kirche etwas werden wollte, tat stets gut daran, sein Desinteresse an der lateinischen Messe zu bekunden. Denn die wurde von der Amtskirche gern in die Nähe jenes "vorkonziliaren" Geistes gerückt, den jeder moderne Katholik mehr fürchten muß als der Teufel das Weihwasser.

Die lateinische Messe führt durch ihre objektivierende Sprache und das liturgisch komplexe Zusammenspiel von Klerus, Chor und "Volk" in einen religiösen Kosmos ein, der den meisten nachkonziliaren Katholiken kaum mehr bekannt sein dürfte. Ob durch die bloße Zelebration des alten Ritus etwas gewonnen wird, ist deshalb mehr als fraglich: Fehlende Lateinkenntnisse bei Klerus und Laien und eine moderne Kirchenarchitektur, die dem Wesen der alten Messe widerstrebt, sind Fakten, die nur langfristig überwunden werden können.

Benedikts Freigabe der lateinischen Messe zielt nicht zuerst auf praktischen Nutzwert, auch nicht auf eine "Versöhnung" mit einer Handvoll "Traditionalisten". Beides lohnte die Auseinandersetzung nicht. Seine Entscheidung für das Unzeitgemäße, für das fremdgewordene Eigene ist eine Kampfansage an den selbstvergessenen Zeitgeist der Gegenwartsnarren. Das verdient Respekt - auch von Nichtkatholiken.


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