© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/07 12. Oktober 2007

Aufgeschnappt
Presserat die Stirn geboten
Matthias Bäkermann

In Augsburg soll ein Mann eine Schülerin auf der Lehrertoilette sexuell mißbraucht haben. Dieses Verbrechen war der Augsburger Allgemeinen eine Zeitungsmeldung wert. Bei der Beschreibung des mutmaßlichen Täters gab man in diesem Artikel ferner an, daß es sich um einen "irakischen Asylberechtigten" handele.

Das brachte dem süddeutschen Regionalblatt prompt eine Mißbilligung des deutschen Presserats ein. In der Begründung heißt es, "eine Tat wie die vorliegende" passiere "leider immer wieder" und werde "nicht in erster Linie von Ausländern oder Asylsuchenden begangen". Deshalb, so sind sich die Pressehüter sicher, "besteht in diesem Fall an beiden Informationen kein Interesse des Lesers". Bei der Augsburger Allgemeinen allerdings "sieht man das anders" und begründete in der Ausgabe vom letzten Dienstag auch, warum: "Wir halten es für wichtig, unsere Leser darüber zu informieren (...), weil sich die Frage stellt, wie sich ein solcher Rechtsbruch mit der Gewährung von Asyl verträgt. Diese Frage darf öffentlich diskutiert werden. Die dazu notwendigen Informationen dürfen der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden." Weiterhin kündigt man an, dem scheinbar vom Presserat, aber auch länderübergreifend von vielen Polizei-Pressestellen beherzigten "Kodex" nicht zu folgen, der eine Nennung der Herkunft bei nicht-deutschen Straftätern ausschließen soll. Die Redaktion respektiere den Presserat als "Organ der freiwilligen Selbstkontrolle". Couragiert schließen die Journalisten ihre offene Kampfansage: "Wir lassen uns aber nicht das Recht nehmen, unsere Leser mit Informationen zu versorgen, die wir für wichtig halten."


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