© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/07 28. September 2007

Meldungen

Solidaritätskampagne für Norman Finkelstein

ChICAGO. Die Studentenorganisation Academic Freedom Committee der DePaul-Universität in Chicago plant für den 12. Oktober eine Solidaritätskundgebung für den Politologen Norman Finkelstein (siehe nebenstehenden Artikel) und seine Kollegin und Unterstützerin Mehrene Larudee. Beiden werde, so die Veranstalter, "aus politischen Gründen" eine Festanstellung an der Universität verweigert, obwohl sie alle Kriterien in Forschung und Lehre erfüllten. Unter dem Motto "Zur Verteidigung der akademischen Freiheit" werden in der Rockefeller Chapel der Universität prominente Redner wie der Linguist und Globalisierungskritiker Noam Chomsky, der Historiker Tony Judt (JF 13/06) und der Politologe John Mearsheimer (JF 38/07) auftreten. Letzterer hat kürzlich zusammen mit Stephen Walt ein Buch unter dem Titel "Die Israel Lobby. Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflußt wird" herausgebracht. Mehr im Internet unter: www.academicfreedomchicago.org

 

Kopftuchverbot an Unis soll aufgehoben werden

ANKARA. Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan will das Kopftuchverbot an türkischen Universitäten aufheben. "Das Recht auf eine höhere Bildung darf nicht wegen der Kleidung eines Mädchens eingeschränkt werden", erklärte der Islamist vorige Woche in der Londoner Financial Times. In westlichen Ländern gebe es dieses Problem nicht, aber in der Türkei. "Es ist die oberste Pflicht der Politik, dieses Problem zu lösen", so Erdoğan. Zuvor hatte der Vorstand der regierenden islamistischen AKP einen entsprechenden Passus für die geplante neue Verfassung des Landes beschlossen. Nur die Ganzkörperverschleierung (Burka) und das Kopftuch in Schulen und staatlichen Institutionen soll danach weiterhin verboten bleiben. Die linksnationale Atatürk-treue Opposition (CHP) sieht in der Aufhebung des Kopftuchverbots an den Universitäten den Anfang vom Ende des laizistischen Systems.

 

Ilves setzt Nazis und Kommunisten gleich

TALLINN. Der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves hat das in seinem Land verübte NS- und Sowjet-Unrecht gleichgesetzt. "Die Wahrheit ist, daß die Rote Armee und ihre NKWD-Geheimpolizei Estland ebenso sehr 'befreit' haben wie die Wehrmacht und die Gestapo vor ihnen", erklärte der Sozialdemokrat vorige Woche bei einer Gedenkveranstaltung für die am 22. September 1944 von der Roten Armee entmachtete estnische Regierung unter Otto Tief. "Aus der estnischen Warte gibt es keinen Unterschied zwischen Nazis und Kommunisten", meinte Ilves. "Beide gingen brutal vor und unterdrückten Esten, weder die Nazis noch die Kommunisten tolerierten die Demokratie, das weiß jeder Este."

 

Ahmadi-Nedschad vor Columbia-Universität

NEW YORK. Der Auftritt von Mahmud Ahmadi-Nedschad am Montag an der New Yorker Columbia-Universität hat heftige Reaktionen ausgelöst. Uni-Präsident Lee Bollinger bezeichnete den iranischen Präsidenten in seiner Begrüßungsrede als "engstirnigen und grausamen Diktator". Wenn er den Holocaust leugne, sei er entweder "schamlos provokativ oder erstaunlich ungebildet". Ahmadi-Nedschad wurde dennoch mit Beifall begrüßt, als er danach ans Rednerpult trat. Er unterstellte Bollinger, dieser stehe unter dem Einfluß "der feindseligen US-Presse und -Politiker". Auf Fragen zu seiner Leugnung des Holocaust antwortete er: "Angenommen, es ist geschehen: Was hat das mit dem palästinensischen Volk zu tun?" Außerdem wurde Ahmadi-Nedschad mit Fragen zur Hinrichtung von Menschenrechtsaktivisten und Kindern sowie zur Unterdrückung von Frauen, Homosexuellen und Nicht-Muslimen konfrontiert.


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