© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

Leserbriefe

Zu: "Lust am Untergang" von Michael Paulwitz, JF 29/07

Nicht mehr Herr seiner selbst

Bravo JUNGE FREIHEIT, bravo Michael Paulwitz! Ich habe schon lange nicht mehr einen so ehrlichen Beitrag gelesen, der Zeugnis abgibt von Mut zur Realität und Selbsterkenntnis. Leider fällt es uns allen sehr schwer herauszufiltern, inwieweit unsere politischen Entscheidungsträger gelenkt werden von eigener Feigheit, Trägheit und Gleichgültigkeit oder von massivem Druck, der von außen kommt und Geld als Druckmittel verwendet. Ein Land, das derart tief verschuldet ist wie die Bundesrepublik kann nicht mehr Herr seiner selbst sein und muß sich abfinden mit einer Art Vasallenstatus. Darüber besteht kaum ein Zweifel.

Michael Bayer, Salzburg

 

 

Zu: "Wetterleuchten" von Karlheinz Weißmann und "Ausgrenzung als Strategie" von Klaus Hornung, JF 29/07

Zur Abwechslung etwas Mut

Vielen Dank für diese beiden Artikel - sie machen Konservativen zur Abwechslung mal wieder etwas Mut und ein gutes Gefühl. Ich muß zugeben, daß ich oftmals nach Lektüre der JF schlecht gelaunt bin, weil mich ihre Wahrheiten umtreiben und bedrücken.

Zum Artikel von Klaus Hornung noch eine meines Erachtens wesentliche Ergänzung: Stalin hatte den Ausdruck "Faschismus" vor allem auch deshalb durchgesetzt, weil in der Bezeichnung "Nationalsozialismus" völlig zu Recht der Begriff "Sozialismus" enthalten ist. Nationale Sozialisten und Internationale Sozialisten (Bolschewiken) formten beide totalitäre Systeme sozialistischer Art mit ähnlichen Prinzipien, Grundsätzen und Zielen. Es waren also beides revolutionäre Linksparteien! Von diesem Tatbestand wollte Stalin ablenken, und davon wollen auch die heutigen Linken als Drahtzieher der ständigen Antifaschismuskampagnen unter allen Umständen ablenken - was ihnen leider immer noch gelingt.

Die wahren Antifaschisten waren die Widerständler um Stauffenberg, also wirkliche "Rechte", die man daran erkennt, daß sie im Gegensatz zu den damaligen und heutigen sogenannten Antifaschisten keinerlei Nähe oder Kumpanei mit dem Sozialismaus gleich welcher Couleur pflegten. Das, und wie es der Linken gelungen ist, die Nationalsozialisten als "Rechte" im Bewußtsein der Bevölkerung zu verankern und die wahren "Rechten" als "Faschisten" zu denunzieren, ist neben der Unwahrhaftigkeit das wirkliche Drama für alle demokratischen und konservativen Kräfte rechts von der CDU/CSU.

Georg Tullius, Weitersburg

 

 

Zum Leserbrief "Mit allem Nachdruck begegnen" von Gunther Daumenlang, JF 29/07

Historisch nicht haltbar

Herr Daumenlang begeht einen leider häufig anzutreffenden Fehler, indem er einem ehemaligen Soldaten der Wehrmacht vorhält, dieser habe allein durch seinen Einsatz menschenverachtenden Kriegsterror mitverursacht. Dies ist historisch und moralisch nicht haltbar. Historisch  nicht, da es keineswegs die kämpfenden Soldaten waren, die den letzten Weltkrieg verursacht haben und moralisch nicht, weil die Motive der einfachen Soldaten in der Regel völlig andere waren, als die heutige herrschende Meinung wahrhaben will.

Den einfachen Soldaten pauschal Verantwortung an verbrecherischen Taten zuzuschreiben, wäre nichts als eine Unwahrheit, weil es die spezielle Motivation außer acht läßt, die die Wehrmachtssoldaten damals antrieb. Die große Masse wollte nichts weiter als die Freiheit ihres Vaterlandes verteidigen und wähnte sich dabei im Recht.

Es wäre eine reine Selbsttäuschung, konstatierte man eine ideologische Übereinstimmung zwischen NS-Führung und Wehrmachtssoldat. Wer so etwas heute  macht, ist nicht an der Wahrheit der Historie, sondern lediglich an ihrer gegenwärtigen Ausdeutbarkeit zu politischen Zwecken interessiert. Diesem Verhalten muß mit Entschiedenheit begegnet werden, denn die von der Politik instrumentalisierte Geschichte ist der Lüge immer näher als der Wahrheit. Nur Unrechtssysteme brauchen dekretierte Wahrheiten, freiheitliche Demokratien aber nicht.

Olaf Haselhorst,  Hamburg

 

 

Zum Schwerpunktthema "Euthanasie im Kreißsaal", JF 28/07

Wo sind die Millionen Christen?

Die neue Form der Gaskammer heißt heute Mutterbauch und es sind wieder Ärzte, die bestimmen, wer leben darf und wessen Leben als unwertes Leben erklärt wird. Woher nehmen die Mörder in Weiß das Recht, straffrei zu morden und warum dürfen Ärzte, die sogenannten Hirntoten - lebendige Menschen, die unseren besonderen Schutz brauchen - ebenfalls straffrei morden? Wo ist der Gesetzgeber und wo sind die Millionen Christen, die gegen "Du sollst nicht töten" auf die Straße gehen?

Peter Freischmidt, Langenargen

 

Etwas mehr Verständnis

Die pränatale Diagnostik ist ein Segen für die Menschheit. Mit ihrer Hilfe wird vielfaches Leid verhindert. Es ist schlimm, wenn der Eingriff spät erfolgt, aber er ändert nichts an der Tatsache, daß er ein lebenslanges Leid verhindert. Ich möchte so als Kind nicht leben und es auch meinen Geschwistern und Eltern nicht zumuten. Würden Menschen bevor sie heiraten und Kinder bekommen prüfen, ob und gegebenenfalls welche Erbkrankheiten in ihrer beziehungsweise in der Familie ihres Partners schon vorgekommen sind, könnte vieles verhindert werden.

Der ganze Artikel ist unaufrichtig, weil er nicht auf das unerträgliche Leben von Eltern von behinderten Kindern eingeht. Es wird keine Statistik darüber gezeigt, wie viele Ehen daran zerbrechen, weil meist der Mann dem Druck nicht standhält und die Familie verläßt. Und  auch keine Statistik darüber, wie viele Eltern behinderter Kinder dieses Leben nicht aushalten und die Kinder in soziale Einrichtungen abgeben. In den meisten Fällen muß die Allgemeinheit für die Sozialeinrichtungen aufkommen, in die die behinderten Kinder abgeschoben werden.

Es ist schon geschmacklos, den Bevölkerungsrückgang mit der Abtreibung von behinderten Kindern in Zusammenhang zu bringen. Man wünschte der JF etwas mehr Verständnis für die Wirklichkeit,  dann käme es nicht zu solchen einseitigen Beiträgen.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken

 

Klerikal-fundamentalistisch

Die Berichterstattung zum Abtreibungsüberlebenden Tim schlägt einen klerikal-fundamentalistischen Ton an, der mir als Nationalem zutiefst zuwider ist! Ein nicht abgetriebener Schwerstbehinderter - und selbstverständlich kann man die Behinderung heute mit hoher Treffsicherheit prognostizieren - kostet die Gemeinschaft ein Vermögen und bindet elterliche Energien, die sie besser in gesunden Nachwuchs investieren sollten! Seine religiösen Wahnvorstellungen soll jeder pflegen dürfen - aber nicht auf Kosten der Gemeinschaft! Fazit: Pflicht-Pränatal-Diagnostik für jede Schwangere und keine staatlichen Leistungen für diagnostisch verläßlich prognostizierbare Behindertengeburten, die zu vermeiden gewesen wären!

Gerhard Sailer, Wien

 

"Dies geht den Arzt nichts an"

Vielen Dank für die Artikel, mit denen Sie ein Thema aufgreifen, das in unserer Spaßgesellschaft hochtabuisiert ist. Solange die ärztliche Ethik (oberste Grundsätze: "vor allem nicht schaden" und "das Heil des Kranken ist das oberste Gebot") jegliche Form des Tötens durch den Arzt ausschließt, dienen vorgeburtliche Untersuchungen im Rahmen des ärztlichen Heilungsauftrages allein der Mutter und ihrem ungeborenen Kind und sind dadurch sittlich gerechtfertigt; zu Recht bezeichnet man solche Untersuchungen mit einem ärztlichen Fachbegriff als pränatale Diagnostik. Natürlich muß diese nach medizinischen Regeln durchgeführt werden.

Sobald aber vor, während oder nach den vorgeburtlichen Untersuchungen, die Tötung des Ungeborenen - oft unmerklich - als Möglichkeit zugelassen oder gar von Beginn an fest ins Auge gefaßt wird, verändert sich das Geschehen: es ist oder wird zu einem Auswahl- und Tötungs-, also einem Selektionsverfahren. In diesem verlieren die vorgeburtlichen Untersuchungen ihre Rechtfertigung aus der ärztlichen Ethik, auch wenn sie mit denselben Instrumenten von weißbekittelten Medizinern vorgenommen werden.

Es ist daher falsch, die pränatale Diagnostik für die Spätabtreibungen verantwortlich zu machen. Dies diskreditiert - unbedacht oder gar beabsichtigt - untadeliges ärztliches Handeln und trägt mit dazu bei, den eigentlichen Skandal zu verdecken: die nicht einige hundertfache Tötung kranker, sondern auch die hunderttausendfache Tötung gesunder Ungeborener pro Jahr hierzulande.

Im Gefolge einer entsprechenden gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, die sich u.a. durch einen vergütungsgesteuerten "Selektionsdruck in der frauenärztlichen Praxis" äußert, sind immer mehr Mediziner kaum zwei Generationen nach dem Nürnberger Ärztetribunal zu tötenden "Leistungserbringern im Gesundheitswesen" geworden und durch diese krasse Mißachtung der klassischen ärztlichen Ethik zu den gefährlichsten Menschen im Staate. Daher auch sollte man sich vor den Ärzten durch eine Patientenverfügung schützen.

Die Ursache dieser Entwicklung ist also nicht die pränatale Diagnostik, sondern liegt vor allem bei den Ärzten und den Medizinischen Hochschulen in unserem Lande, in denen auch heute noch "Theorien gelehrt werden, die keinen Unterschied zwischen Menschen und Tieren kennen" (Thure von Uexküll). Daher fällt es so schwer, den Medizinern und den Mitmenschen verständlich zu machen, daß Ärzte durch Töten nicht "helfen" und daß sie nichts anderes tun dürfen, "als Leben erhalten, ob es ein Glück oder Unglück sei, ob es Wert habe oder nicht, dies geht den Arzt nichts an" (Hufeland, 1806).

Prof. Dr. Ingolf Schmid-Tannwald, München

 

 

Zu: "Hexenjagd auf Tom Cruise" von Dieter Stein, JF 28/07

Scientology gehört verboten

Einerseits kann ich nachvollziehen, daß Dieter Stein den geplanten HollywoodSpielfilm über Graf von Stauffenberg, sogar mit dem Scientologen Tom Cruise in der Hauptrolle, als Gewinn für Deutschland bewertet. Anderseits bin ich empört, daß die JUNGE FREIHEIT die gefährliche Scientology-Sekte in diesem Zusammenhang in Schutz zu nehmen scheint. Der Tom Cruise/Stauffenberg-Film sollte auf jeden Fall gedreht werden, aber die sogenannte "Scientology-Kirche" gehört in Deutschland unbedingt verboten.

Markus Ehrenschild, Köln

 

 

Zu: "Trittbrettfahrer" von Michael Paulwitz, JF 28/07

Wie weit sind wir gekommen?

Daß die Überwachung in diesem pseudo-demokratischen Deutschland immer mehr um sich greift, hat inzwischen auch der letzte halbwegs helle Bürger begriffen. Der Schritt bis zur Einpflanzung eines Ortungs-Chips gleich nach der Geburt ist nicht mehr weit, nachdem das einheitliche Ident-System für jeden Neugeborenen beschlossene Sache ist.

Der Einsatz der Bundeswehr im Inland wird sich, falls er legalisiert werden sollte, jedoch vom Handlangerdienst für die eigentlich zuständige Polizei zu einer Eigenständigkeit mausern. Dies hätte dann zur Folge, daß Bundeswehrsoldaten - auch Wehrpflichtige - bei legalen Großdemonstrationen abkommandiert werden, um das "aufmüpfige Volk" mit schweren Waffen zu befrieden. Der Einsatz von Kampfjets beim soeben beendeten G8-Gipfel hat das eindeutig bewiesen. Da könnte es durchaus vorkommen, daß der Sohn als Soldat befehlsmäßig auf seinen Vater oder Großvater schießen muß. Der Bürgerkrieg als staatliche Verordnung - wie weit sind wir gekommen?

Klaus Obrecht, Offenburg

 

 

Zum Schwerpunktthema "Gender Mainstreaming", JF 27/07

Welch teuflische Verschwörung

Hätten vor wenigen Jahren einige besonders wache Menschen öffentlich geäußert, der extreme Feminismus peile die Nivellierung der Geschlechter an und alles laufe durchaus gezielt auf die endgültige Zerstörung der Familie hinaus, dann hätte die veröffentlichte Meinung das mit drohendem Unterton "Verschwörungstheorie" genannt. Nun aber wird offenbar, daß schlimmste Vermutungen solch wacher Bürger bei weitem übertroffen werden. Welch teuflische Verschwörung kommt da ans Licht!

Wo aber bleibt der empörte Aufschrei gegen das "Social Engineering"? Wo bleibt die kompakte Gegenwehr der Kirchen, aller möglichen Elternvereinigungen, der Psychologen, Pädagogen und der vielen Gott sei Dank noch normalen Menschen in Deutschland?

Christa Braun, Hattenhofen

 

"Der pädosexuelle Komplex"

In Deutschland schrieb der grüne Politiker Volker Beck einen Beitrag in dem Buch "Der pädosexuelle Komplex" (1988), in dem er für eine "realistische Neuorientierung der Sexualpolitik" plädierte. Er forderte "Entkriminalisierung der Pädosexualität" mittels einer Strafabsehungsklausel mit Aufhebung der gesetzlichen Schutzaltersgrenze.

Diese Forderung stellten die Linken schon seit den zwanziger Jahren unter dem Einfluß des in die USA emigrierten marxistischen Sexualpsychoanalytikers Wilhelm Reich aus der Frankfurter Schule, die wiederum für die 68er-Revolution maßgebend war. Daniel Cohn-Bendit, Leitwolf der Pariser Revolte von 1968, veröffentlichte 1975 sein Buch "Le grand bazar", in dem der zeitweilige Erzieher in einem alternativen Frankfurter Kindergarten ziemlich detailliert seine Sex-Spiele mit Kindern beschreibt.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg

 

Zeigt Zivilcourage!

Wir, verheiratet, fünf Kinder, bis jetzt sechs Enkel, danken Frau Kuby und der JF für die ausführliche Darstellung dessen, was eine Partei, die das Adjektiv "christlich" im Namen führt, und ihre Ressortministerin mit unseren Kindern vorhaben (von den anderen Parteien ganz zu schweigen).

Die geschilderten Perversitäten lassen uns fragen, ob wir den Umgang mit Kindern unseres Landes Menschen anvertrauen können, deren Erziehungsmethoden jedem Kinderschänder Ehre machen und die - bis heute strafbar sind! Wir wollen keine verkorksten Kinder wie sie Aldous Huxley in "Schöne neue Welt" beschreibt. Deshalb werden wir uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen! Unsere Kinder sind keine Versuchsobjekte oder Spielmaterial für verquere Theorien und krankhafte Gehirne! Eltern und Großeltern, zeigt Zivilcourage, es geht um unsere Kinder! Wenn wir dann dafür als Reaktionäre beschimpft werden, sollten wir das als Auszeichnung betrachten!

Margarete Mertinkat und Dr. Heinz P. Barth, Embsen-Oerzen

 

Ideologische Scheuklappen

Seit vielen Jahren lesen meine Freunde und ich Ihre Zeitung, kleben "Gegen PC"-Aufkleber, diskutieren mit Kioskbesitzern oder Spenden für Ihr Projekt, welches in vielen Bereichen das unsere geworden ist. Wir kommen alle aus dem Ostteil Berlins und sind mittlerweile über ganz Deutschland verteilt. Wir sind Akademiker, Offiziere, Kaufleute und ... wir waren alle in der Kinderkrippe und im Kindergarten sowie in der Ganztagsschule. Und wir haben das geliebt, wir sind anständige Menschen geworden und unsere Eltern haben uns in der dennoch häufigen und intensiven gemeinsamen Zeit mitgeformt, geliebt, uns Werte vermittelt und uns gleichzeitig sozial und mit einem vernünftigen Maß an Selbständigkeit aufwachsen lassen.

Wir sind genauso erbost über Gender-Mainstreaming wie Frau Kuby. Wir wollen unsere Kinder so gut behüten, wie es geht, und wir wehren uns in Schulen und Kindergärten gegen jede Form des "Social Engineering", aber wir haben unsere Kinder bewußt in Krippe und Kindergarten gegeben und wir verwahren uns gegen den - leider immer wieder auch in "unserer" Zeitung erhobenen - völlig unbewiesenen Vorwurf der gestörten Kinder mit Bindungsproblemen aus dem Osten, nur weil sie eine Krippe oder einen Kindergarten besucht haben.

Wir lesen das ja nicht zum ersten Mal, und ehrlich gesagt, mittlerweile bleibt nur eine Mischung aus zynischem Lachen und echter Wut übrig. Frau Kuby hat in so vielem Recht und wir stimmen in so viel überein, aber wenn es um das DDR-Schulsystem, Krippe und Kindergarten geht, spreche ich den meisten, die sich dazu negativ äußern, die Subjektivität ab und behaupte, sie gehen genauso mit ideologischen Scheuklappen an diese Dinge heran, wie die Sozis oder die Linke an die Erziehung zu Hause.

Peter Müller, Berlin


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen