© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

"Helft mir, der Mörder ist gekommen!"
Neu auf DVD: Fritz Poppenbergs Film "Maria und ihre Kinder" würdigt das Wirken einer Abtreibungsgegnerin
Anni Mursula

An vorderster Front im "gewaltigen Krieg zwischen den Geborenen und den Ungeborenen" - wie der ehemalige serbische Abtreibungsarzt Stojan Adasevic das weltweite Abtreibungsgeschäft nennt - steht eine junge Hebamme aus München. Die 26jährige Maria Grundberger spricht vor der Abtreibungsklinik in der Münchner Fäustlestraße Frauen an und ermuntert sie zum Austragen ihres Kindes ermutigt. Auf diese Weise hat sie zusammen mit anderen "Gehsteigberatern" bereits mehr als fünfhundert Ungeborenen das Leben gerettet.

Jetzt ist ihrer Arbeit ein Dokumentarfilm gewidmet worden: "Maria und ihre Kinder" zeigt die Geschichte mehrerer Frauen, die sich nach Beratungsgesprächen mit Grundberger doch für ihr Kind und gegen eine Abtreibung entschieden haben.

Weinend hält eine junge Mutter ihr Kind in den Armen und erzählt, daß sie immer wieder ihren Sohn um Verzeihung bittet: Sie war schon in der Abtreibungsklinik, als sie sich doch noch umentschied. Ein anderes Mädchen erzählt, daß ihr von den Eltern ihres Freundes 5.000 Euro für die Abtreibung ihres Kindes angeboten wurden. Auch sie entschied sich für das Baby. Doch zu den bewegendsten Geschichten des Films zählt überraschenderweise die eines Mannes: Vergeblich versuchte er, die Abtreibung seines Kindes zu verhindern. Er bot sogar an, das Kind alleine großzuziehen, doch seine Freundin blieb bei ihrer Entscheidung und ließ ihr gemeinsames Kind abtreiben. Die vollkommene Unmacht eines Vaters gegenüber dem Lebensrecht seines Kindes könnte nicht verheerender sein.

Der 46minütige Film von Fritz Poppenberg zeigt nicht nur den Kampf um das Leben der Ungeborenen, sondern auch die Fälle, die Maria Grundberger nicht gewinnen konnte: Zahlreiche Geschichten machen deutlich, wie sehr viele Frauen leiden, nachdem sie abgetrieben haben. Auch Stojan Adasevic, der selbst etwa 62.000 ungeborene Kinder getötet hat, erzählt, wie er heute unter seiner Vergangenheit leidet. Irgendwann sei er Nacht für Nacht von Alpträumen heimgesucht worden, in denen ein kleiner Junge rief: "Hilfe, Hilfe, der Mörder ist da. Bitte helft mir, der Mörder ist gekommen!" Danach sei ihm erst richtig bewußt geworden, daß er bei der Abtreibung tatsächlich Menschen umbringt. Später hat er sich der Lebensschutzbewegung angeschlossen.

Bei der Uraufführung des Films am 22. September in der Berliner Urania sprach auch der Mitarbeiter des United States Holocaust Memorial Museum in Washington D.C., Robert Buckley. Warum gerade er bei der Premiere eines Anti-Abtreibungsfilms sprechen sollte, erschloß sich dem Publikum nicht ohne weiteres.

Doch Buckley selbst sah einen klaren Zusammenhang: Weltweit seien Millionen Menschen durch Abtreibung umgebracht worden. Bei einer derart systematischen Tötungsmaschinerie liege der Vergleich zum Holocaust nahe. Ihm sei bewußt, daß eine solche Analogie vor einigen Jahren in Deutschland für heftige Furore sorgte. Dennoch bleibe er dabei: "Ich habe über 180 Interviews mit Holocaust-Überlebenden geführt und viele von ihnen auch zur Abtreibung befragt", sagte Buckley. "Die Überlebenden betonten, daß Mord Mord bleibt - egal, aus welchem Grund er geschieht - und daß Leben Leben bleibt - egal, ob geboren oder ungeboren."

"Maria und ihre Kinder", Drei Linden Film, Berlin 2007, Laufzeit: 46 Minuten, 21,95 Euro


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