© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Aufgeschnappt
Ohnmacht am 3. Oktober
Matthias Bäkermann

Eine illustre Truppe aus Thüringen hat eine besonders innovative Idee ausgeheckt, wie man den Nationalfeiertag so gestalten kann, daß "der Blick aufs Eigene nicht die Sicht darauf verstellt, daß die Welt schon lange hier ist", als "ein Teil unserer Gesellschaft". Das federführende Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat mit seinem Bündnis "Gegen Ausgrenzung - Für eine weltoffene Gesellschaft", an dem einschlägige Institutionen wie Die Linke, ver.di-Jugend, der Flüchtlingsrat Thüringen und die Evangelische Erwachsenenbildung partizipieren, den "Tag der deutschen Einheit", den es schließlich "schon 17 Jahre gibt", gleich ganz neu erfunden.

Bereits im Mai hat deshalb das DGB-Bildungswerk in einem Rundschreiben Interessierte eingeladen, das bunte Rahmenprogramm für den diesjährigen weltoffenen "Tag der Einheit der Menschen 2007" mitzugestalten. Dieses findet nämlich nicht nur am 3. Oktober statt, sondern beginnt bereits am 15. September mit einem "Christopher Street Day" am Erfurter Hauptbahnhof mit anschließendem Gedenken an homosexuelle NS-Opfer im KZ Buchenwald. Am 18. September lockt die Podiumsdiskussion "Das schwule Klassenzimmer" zum Thema Homosexualität und Schule.

Um die "alltägliche Ohnmacht" der "Menschen ohne deutschen Paß" (zitiert nach Herta Däubler-Gmelin) richtig zu kurieren, gibt es dann in den folgenden Tagen jede Menge "interkulturelle" Veranstaltungen, bevor am "neuen, bunten, anderen" 3. Oktober mitten in der Altstadt der thüringischen Landeshauptstadt das Straßenfest zum "Tag der Einheit der Menschen" steigen kann.


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