© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/07 24. August 2007

Schwelende Finanzkrise
von Bruno Bandulet

Daß die Blase am amerikanischen Immobilienmarkt mit verheerenden Auswirkungen platzen mußte, war vorhersehbar - nicht  aber, wie leichtfertig sich deutsche Banken an dem gefährlichen Spiel beteiligen würden. Nachdem es den amerikanischen Finanzjongleuren gelungen ist, ihre Schrottderivate über die halbe Welt zu verteilen, muß jetzt auch der deutsche Finanzsektor und am Ende vielleicht sogar der Steuerzahler für die Verluste mit aufkommen.

Jetzt rächt es sich, daß gegen den Mißbrauch des freien Kapitalverkehrs nicht früher eingeschritten wurde. Und es hat sich bereits gerächt, daß Berlin der Deutschen Bundesbank, einer der erfahrensten  Notenbanken überhaupt, wesentliche Befugnisse der Bankenaufsicht entzogen hat. Auch vor den rabiaten Methoden gewisser Hedge-Fonds und Beteiligungsgesellschaften hierzulande haben die Politiker zu lange die Augen verschlossen. Wenn man bedenkt, wie schwer es für einen deutschen Mittelständler sein kann, bei seiner Hausbank einen Kredit zu bekommen, dann ist es ein Skandal, wie locker bei den Banken das Geld saß, wenn es um die Refinanzierung dubioser US-Immobilienkredite ging.

Was not tut, ist eine Rückbesinnung auf die Vorzüge des deutschen Produktionsregimes. Mit dem bloßen Hin- und Herschieben von Geld wurde noch nie der Wohlstand gemehrt. Bleibt nur zu hoffen, daß die schwelende Finanzkrise nicht auch noch die reale Wirtschaft erfaßt und in eine veritable Aktienbaisse ausartet.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen