© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/07 14. September 2007

Meldungen

Partisanen: Brutal gegen Landsleute

MÜNCHEN. Vollmundig kündigen die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (3/07) Alexander Brakels Fallstudie zum Partisanenkrieg in Weißrußland (1941-1944) als "völlig neuen Blick auf diesen Krieg" an, da der Verfasser erstmals alle sowjetischen, deutschen und polnischen Quellen "systematisch miteinander verzahnt" habe. Tatsächlich ist das Resultat aber eher enttäuschend. Zwar bestätigt Brakel gut fundiert, was gegen die Nonsens-Thesen Hannes Heers und Christian Gerlachs schon eingewandt wurde, nach denen es entweder gar keine Partisanen gegeben oder der Partisanenkampf nur als Vorwand für den "Vernichtungskrieg" gegen die Zivilbevölkerung gedient habe. Aber darüber hinaus ergibt sich aus dem "neuen Blick" nur die in der älteren deutschen Forschung omnipräsente Einsicht, daß die russischen Bauern von den Partisanen mehr zu fürchten hatten als von den Deutschen. Der "Kahlfraß ganzer Gebiete" ging ebenso aufs Konto der Partisanen wie die Rücksichtslosigkeit gegen eigene Landsleute. Die Schonung der Zivilisten sei "dem sowjetischen Untergrund relativ gleichgültig gewesen". Damit entzieht Brakel jedoch nur der postsowjetisch fortschwelenden Idealisierung vom "Kampf des ganzen Volkes" gegen die "faschistischen Okkupanten" den Boden.

 

Krüss: Übersichtliches Glück und Weltoffenheit

BREDSTEDT. Auffällig ist, daß herausragend erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher wie Astrid Lindgrens "Ferien auf Saltkrokan" oder James Krüss' "Leuchtturm auf den Hummerklippen" auf Inseln angesiedelt sind. Wie Ada Bieber am Beispiel des auf Deutschlands einziger Hochseeinsel geborenen James Krüss (1926-1997) ausführt (Nordfriesisches Jahrbuch 42, 2006/07), scheint die Faszination des Inselmotivs nicht auf kindliche Gemüter beschränkt zu sein. Inselvorstellungen stehen in einer langen literarischen Tradition, die etwa Schnabels "Insel Felsenburg", Defoes "Robinson Crusoe" oder Stevensons "Schatzinsel" prägte. Abgesehen davon, daß sich Inseln seit der Antike als Projektionsflächen für soziale Utopien eignen, sind sie nach Bieber vor allem Sinnbilder für "Geborgenheit und Heimat". Auf begrenztem Raum könne Einfachheit und Übersichtlichkeit erzeugt werden. Bei Krüss, der als "Exil-Helgoländer" auf Gran Canaria lebte, dürfte die Heimatinsel zeitlebens Sehnsuchts- und Zufluchtsort geblieben sein, ein "Erbe", das sein gesamtes Werk forme. Allerdings  bedienten seine Inselräume keine Heimatklischees. Denn stets repräsentiere insulare Existenz bei ihm "übersichtliches Glück und Weltoffenheit".

 

Erste Sätze

Könnte es sein, daß es die unvollkommene Schönheit ist, welche sich als die vollkommenste erweist?

Jürgen Kesting: Maria Callas, Düsseldorf, 1990.


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