© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/07 14. September 2007

Aufgeschnappt
Missionen und Tendenzen
Matthias Bäkermann

Die muslimischen Eltern sind sehr interessiert an dem Konzept", das im emsländischen Papenburg seit dem neuen Schuljahr angeboten wird. Mit Stolz kommentiert der stellvertretende Schulabteilungsleiter im Bistum Osnabrück den jüngsten Vorstoß, an der katholischen Michaelschule künftig einen islamischen Religionsunterricht anzubieten. Im Papenburger Stadtteil Obenende gibt es keine staatliche Haupt- und Realschule, an der die knapp vierzig muslimischen Schüler im eigentlich 2004 eingeführten, weltanschaulich neutralen Fach "Werte und Normen" unterrichtet würden.

Das Bistum legt in seinem "Tendenzbetrieb" zwar Wert auf religiöse Bindung - christlichen Religionsunterricht möchte man muslimischen Kindern jedoch nicht zumuten. Deshalb soll der islamische Religionslehrer Mehmet Aygül das katholische Kollegium verstärken, um "den Schülern den Zugang zu ihrem Glauben zu erleichtern". Zusammen mit einem islamischen Pädagogen der Universität Osnabrück wurde ein Lehrplan erstellt. Zur "Förderung der Dialogfähigkeit" werden nun Themen zu Koran und Bibel oder die religiösen Feste von Moslems wie von Christen "erarbeitet und gemeinsam ausgewertet". Der örtliche Pfarrer Ludger Pöttering ist ganz euphorisch: "Das stärkt das Verständnis füreinander." Der neue Unterricht steigere "zudem die Attraktivität der Schule für Muslime". Deren Quorum ist laut Satzung derzeit jedoch auf höchstens dreißig Prozent begrenzt. Die religiöse Ausstattung in der Schule bleibt außerdem unbeeinflußt: Kruzifixe seien bisher nicht abgehängt worden, teilte ein Sprecher auf Anfrage der JF mit.


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