© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

WIRTSCHAFT
Amtliche Fälscher
Jens Jessen

Ökonomen können nur staunen über die unverschämte Verwendung frisierter Wirtschaftsdaten in den USA, mit denen die ökonomische Situation geschönt und die tatsächliche Lage vernebelt wird. Aus der Berechnung der US-Inflationsrate werden etwa die Preisentwicklungen auf dem Rohölmarkt ebenso wie die der Nahrungsmittel ausgeklammert. Die Arbeitslosenrate basiert nicht auf amtlich registrierten Beschäftigungsverhältnissen, sondern einzig und allein auf Telefonumfragen bei 60.000 Haushalten und 160.000 Unternehmen. Die geschönte Lage mit einer "gefühlten" geringen Inflationsrate und einer niedrigen Arbeitslosigkeit hat nicht zum ersten Mal zu einer falschen Einschätzung der wirtschaftlichen Situation in den USA geführt. Die Börsen der Welt haussierten wieder einmal zu lange. Die Konsumenten kauften Häuser, investierten in Autos und in Möbel, da das Geld billig war - obwohl es dafür keinen Grund mehr gab.

Die leichtfertige Expansion der Geldmenge stützte den Konsum durch eine beschleunigte Senkung der Kreditzinsen - bis die Inflation unverkennbar zu einer Gefahr für einen hohen Beschäftigungsgrad, die Stabilität des Preisniveaus, das außenwirtschaftliche Gleichgewicht und ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum wurde. Zu spät und in zu kurzen Intervallen steuerten die Federal-Reserve-Chefs Alan Greenspan und nun Ben Bernanke mit Leitzinssteigerungen dagegen. Kredite und Hypotheken konnten die Konsumenten dann nicht mehr bedienen. Schieflagen von Banken und ganzen Branchen folgten. Milliarden Euro, Dollar und Yen "verdampften", die Kurse brachen ein. Um die Konsumlaune wieder anzuheizen, wurde der US-Leitzins zwar wieder gesenkt - eine Lösung der fundamentalen Probleme ist aber ausgeblieben.


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