© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Druck von außen
von Michael Wiesberg

Es ist gekommen, wie es wohl kommen mußte. Der US-Politologe Norman Finkelstein, in Deutschland unter anderem durch das Buch "Die Holocaust-Industrie" bekannt, in dem er amerikanisch-jüdische Organisationen in ungewöhnlicher Schärfe angriff, hat seinen, wie er es selbst bezeichnete, "wissenschaftlichen Hafen" an der privaten DePaul University in Chicago verloren. In einer gemeinsamen Erklärung haben Finkelstein und die Universität ihre Trennung bekanntgegeben.

Der streitbare Politologe ist wohl nicht ganz zu Unrecht der Meinung, daß diese Entscheidung durch "Druck von außen" zustande gekommen ist. Offenbar mischte hinter den Kulissen der umtriebige Rechtsanwalt und Harvard-Professor Alan Dershowitz mit, dessen Buch "Plädoyer für Israel" Finkelstein zu kritisieren wagte. Dershowitz forderte wohl auch deshalb im September 2006 dazu auf, Finkelstein zu suspendieren. Der einflußreiche Harvard-Professor gehört zu den lautstärksten Trommlern gegen die Thesen der beiden US-Politologen John Mearsheimer und Stephen Walt, deren Buch über "Die Israel-Lobby" in den USA und mittlerweile auch in Europa zu kontroversen Auseinandersetzungen führte.

Bezeichnend jedenfalls ist, wie Dershowitz das vorläufige Ende von Finkelsteins akademischer Karriere kommentierte: "Ich bin glücklich, daß er aus dem akademischen Betrieb ausgeschieden ist. Laßt ihn doch an irgendwelchen Straßenecken geschwollen daherreden."


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