© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Frisch gepresst

Apostelinnen. Die "Bibel in gerechter Sprache" war im vergangenen Jahr ein Versuch von Kreisen in der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Urkunde der Christenheit von ihrem vermeintlichen Antijudaismus und Androzentrismus zu befreien und Frauen, Juden sowie gesellschaftlichen Minderheiten "Gerechtigkeit" widerfahren zu lassen. Daß dieses Unterfangen in weiten Teilen von Kirche, Wissenschaft und Feuilleton auf Ablehnung stieß, hinderte eine Schweizer "feministische Lesegruppe" nicht daran, die Ergebnisse ihrer Bemühungen zur "Vermeidung übersetzungsbedingter Diskriminierungen in der neuen Zürcher Bibelübersetzung" jetzt zu veröffentlichen. Die Autorinnen bedauern, daß "nur wenige" ihrer Vorschläge Eingang in die neue Bibel gefunden hätten, und veröffentlichen deshalb ihren Forderungskatalog gesondert. (Ursula Sigg-Suter, Esther Straub, Angela Wäffler-Boveland: "... und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein." Die neue Zürcher Bibel feministisch gelesen. Theologischer Verlag, Zürich 2007, broschiert, 159 Seiten, 12,80 Euro).

 

Alzheimer. "Es ist, als existierte man immer weniger. Ein Mensch allein kann das nicht ertragen", beschrieb René Neer, pensionierter Psychologe, einmal seine Krankheit Alzheimer. Während der Vater mit dem Vergessen kämpfte, wurde seine Tochter, Stella Braam, zu seinem Gedächtnis: Über drei Jahre lang begleitete die Journalistin und Buchautorin ihren demenzkranken Vater und zeichnete den gesamten Krankheitsverlauf auf. Zum Beispiel wie Orientierungslosigkeit und Angst, Ruhelosigkeit und Wut langsam von ihm Besitz nahmen. Wie er in ein Pflegeheim ziehen mußte, überforderten Helfern begegnete und Medikamente verabreicht bekam, die ihn fast zum Verstummen brachten. Am Ende erkante er seine eigene Familie nicht mehr. René Neer selbst beschrieb Alzheimer, als sei sein Kopf aus Styropor: "Als lebe man in einer Wolke. Jegliche Ordnung ist verschwunden." Das Buch setzt sich kritisch auseinander mit der Ratlosigkeit im Umgang mit alten und kranken Menschen und dem Pflegenotstand - einem der drängendsten Probleme der immer älter werdenden Gesellschaft (Ich habe Alzheimer. Beltz Verlag, Weinheim 2007, gebunden, 192 Seiten, 17,90 Euro).

 

Pamir. Bereits im November 2006 geriet der Untergang des Segelschiffes Pamir während eines Orkans im Atlantik durch das filmische ARD-Doku-Drama in den Fokus der Aufmerksamkeit. Rechtzeitig zum eigentlichen fünfzigsten Jahrestag der Tragödie, bei der achtzig Seeleute am 21. September 1957 den Tod fanden, hat Eigel Wiese nun die zweite Auflage seiner Pamir-Monographie vorgelegt. Der Seefahrtshistoriker schildert in dem reich illustrierten Band kenntnisreich die wechselhafte Geschichte der Viermastbark seit ihrem Stapellauf 1905 bis zu ihrem Einsatz als frachttragendes Segelschulschiff (Pamir. Glanz und Untergang eines Segelschiffes. Koehler Verlagsgesellschaft, Hamburg 2007, gebunden, 163 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).


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