© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/07 17. August 2007

Frisch gepresst

Reichsverteidigung. Wie dem Verfasserporträt zu entnehmen ist, das Andreas Naumanns Buch "Das Reich im Kreuzfeuer der Weltmächte" (Stationen der Einkreisung Deutschlands. Grabert Verlag, Tübingen 2007, broschiert, 437 Seiten, Abbildungen, 19,50 Euro) beschließt, wurde der Autor 1928 in Frankfurt am Main als Sohn von Hans Naumann geboren. Bescheidenheit verbot hier wohl einen weiteren biographischen Hinweis auf den Vater, den führenden Germanisten seiner Generation, der gelehrten Frankfurter Trabanten des George-Kreises in seinem Glauben an des Reiches "heilige Sendung" nicht unverwandt war. Als "berüchtigt" gilt Hans Naumann, der "Mann fürs Deutsche", wie der Sohn einen "biographischen Roman" über den Vater betitelte, bis heute dank seines Rednerauftritts beim Autodafé der Bonner Universität am 10. Mai 1933. Liest man das zeithistorische Werk des Sohnes, eines pensionierten Bundeswehroffiziers, könnte man daher auf den Gedanken kommen, hier habe jemand den Stab der intellektuellen Reichsverteidigung übernommen. Denn Naumann junior trägt in seinem recht zitatenlastigen Kompendium das Material gerade aus jüngeren Publikationen über bekannte geschichtspolitische Kontroversen zusammen. Das reicht vom polnischen Anteil an der Auslösung des Zweiten Weltkrieges über die kriegstreiberische Rolle Roosevelts, den Dauerbrenner "Präventivkrieg" gegen die Sowjetunion bis zum Anteil der Wehrmacht am "Vernichtungskrieg" im Osten. Konsequent endet das Werk mit einer Würdigung von Gerd Schultze-Rhonhofs Besteller "1939 - der Krieg, der viele Väter hatte" (2003). 

 

Westwerte. Bei manchen Büchern ist das Register ihr wertvollster Teil. Das jüngste Werk des nationalrevolutionären Publizisten Jürgen Schwab über "Die 'Westliche Werte-Gemeinschaft'" (Abrechnung, Alternativen. Hohenrain Verlag, Tübingen 2007, broschiert, 412 Seiten, 19,50 Euro) gehört zwar nicht in diese Kategorie, aber trotzdem sollte der Leser zuerst einen Blick ins Register werfen. So erfährt er nämlich rasch die Namen der von Schwab am häufigsten zitierten Theoretiker. Es sind dies Hegel, Carl Schmitt und Hans-Dietrich Sander. Sehr viel weniger geschätzt und entsprechend nur zweimal höhnisch mit seinem Plädoyer für den "gütigen Hegemon", die USA, zitiert, wird etwa Karlheinz Weißmann. Wer also Schwabs "Deutsche Bausteine" oder sein Opus über den "Volks-Staat" sowenig kennt wie seine Aufsätze in Sanders Staatsbriefen, der ist nach der Lektüre des Registers hinreichend über die in diesem Brevier rechter Globalisierungskritik eingeschlagene Marschrichtung orientiert. Aus diesem Blickwinkel gelingen dem Autor indes klare Lageanalysen und scharf formulierte Kritiken des ideologischen Überbaus des liberal-kapitalistischen Systems. Nur originell ist das natürlich nicht mehr. Nicht umsonst bezieht sich Schwab oft auf Schmitt oder Sander. So ist das Kapitel "Wider den Parlamentarismus" ein bloßer Abklatsch der einschlägigen Schmitt-Streitschrift aus den zwanziger Jahren. Überhaupt wäre es der Stoßkraft des Buches zugute gekommen, wenn ein gütiger Lektor-Hegemon den übergewichtigen Textkörper kräftig zur Ader gelassen hätte.

 

Katholische Heilige. In den 26 Jahren seines Pontifikats hat der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II. 482 Heilig- und 1.345 Seligsprechungen vorgenommen - in vier Jahrhunderten zuvor waren es insgesamt weit weniger. Wer Näheres über "Die Neuen Heiligen der katholischen Kirche" wissen will, ist mit den hagiographischen Auflistungen aus dem Christiana-Verlag (Stein am Rhein, Schweiz, 2006, broschiert, 320 Seiten, Abbildungen, 11 Euro) - kürzlich erschien der von Stefan Wirth verfaßte Band 5 mit den kanonisierten Seligen und Heiligen der Jahre 1996 bis 1999 - gut bedient. Ein folgender sechster Band wird diese Reihe dann abschließen.


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