© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/07 07. September 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema "Mügeln", JF 36/07

Statt einzuknicken

Ohne die polizeilichen Ermittlungen abzuwarten, die sich erfahrungsgemäß bei derartigen Massenschlägereien ohnehin schwierig gestalten, lassen Journalisten und sogar Spitzenpolitiker bei der Bewertung des Geschehens ihren Gefühlen freien Lauf, statt sich um Sachlichkeit zu bemühen. Die Folge ist, daß die gesamte Bevölkerung dieser Kleinstadt, der ja mangelnde Zivilcourage angelastet wird, wenn es im Kampf gegen "Rechtsextreme" geht, unter Generalverdacht gestellt und ihrem Image ein kaum wiedergutzumachender Schaden zugefügt wird.

Wenn das blutig geschlagene Gesicht eines der beteiligten Inder auf der Titelseite der Hindustan Times unter der Überschrift "Rassistischer Angriff in Deutschland" abgebildet ist, sollten deutsche Politiker und Journalisten überlegen, was sie durch ihre leichtfertige Schuldzuweisung angerichtet haben. Positiv ist aus meiner Sicht zu bewerten, daß ein couragierter Bürgermeister - statt einzuknicken - sich in lobenswerter Weise vor seine Bürger gestellt hat.

Gerd-Joachim Kalkowski, Hildesheim

 

Weder rechts noch links

Es läßt sich schon vom Pawlowschen Reflex sprechen, wenn man die Lawine durch unser Land rollen sieht, die in einer Keilerei unbekannten Ursprungs in Mügeln ihren Ausgang nahm. Natürlich hetzt man niemanden durch die Straßen, auch wenn man stinksauer ist, man prügelt und beschimpft sich auch nicht. So sollte es sein. Aber wir wissen alle, daß es nun mal nicht so ist.

Aggressionen können heranwachsen. So können Ausländer als Bedrohung empfunden werden (Kriminalität, Ausbreitung des Islam; Moscheebauten, Kopftuchstreit, Ehrenmorde, Beschimpfung von Deutschen), was zur zunehmenden Ablehnung bestimmter Gruppen von ihnen führt, die in emotional aufgeregten Situationen zum Ausbruch kommen kann.

Ich meine, daß es unser aller Anliegen sein muß, tolerant und friedfertig miteinander umzugehen und Meinungsverschiedenheit mit Argumenten auszutragen, die nicht vorher in linke Fesseln gelegt worden sind. Bürger sollten sich dagegen wehren, wenn eine rechte Gesinnung mit Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verbunden wird. Links und Rechts werden doch durch die beiden Flügel unseres Bundesadlers symbolisiert. Gewalt dagegen ist weder rechts noch links, sie ist immer unmenschlich.

Dr. Friedrich Stossier, Bad Oldesloe

 

Notfalls inszeniert

Von den uns Regierenden und den sie tragenden Parteien, unterstützt durch fast alle Medien, wird die "rechte Gefahr" wie eine ansteckende Krankheit bekämpft. Jede Berührung mit den "Rechten" muß vermieden werden, denn dabei könnte man sich "anstecken". Man geht gegen die "rechte Gefahr" so ähnlich wie gegen die Vogelgrippe vor: Isolation der "Rechten", politische Quarantäne, Ausgrenzung, politische Impfung der Bürger durch Verteilen von Aufklärungsschriften, bei denen die Argumente der "Demokratiefeinde" gar nicht wiedergegeben werden, sondern nur deren Gefährlichkeit betont und geraten wird, jeden Kontakt mit ihnen zu meiden. Sollten rechte Propagandisten erkannt werden, sofort die Behörden, die Polizei und den Verfassungsschutz benachrichtigen.

Die "Rechten" müssen kriminalisiert werden, als bloße Schläger und Primitivlinge hingestellt werden, mit denen man ohnehin nicht diskutieren könne. Ich will gar nicht bezweifeln, daß es bei den Rechtsradikalen solche "Primitivlinge" tatsächlich gibt, von denen ich auch nicht regiert werden möchte. Um so leichter aber wäre es doch, wenn man sie in öffentlich geführten Diskussionsveranstaltungen vorführen würde. Aber auch davor haben unsere "Staatsparteien" Angst. Warum? Weil sie vor den Bürgern Angst haben und ihnen keinerlei Urteilsfähigkeit zutrauen und weil die "Rechten" gelegentlich Fragen stellen, auf die die "Etablierten" keine Antwort haben.

Das Prinzip hat sich bewährt: Die "Rechten" sind letzten Endes alles alte und neue Nazis, die also an einer Art politischer, unheilbarer Erbkrankheit leiden, die in Deutschland angeblich sehr verbreitet ist. Da hilft eben nur die "Ausgrenzung" wie bei einer richtigen Krankheit. Und dazu werden Vorfälle wie in Mügeln, Sebnitz und Guntersblum geradezu dringend benötigt. Notfalls müssen sie sogar inszeniert werden.

Hans-Joachim Leopold, Laatzen

 

 

Zu: "Unter Piraten" von Thorsten Hinz, JF 35/07

"Raub" wäre eher angebracht

Der von Thorsten Hinz dargestellte historische Kontext zum Thema Beutekunst ist anerkennenswert und richtig. Warum disqualifiziert er seine Argumente am Ende mit dem Begriff "die Übertragung seiner Ostgebiete"?  Nach allem, was er geschrieben hatte, wäre der Begriff "Raub" eher angebracht gewesen.

Dr. Hans Hortig, Butjadingen

 

 

Zu: "Kölner CDU plädiert für kleinere Moschee" von Josef Hämmerling, JF 35/07

Stiefmütterliche Behandlung

Ich habe in dem Artikel die Erwähnung der Wählervereinigung Pro Köln vermißt, die mit fünf Mandaten als Fraktion im Rat der Stadt Köln vertreten ist. Es ist richtig und zutreffend, daß die Äußerungen von Ralph Giordano einen wichtigen Impuls gaben und daß damit erst noch richtig Bewegung in die Sache kam. Es ist aber auch anzumerken, daß Pro Köln gegen den Bau dieser Moschee bereits seit dem Jahr 2002 protestiert, und würde es diesen Protest nicht geben, wäre die Moschee schon längst gebaut. Aber nicht einmal mit einem Nebensatz haben Sie diese Gruppe erwähnt. Darüber bin ich enttäuscht, denn Sie unterscheiden sich dabei kaum von den etablierten Medien.

Ihre meiner Meinung nach stiefmütterliche Behandlung von Pro Köln hatte dazu geführt, daß ich Ihre Zeitung gekündigt hatte. Seit einiger Zeit habe ich sie neu abonniert, und fast tut es mir schon wieder leid. Das ändert aber nichts daran, daß ich die JF dennoch für die beste im deutschen Blätterwald halte und man eigentlich - will man über die Hintergründe bestimmter Dinge richtig und vollständig informiert sein - auf die Lektüre der JF nicht verzichten kann.

Regina Wilden, Mitglied im Rat der Stadt Köln für die Fraktion pro Köln

 

 

Zu: "Schleichende Aufweichung" von Anni Mursula, JF 35/07

Kinderloser Staat

Während die SPD und Opposition eine "Gleichstellung" mit der Ehe fordern, hält indessen die Union dagegen. Durch die permanente Zunahme von Homoehen entwickelt sich Deutschland immer mehr zum kinderlosen Staat. Zumal in den heutigen normalen Ehen  aufgrund egoistischen Verhaltens sowieso schon kaum noch Kinder geboren werden. Aber schon jetzt kann man sich als normaler Mensch ausmalen, daß dieser negative demographische Trend, falls er so anhält, in einigen Jahrzehnten zur Minderheit der deutschen Nation führen dürfte! Kein Wunder, wenn später die heute auf dem Vormarsch befindlichen Moslems hier bei uns dann das Sagen haben.

Georg Kitowski, Bochum

 

 

Zu: "Das Verhängnis des Liberalismus" von Peter Kuntze, JF 35/07

Alles, nur nicht Liberalismus

Was Kuntze unter Berufung auf Moeller van den Bruck als Liberalismus bezeichnet, ist alles, nur nicht Liberalismus. Liberalismus bedeutet - historisch - Schutz der Freiheit des einzelnen durch den Staat ("Nachtwächterstaat") und sonst nichts. Der Liberalismus trennt scharf zwischen Staat und Gesellschaft. Es ist aus liberaler Sicht nicht Sache des Staates, sich in die Gesellschaft einzumischen. Der Liberale ist nur in den seltensten Fällen Hedonist. Der Liberale hat keine Utopie. Den Markt als Utopie zu bezeichnen, ist absurd, entspricht aber wohl linker Denkweise. Noch ein paar Artikel dieses Zuschnittes, und die Zahl Ihrer Abonnenten wird am Jahresende nicht größer, sondern kleiner sein.

Joachim Gohlicke, Münster

 

 

Zu: "Es blieb nicht nur das bayerische Blau" von Richard Hausner, JF 35/07

Geholfen, aber nicht diktiert

In diesem Artikel wird behauptet: "Wenig Beachtung wird des weiteren dem Umstand zuteil, daß die Nationalfarben der Griechen ihren Ursprung im bayerischen Weiß-Blau haben." Dies ist schlichtweg falsch, und somit ist auch der Titel des Artikels irreführend und falsch.

Die Fahne in den Farben Weiß und Blau wurde bei der ersten griechischen Nationalversammlung im Januar 1822 beschlossen und in Details am 15. März 1822 festgelegt, also zehn Jahre vor der Ankunft von Otto I. und bevor noch feststand, ob der Aufstand der Griechen langfristigen Erfolg haben würde.

Bereits während der Türkenherrschaft existierten Fahnen, die der heutigen Fahne Griechenlands ähnlich sind. Auch im ersten Jahr der griechischen Revolution (1821) waren mehrere Fahnen in Gebrauch und im Umlauf. Da keine einheitliche Steuerung des Aufstandes existierte und auch dieser nicht gleichzeitig im ganzen Land startete, waren auch viele Symbole im Umlauf. Jeder Partisanenführer hatte seine eigene Fahne, aber gemeinsamer Nenner dieser war das Kreuz als Zeichen der religiösen Frömmigkeit. Gängige Symbole waren auch der wiedergeborene Phönix, die Schlange, Lorbeerblätter und der Anker (für die Inseln).

Am 1. Januar 1822 fand die sogenannte Erste Griechische Nationalversammlung statt, und dabei wurde auch im Prinzip die erste griechische Verfassung verabschiedet. In dieser wurde in zwei Artikeln die Art und die Farben der Fahne (Blau-Weiß) festgelegt, und die Exekutive erhielt den Auftrag, die Form und die Nutzungsdetails festzulegen. Zweifelsohne hat die Regentschaft der Bayern sehr dem neuen Staat geholfen, aber nicht die nationalen Symbole diktiert.           

Emmanuel Arintzis, Bonn

 

 

Zu: "Kurze Halbwertzeit" von Josef Kraus, JF 34/07

Bildung wird immer niveauloser

Für einen Bewohner eines süddeutschen Landes ist es ein unerträglicher Euphemismus, angeblich in einem "starken Abiturland" zu wohnen. Daß jede Nivellierung der staatlichen Schulen offenbar nur nach unten möglich ist, sieht Herr Kraus richtig. Wie sonst ist die Inflation von "Abi-turtraumnoten 1" nach den vielen Schulreformen zu erklären?

Von einer Anpassung der gymnasialen Lehrpläne der Bundesländer kann zumindest für Baden-Württemberg keine Rede mehr sein. Lehrpläne wurden mit der letzten Schulreform, der allgemeinen Einführung des achtjährigen Gymnasiums 2004, schlicht abgeschafft. Die schrittweise eingeführten "Kern- und Schulcurricula" sind im Gegensatz zu den abgeschafften Lehrplänen ohne Rechtsnormcharakter  und für die Lehrer unverbindlich. Die Möglichkeit einer Überprüfung der Einhaltung der Lehrpläne zumindest durch die Eltern besteht nicht mehr. Ein für den Bundeselternbeirat 2004 erstelltes Rechtsgutachten bestätigte das Recht der Schüler auf verkürzten Unterricht. Durch die Abschaffung der Lehrpläne läuft dieses Recht ins Leere.

Wenn in einem angeblich "starken Abi-turland" der Unterricht noch weiter in die Beliebigkeit reformiert wird, mag man sich nicht vorstellen, wie es um die Verhältnisse in den "schwachen Abiturländern" bestellt ist, die bei einer Vereinheitlichung des Abiturs nach Herrn Krauses Befürchtung offenbar tonangebend sein dürfen. Eltern, deren Kinder die staatlichen Schulen besuchen, müssen trotz schlechten Abschneidens des deutschen Schulwesens im internationalen Vergleich befürchten, daß die den Schülern vermittelte Bildung in deutschen Schulen nicht besser, sondern immer niveauloser wird.

Ursula Jaeger, Villingen-Schwenningen

 

 

Zu: "Vom Aktenzeichen zur Häftlingsnummer" von Wolfgang Philipp, JF 34/07

Schummler und Betrüger

Der Beitrag erinnert mich doch sehr an die hysterische Anti-Volksbefragungs-Kampagne der Linken in den achtziger Jahren und scheint mir die Ursachen der Entwicklung zu vergessen. Wenn behauptet wird "die politische Klasse hält das Volk ... für eine Bande von potentiellen Steuerhinterziehern, Sozialmißbrauchern und Betrüger", so ist die zugrunde liegende Betrachtung doch nicht ganz falsch. Jedenfalls wäre die gegenteilige Behauptung naiv. In der gleichen Ausgabe der JF spricht Thorsten Hinz auch von "asozialen Verhaltensweisen, die der Sozialstaat jahrzehntelang geweckt und gefördert hat".

Die zunehmende Kontrolle ist nur die Folge des ausufernden Umverteilungsstaats und des Verschwindens der Bürgerlichkeit. Einst anständige Bürger verwandeln sich in Schummler und Betrüger, die sich "armrechnen", um in den Genuß von Leistungen zu kommen oder die durch Scheinarbeitsverhältnisse an billige Mitgliedschaften in der Gesetzlichen Krankenversicherung gelangen. Man holt sich zurück, was man glaubt, zuviel abgeknöpft bekommen zu haben.

Ludwig Goergens, Berlin

 

 

Zu: "Ähnliche Wertvorstellungen" von Peter Möller, JF 34/07

Der Makel, zu deutsch zu sein

Endlich weiß ich, wie Integration funktioniert: Integrationsunwillige nichtdeutsche Immigranten täuschen Interesse vor, befürworten Integration und stellen ihre Forderungen. Dankbar greifen wir die Forderungen auf und geben zu erkennen, daß wir bereit sind, uns zu integrieren. Mehrsprachige Schulen werden gegründet. Wir stellen dann Lehrer und Sozialpädagogen aus diesen Kulturkreisen ein, weil ja nur diese Vorbildfunktion bei den Schülern haben und eine Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern stärken können. Deutsche Lehrer und Sozialpädagogen dagegen haben den Makel, eben deutsch zu sein. Sie sind ja kommunikationsunfähig mangelns vielseitiger Sprachkenntnisse und entsprechenden kulturellen Hintergrund?

Gunther Daumenlang, Moosburg

 

 

Zu: "SPD stellt Wehrpflicht in Frage" von Paul Rosen, JF 34/07

Wohl vergeblich

Die Frage, ob es Wehrpflicht oder eine Freiwilligenarmee geben soll, ist falsch gestellt. Die Alternative zur allgemeinen Wehrpflicht ist vielmehr die Berufsarmee.  Die Armee braucht nicht den Freiwilligen, sondern den Profi! Grundgedanke der allgemeinen Wehrpflicht war es, daß die Verteidigung des eigenen Landes Verpflichtung für jeden (männlichen) Staatsbürger sein sollte. Hinzu kommt, daß so eine ausgebildete Reserve entstand, die im Bedarfsfall, sprich Kriegsfall, sofort zur Verfügung stand. In Deutschland kam als weiteres Element die geradezu pathologische Angst der Politik hinzu, eine Berufsarmee könnte sich zu einem Staat im Staate entwickeln und ihrer Aufsicht entgleiten. Nur so ist zum Beispiel die Führung der Streitkräfte durch das Parlament zu erklären, die es in dieser Form in keinem anderen Land gibt. 

Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit dem Zweiten Golfkrieg 1991 wissen wir, daß Kriege im Zeichen eines rasanten militärtechnologischen Wandels nicht mehr von Massenheeren entschieden werden, sondern durch den gezielten Einsatz von Hightech-Waffen, über die auch die Bundeswehr in zunehmendem Maße verfügt, wie etwa den Eurofighter, die Fregatten der Klasse F 124, die Korvetten K 130 oder die U-Boote der Klasse 212.

Maßstab für die Struktur der Streitkräfte, die Ausbildung und Ausrüstung ihrer Soldaten muß die Fähigkeit sein, die ihr gestellten Aufgaben so effektiv wie möglich zu erfüllen. Soldat und Technik  müssen zu diesem Zweck eine Symbiose eingehen als Voraussetzung für eine hohe Wirksamkeit der eingesetzten Waffensysteme sowie eine hohe Überlebenschance der eingesetzten Soldaten. 

Die Ausrichtung der Streitkräfte nach innenpolitischen Kriterien wie "Wehrgerechtigkeit" ist absurd! Das dient nur der parteipolitisch motivierten Stimmungsmache. Eine gut ausgerüstete und ausgebildete Berufsarmee ist also das Gebot der Stunde. Nicht ohne Grund wird sie in der Mehrzahl der Staaten praktiziert. Doch solange sich unsere politische Führung der Einsicht verweigert, daß sich die Bundeswehr überhaupt in einem Kampfeinsatz befindet, der es sogar erforderlich machen kann, zu töten, und statt dessen in der Bundeswehr nur ein bewaffnetes Technisches Hilfswerk sieht, wird dieser Appell wohl vergeblich sein. 

Rolf Bürgel, Darmstadt


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