© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Bier, Brot, Musik und Ritter
König Ludwig Schloßbrauerei: In den vier bayrischen Braustätten werden insgesamt etwa 400.000 Hektoliter pro Jahr erzeugt
Wolfhard H. A. Schmid

Über 20 Jahre kämpft Luitpold Prinz von Bayern, der Urenkel des letzten bayrischen Königs Ludwig III., vergeblich um eine Zulassung für seine Schloßbrauerei Kaltenberg auf der "Münchner Wiesn", die an diesem Samstag beginnt. Immerhin hatte das Oktoberfest 1810 seinen Ursprung in der Hochzeit des späteren Königs Ludwig I. Die Stadt München verweigert dennoch dem Wittelsbacher Prinzen die Zulassung mit der Begründung, daß schon immer nur in München ansässige Brauereien am inzwischen größten Volksfest der Welt teilgenommen hätten.

Aber sind es wirklich noch ausschließlich "Münchner" Brauereien, die dort vertreten sind? Nach der großen Fusionswelle hat die brasilianisch-belgische InBev-Gruppe (ehemals Interbrew/AmBev) die fusionierte Münchner Spaten/Franziskaner-Löwenbräugruppe übernommen. Die niederländische Heineken hat sich mit fast 50 Prozent an den zur Schörghuber-Gruppe gehörenden Münchner Brauereien Paulaner und Hacker-Pschorr beteiligt. Wenn man einmal vom staatlichen Münchner Hofbräu absieht, hat lediglich die Augustiner-Brauerei seit 1328 bis heute ihre Unabhängigkeit beibehalten.

Daß der bayrische Prinz ein geschickter mittelständischer Unternehmer ist, hat er mit der Vermarktung des Namens "König Ludwig" für seine Biersorten bewiesen. 1976 übernahm Luitpold als geschäftsführender Gesellschafter das im Landkreis Landsberg am Lech gelegene Schloß Kaltenberg einschließlich der Brauerei. 1980 übernahm Luitpold den Marthabräu in Fürstenfeldbruck, wo sich heute der Geschäftssitz der Brauerei befindet. Vor wenigen Wochen rettete er den mittelständischen Oberbräu in Holzkirchen vor der Zerschlagung. In ihrer heutigen Form wurde die Schloßbrauerei Kaltenberg 1870 eröffnet. 1920 trat sie der Münchner Unionsbrauerei bei, dem späteren Löwenbräu.

Seit der Übernahme der Brauerei durch Prinz Luitpold ist ihr Bierausstoß stark angestiegen. Unter dem Namen "König Ludwig" werden seit 2006 zusätzlich verschiedene Weißbiersorten angeboten, darunter auch ein Weizenbock und alkoholfreies Weißbier, dazu unter dem Namen Kaltenberg verschiedene helle Sorten. Alle Biere werden selbstverständlich nach dem vom Wittelsbacher Herzog Wilhelm IV. 1516 erlassenen bayrischen Reinheitsgebot gebraut, das 1906 deutschlandweit übernommen wurde. Ein weltweites Vertriebsnetzwerk, erweitert mit dem Partner Warsteiner, dazu zahlreiche Lizenzbrauereien sorgen für die Sicherstellung des Absatzes.

Ebenfalls ein Inbegriff ist das jährlich im Juli stattfindende Kaltenberger Ritterturnier geworden, das sich zur weltgrößten mittelalterlichen Veranstaltung entwickelt hat. Vor Zehntausenden Besuchern bieten sich durchtrainierte Recken packende Zweikämpfe, ein mittelalterliches Treiben bringt den Besucher schon nach Betreten des Areals in die entsprechende Stimmung. Zur musikalischen Untermalung tritt übrigens regelmäßig die aus Preußen stammende Musikgruppe Corvus Corax auf.

Inzwischen hat der Prinz auch entdeckt, daß sich der Bekanntheitsgrad seiner Biere mit einem Gastronomienetzwerk zusätzlich erweitern läßt. Ein 2005 abgeschlossener Kooperationsvertrag mit der in Ulm ansässigen Kloster Andechs Gastronomie war die Geburtstunde für die neue Wirtshausfamilie "König von Bayern", mit der bislang sieben Wirtshäuser betrieben werden. Außerdem wird ein "König Ludwig Brot" in Kooperation mit einem Backmittelhersteller vermarktet, das von mittelständischen Bäckereien hergestellt werden kann.


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